Verdächtiger in Fall „Maddie“ reicht neuen Antrag auf Haftentlassung ein

Der wegen eines Drogendelikts in einem schleswig-holsteinischen Gefängnis sitzende deutsche Verdächtige im Vermisstenfall "Maddie" hat einen neuen Antrag auf Haftentlassung gestellt. Dies teilte sein Anwalt Friedrich Fülscher am Donnerstag in Kiel mit.
Titelbild
Ein Wärter öffnet eine Gefängnistür.Foto: DOMINIQUE FAGET/AFP via Getty Images
Epoch Times30. Juli 2020

Erst am Dienstag hatte Fülscher erklärt, Christian B. habe einen zuvor gestellten Antrag auf vorzeitige Haftentlassung zurückgezogen.

Nach Meinungsverschiedenheiten zwischen den Landgerichten in Kiel und im niedersächsischen Braunschweig über die Zuständigkeit dafür hatte in der vergangenen Woche der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe entscheiden müssen. Dieser erklärte die Braunschweiger Richter in der Antragssache für zuständig.

B. habe aber das Vertrauen in die Braunschweiger Justiz verloren, erklärte Fülscher am Dienstag. Er sehe sich von dem dort ansässigen Landgericht zu Unrecht für die Vergewaltigung einer 72-jährigen US-Bürgerin in Portugal im Jahr 2005 verurteilt. Fülscher schloss aber bereits zu diesem Zeitpunkt einen neuen Antrag nicht aus.

Das Braunschweiger Landgericht hatte B. im September wegen des Missbrauchs der Frau zu sieben Jahren Haft verurteilt, die Strafe ist aber noch nicht rechtskräftig. Derzeit liegt der Fall beim BGH. B. hielt sich nach Angaben deutscher Ermittler zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve im Süden Portugals auf.

In diese Zeit soll auch die mutmaßliche Ermordung des vor rund 13 Jahren in Portugal verschwundenen britischen Mädchens Madeleine „Maddie“ McCann fallen. Im Juni teilte die Staatsanwaltschaft Braunschweig mit, dass sie gegen den unter anderem wegen sexuellen Kindesmissbrauchs vorbestraften B. deshalb wegen Mordes ermittelt.

Grabungen in Hannover Kleingarten

Im Fall des verschwundenen Mädchens wertet die Polizei derzeit die Ergebnisse ihrer Grabungen in einem Kleingarten am Stadtrand von Hannover aus.

Ob bei der zweitägigen Polizeiaktion etwas gefunden wurde, und wenn ja was, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Braunschweig, Julia Meyer, nicht. Die Ermittler wollten zunächst keine Wasserstandsmeldungen zu der am Mittwochabend beendeten Durchsuchung abgeben, meinte sie.

Polizisten hatten auf dem verwaisten Grundstück das Erdreich mit einem Bagger, Spaten und Harken durchkämmt. Bereits am Dienstag waren Fundamente – womöglich einer Gartenhütte – weggebaggert worden. Ein Spürhund kam in einem Hohlraum unter der Bodenplatte zum Einsatz.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte zu Beginn des Einsatzes lediglich bestätigt, dass die Grabungen im Zusammenhang mit den Mordermittlungen gegen einen 43-jährigen Deutschen stehen. Der Mann soll das dreijährige Mädchen 2007 aus einer Ferienanlage an der portugiesischen Algarve entführt haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Kind tot ist. Nach Madeleines Verschwinden lebte der Verdächtige in Hannover – Medienberichten zufolge wohnte er in einem Kleinbus und arbeitete in einer Werkstatt nicht weit von dem jetzt durchsuchten Kleingarten entfernt. Der Verdächtige sitzt derzeit in Kiel wegen anderer Delikte in Haft.

In einer anderen Sache war die Polizei schon einmal auf einem Grundstück des Mannes fündig geworden. Nach Medienberichten hatten Fahnder Anfang 2016 auf dem Gelände einer alten Kistenfabrik bei Magdeburg, die dem mehrfach verurteilten Sexualstraftäter gehörte, in einer Grube Speichermedien mit Missbrauchsbildern von Kindern entdeckt. Der Verdächtige äußert sich laut seinem Verteidiger nicht zu dem Vorwurf, Madeleine McCann entführt und ermordet zu haben. (dpa/afp/sua)



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