Tödliche Rache in Wetzlar: Politische Morde aus der Zeit des Erdogan-Referendums in der Türkei
Am Sonntag, 1. September, kam es in Wetzlar zu einem Tötungsdelikt vor einem Haus am Magdalenenhäuser Weg. Anwohner wählten gegen 19 Uhr den Notruf, weil sie Schüsse vernommen hatten.
Ein 39-jähriger Mann wurde nach der Erstversorgung in eine Gießener Klinik gebracht, wo er bald darauf verstarb. Die Polizei eröffnete die Öffentlichkeits-Fahndung nach dem flüchtigen mutmaßlichen Täter, dem 27-jährigen türkischen Staatsangehörigen Izzettin Yildiz. 5.000 Euro wurden für Hinweise ausgelobt. Es wurde zunächst vermutet, dass sich der Mann in die Türkei abgesetzt haben könnte.
Am Dienstagnachmittag durchsuchten Polizeikräfte zwei Wohnungen in Aßlar und eine Gaststätte und eine Spielothek in Ehringshausen, im Zusammenhang mit der Tat in Wetzlar. Eine Schusswaffe wurde sichergestellt.
Das Ermittlungsverfahren wegen Verstöße gegen das Waffengesetz richtet sich gegen zwei Männer aus dem Lahn-Dill-Kreis. Weitere Informationen zu den beiden Männern werden momentan nicht veröffentlicht.“
Einer der Männer wurde festgenommen und nach den polizeilichen Maßnahmen und der Vernehmung wieder laufen gelassen. Zwei weitere Männer wurden zur Identitätsfeststellung vorläufig festgenommen und später ebenfalls wieder laufen gelassen.
Am Abend stellte sich der 27-Jährige in Begleitung seines Anwalts auf einer Polizeistation, die Öffentlichkeitsfahndung wurde zurückgenommen.
In seiner polizeilichen Vernehmung machte er umfangreiche Angaben zum Tatgeschehen. Dies führte unter anderem dazu, dass Ermittler der Kriminalpolizei in Wetzlar die Tatwaffe sicherstellten.“
Die Staatsanwaltschaft Wetzlar beantragte die Vorführung bei einer Richterin. Dort wiederholte der Mann seine zuvor gemachten Angaben. Der Haftbefehl erging am heutigen Mittwochabend, 4. September, wegen Verdachts des Mordes, die Untersuchungshaft wurde angeordnet.
Rachemord nach politischen Morden in der Türkei
Nach Recherchen der „Bild“ wurde auf das 39-jährige Opfer, Hazan Yildiz, sechs Mal geschossen, als er gerade im Auto vor dem Haus seiner Verwandten saß. Der Gastronom war dem Bericht nach wegen eines Trauerfalls aus dem rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach ins hessische Wetzlar angereist.
Opfer und Täter sollen zu einer kurdischen Großfamilie gehören. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, dass gegenüber der Polizei angedeutet worden sei, dass ein einige Zeit zurückliegendes Tötungsdelikt während familiärer Streitigkeiten in der Türkei dem Fall zugrund liege. Am 16. April 2017 stritten sich Mitglieder der Familie Yildiz in einem Dorf in der Osttürkei, nahe der Stadt Diyarbakir, im Rahmen der Abstimmung für das Erdogan-Referendum in einem Wahllokal.
Ein Erdogan-Anhänger soll Medienberichten zufolge auf mehrere „Nein“-Wähler, Anhänger der pro-kurdischen HDP-Partei, geschossen und dabei drei Männer getötet haben. Der Schütze, Anhänger der AKP-Regierungspartei, wurde festgenommen, schreibt die „Bild“. Laut dem „HR“ sollen Opfer und Täter zu politisch verfeindeten Familien innerhalb der Großfamilie gehören.
In Wetzlar erfolgte die Rache für die drei Toten aus dem türkischen Dorf. (sm)
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