Weitere Opfer im Missbrauchsfall Lügde
Der Missbrauchsfall von Lügde nimmt immer erschreckendere Ausmaße an. Die Zahl der Opfer sei auf mindestens 34 gestiegen, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag im Innenausschuss des Landtags.
Bei 14 weiteren Personen bestehe der Verdacht, dass auch sie Opfer des vielfachen Missbrauchs auf einem Campingplatz in Nordrhein-Westfalen geworden sein könnten. Reul rechnet daher mit noch mehr Opfern. Bislang waren die Ermittler von mindestens 31 Opfern ausgegangen.
Aktuell werden Reul zufolge fast 3,3 Millionen sichergestellte Bilder und fast 86 300 Videos ausgewertet. Insgesamt 24 Spezialisten werteten in Bielefeld die IT-Beweismittel aus. Die Durchsuchungen wurden auf weitere Objekte ausgedehnt. Anfang März sei das Elternhaus eines Mitbeschuldigten untersucht worden. Unterlagen und CDs seien im Keller sichergestellt worden. Außerdem gebe es Hinweise auf eine weitere „tatrelevante Parzelle“ auf dem Campingplatz.
Auch der Polizeiskandal infolge zahlreicher Ermittlungspannen in dem Fall weitet sich aus. So wurde ein zeitweiliger Leiter der Ermittlungskommission in Lippe vorläufig vom Dienst suspendiert. Der Beamte des Kriminalkommissariats Bad Salzuflen habe die Kommission von Mitte Dezember bis Anfang Januar geführt, sagte Reul. Gegen ihn bestehe in einem anderen Sexualstraffall der Verdacht der Strafvereitelung im Amt. Wie auch im Fall Lügde seien Beweismittel in jenem Fall nicht mehr auffindbar gewesen. Gegen den Beamten seien Strafanzeige gestellt und ein Disziplinarverfahren eröffnet worden.
Der suspendierte Beamte hatte als Tutor auch den Kommissarsanwärter betreut, der die später aus einem nicht gesicherten Asservatenraum verschwundenen 155 CDs und DVDs gesichtet hatte. Der Verlust der Beweismittel wurde erst Wochen später bemerkt. Die Staatsanwaltschaft Detmold habe inzwischen ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wegen Diebstahls eröffnet, erklärte Reul.
Im Fall Lügde waren drei Beamte aus der Führung der Polizei Lippe laut Innenministerium bereits versetzt worden. Gegen zwei weitere Polizisten laufen Strafverfahren, weil sie frühe Hinweise auf den Kindesmissbrauch nicht an die Staatsanwaltschaft Detmold weitergeleitet hatten.
Die drei Haupttatverdächtigen im eigentlichen Missbrauchsfall sitzen in Untersuchungshaft. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte es seit 2008 auf dem Campingplatz an der Landesgrenze zu Niedersachsen mehr als 1000 Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen gegeben. Zudem gibt es laut Reul Hinweise, dass der Hauptverdächtige schon 2002 ein damals achtjähriges Mädchen missbraucht haben soll. (dpa)
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