Urteil: Lebenslang für Mädchenmörder von Illerkirchberg

Die juristische Aufarbeitung des Mordes an einer Schülerin und des versuchten Mordes an ihrer Freundin in Illerkirchberg geht seinem Ende entgegen. Das Landgericht Ulm fällt sein Urteil.
Das Ortsschild von Illerkirchberg. Zwei Mädchen wurden hier auf ihrem Schulweg angegriffen.
Das Ortsschild von Illerkirchberg. Zwei Mädchen wurden hier auf ihrem Schulweg angegriffen.Foto: Bernd Weißbrod/dpa
Von 4. Juli 2023

14 Jahre alt war die Schülerin Ece S., als sie am 5. Dezember 2022 auf ihrem morgendlichen Schulweg in Illerkirchberg von einem 27-jährigen Asylbewerber aus Eritrea mit einem Messer angegriffen und getötet wurde. Auch ihre 13-jährige Freundin Nerea griff der Täter an, verletzte sie schwer. Nach der Tat versuchte sich der Mann in der nur wenige Meter entfernten Asylunterkunft zu verstecken. Dort wurde er von der Polizei aufgespürt und festgenommen.

Der Mordfall, der nicht nur die kleine 5.000-Einwohner-Gemeinde im Alb-Donau-Kreis in Baden-Württemberg erschütterte, wurde seit dem 2. Juni vor dem Landgericht Ulm verhandelt.

Lebenslang-Urteil am Landgericht Ulm

Am heutigen Dienstag wurde nach fünf Prozesstagen das Urteil gefällt: Wegen Mordes und versuchten Mordes mit gefährlicher Körperverletzung wurde der Angeklagte zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Das Gericht sah die Mordmerkmale der Heimtücke und des Ermöglichens einer weiteren Straftat gegeben. Denn eigentlich hatte der Asylbewerber das Landratsamt im Visier.

Bei der Bemessung des Strafrahmens stellte das Gericht zudem die besondere Schwere der Schuld fest, weshalb eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren im Prinzip ausgeschlossen ist.

Nadine Schmelzer, die Vertreterin der Staatsanwaltschaft, war mit dem Ausgang des Prozesses zufrieden: „Ich kann mir kein besseres Urteil vorstellen.“ Der Staatsanwältin zufolge könne der Eritreer zudem während der Haft in sein Heimatland abgeschoben werden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Täter wollte Mädchen zum Schweigen bringen

Nach Agentur-Angaben habe der Eritreer, der vermummt im Gerichtssaal saß, am Tattag eigentlich mit seinem Messer im Landratsamt die Herausgabe eines Passes erzwingen wollen. Der Asylbewerber hatte den Plan gefasst, nach Äthiopien zu reisen, dort eine Frau zu heiraten und diese mit nach Deutschland zu nehmen. Er war demnach auf dem Weg ins Landratsamt.

Da er in jenem Moment der Annahme war, dass die Mädchen sein Messer gesehen hätten, entschied er spontan, sie beide zu töten. Mit dem Verbrechen wollte der 27-Jährige verhindern, dass die Teenager die Polizei alarmierten. Denn das hätte seiner Logik nach seinen Plan im Landratsamt verhindert.

Mord im Landratsamt geplant

Nach Auffassung des Gerichts sei es dem Eritreer jedoch nicht nur um die Erzwingung von Papieren gegangen, wie er ausgesagt habe. Er wollte im Landratsamt auch einen Mitarbeiter ermorden – aus Rache an der Behörde, die seinen Ansichten nach sein Leben verpfuscht hätte. Denn ohne Pass habe er nicht nach Afrika reisen können, um eine Frau zu finden, erklärte der Richter in seiner Urteilsbegründung.

Wie die „Bild“ schreibt, hatte der Täter, Okba Michael B., auf einem Block einige Dinge notiert, wie der Richter geschildert habe: „No wife, no life.“ (Keine Frau, kein Leben), habe da gestanden und: „Deutsch schmutzig“ und „Strafe, Strafe“. Der Richter habe daraus geschlussfolgert: „Es ergibt sich das Bild einer Person, die zornig ist und Rachegedanken hegt. Er will töten, dabei stören ihn die zufällig vorbeikommenden Mädchen.“

Für die betroffenen Familien, ihre Freunde und die Anwohner des Ortes Illerkirchberg wird es ein Vergessen wohl nie geben können. Die Asylunterkunft ist mittlerweile abgerissen worden, eine grüne Wiese wurde angelegt, damit Kinder darauf spielen können, „auch meine verbleibenden zwei Kinder“, wie der Vater des ermordeten Mädchens in einer Bürgerversammlung vorgeschlagen hatte.



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