Prozess um trauriges Mädchen-Schicksal: 13,5 Jahre Haft für Saber A. – Michelle (16) im Kinderzimmer erstochen

Ein weiterer Prozess um ein weiteres totes Mädchen: Michelle F. aus Steyr wurde nur 16 Jahre alt. Ihr Mörder wurde am Donnerstag zu 13,5 Jahren Haft verurteilt.
Titelbild
Der Prozess im Mordfall Michelle F. aus Steyr ist beendet.Foto: Screenshot Youtube
Epoch Times11. Oktober 2019

Es war am 8. Dezember 2018, einem Samstag, als der Afghane Saber A. (18) seine 16-jährige österreichische Freundin Michelle F. in einem Beziehungsstreit mit einem Lungenstich in den Rücken tötete. Das Verbrechen fand im Kinderzimmer des Mädchens in der Wohnung ihrer Mutter in Steyr, in Oberösterreich, statt.

Am Dienstag begann der Prozess vor dem Landesgericht Steyr. Staatsanwalt Hans-Jörg Rauch machte die Geschworenen zu Beginn des Prozesses darauf aufmerksam, dass sie nach Fakten zu entscheiden haben, nicht nach der „Stimmungslage im Land“, berichtet die „Krone“. Es müsse von Steyr ein Signal ausgehen, das jeder einen fairen Prozess bekomme.

Das Urteil wurde am Donnerstag, 10. Oktober, einstimmig gesprochen: 13,5 Jahre Freiheitsstrafe für den Mädchen-Mord. Zudem soll die Familie 13.500 Euro Schmerzensgeld erhalten. Vor Gericht hatte der Angeklagte geschwiegen.

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Eine verhängnisvolle Liebe

Staatsanwalt Rauch schilderte in der Verhandlung auch die Beziehung der 16-Jährigen zu dem heute 18-jährigen Afghanen. Sie hatten sich im Internet kennengelernt und verliebten sich. Doch Saber A. wurde immer dominanter und eifersüchtiger. Der Kontakt zu anderen Jungen war der 16-Jährigen fortan nicht mehr erlaubt. Immer öfter gab es Streit. Schließlich kam es zu einer Phase von Trennungen und Versöhnungen. Kontrollverhalten und Eifersucht sah Saber A. vor Gericht bei sich jedoch nicht.

Michelle war verliebt und Saber wollte am Ende alles kontrollieren. Sie musste alle Telefonnummern aus dem Handy löschen, auch die ihrer Familie. Nur seine durfte gespeichert sein. Sie durfte keinen anderen Burschen ansehen oder gar mit einem reden. Eigentlich sollte Michelle ohne sein Beisein die Wohnung nicht mehr verlassen.“

(Nadine, 18, Michelles Schwester)

Saber A. kam als 15-Jähriger im Jahr 2016 nach Österreich. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, jedoch bekam er wegen seiner Jugend einen subsidiären Schutz. Noch im Dezember plante er, seine Eltern aus Afghanistan nachzuholen und für sich und Michelle ein Haus zu kaufen. Einmal habe der junge Afghane Michelles Bruder erzählt, dass er in seiner Heimat einen Mann getötet habe und deshalb geflohen sei, erinnerte sich der 20-Jährige. „Wäre ich doch zur Polizei gegangen, aber es gab ja keine Beweise.“

Schwester Nadine begleitete Michelle über die Stationen der unglücklichen Beziehung zu Saber A. Sie begleitete ihre Schwester zum ersten Date und tröstete sie, als er sie betrog: „Er brach ihr das Herz.“ Sie war es auch, die am Ende ihre kleine Schwester fand, getötet von dem 17-Jährigen.

Erneute Versöhnung

Als Michelle einer Schulfreundin das Foto ihres Freundes zeigte, erklärte ihr diese, dass sie mit ihm zusammen sei. Als die 16-Jährige erkannte, dass Saber A. sie betrogen hatte, machte sie Schluss. Doch der junge Afghane ließ nicht locker, bis er sie wieder herum bekommen hatte.

Auch im Dezember 2018 hatten sich die beiden wieder einmal versöhnt. Nach Angaben von Schwester Nadine war Saber A. der Mutter und den Geschwistern gegenüber immer „sehr zuvorkommend und auch nett“. Es habe kein lautes Wort gegeben. An jenem Donnerstag der Versöhnung, als er wieder zu Michelle kam, brachte er der Mutter gar Pralinen mit, erinnerte sich die 18-Jährige im „Krone“-Interview.

Ich war so froh, dass die Beziehung vorbei war. Und dann kam sie nach einer Spitals-Kontrolle wegen einer Beinverletzung am Donnerstag mit ihm heim. Sie sagte nur: ‚Mama, es ist mein Leben, wir haben uns ausgesprochen.‘ Was soll man denn da machen, ich kann ihr den Freund ja nicht verbieten.“

(Ramona F. 52, Michelles Mutter)

Saber und Michelle zogen sich ins Kinderzimmer zurück. Das letzte Mal sprach die Mutter mit ihrer Tochter dann am Samstagvormittag, 8. Dezember, durch die geschlossene Zimmertür.

„Alles war voller Blut“

Vor Gericht schildert Staatsanwalt Rauch den Tathergang wie folgt: Das Mädchen habe an diesem Samstagnachmittag über ihre Gefühle gesprochen, dass sie nicht glücklich sei und ihn hasse. Die Polizei hatte Audioaufnahmen der Handys der beiden gesichert, einige gelöschte rekonstruiert. Aus den Gesprächsteilen war zu entnehmen, dass sich das Mädchen erneut von ihm trennen wollte. Das letzte, was von ihr zu hören war, war: „Ich hasse dich schon lange.“

Im weiteren Verlauf griff der junge Afghane dann laut Staatsanwaltschaft zum Messer und stach es der 16-Jährigen in den Rücken, traf eine Lungenarterie. Michelle verblutete. Saber A. aber blieb noch die ganze Nacht im Zimmer, deckte die Leiche zu, versteckte das Messer und verbarrikadierte die Tür mit einem Kasten.

Die nächste Audio-Aufnahme war erst wieder gegen 21.30 Uhr, da war das Mädchen nach Ansicht der Ermittler schon tot. Nur Saber A. war noch zu hören. Weinend sagte er laut Übersetzung unter anderem: „Ich habe einen Mord gemacht“ und „Gott vergibt mir nicht“ sowie „Ich entschuldige mich“. Als die Datei vor Gericht abgespielt wurde, hörte der Afghane schweigend und mit hängendem Kopf zu, den Blick auf den Boden gerichtet.

Irgendwann in jener Nacht sprang der damals 17-Jährige dann aus dem Erdgeschoss-Fenster und flüchtete nach Wien, rund 170 Kilometer östlich von Steyr.

Am Sonntagabend kam Nadine nach Hause. Sie wollte mit Michelle noch etwas bereden, fand die Tür verbarrikadiert vor. Die 18-Jährige trat die Tür ein, drinnen war alles verwüstet, berichtete die „Krone“ damals.

Unter den Decken sah ich dann eine Zehe hervorschauen. Dann haben wir Michelle gefunden. Sie lag am Rücken, hatte aufgerissene Augen, überall war Blut.“

(Ramona F., 52)

Die Polizei lokalisierte das Handy des Afghanen schließlich in Wien. Aufgrund des massiven Fahndungsdrucks stellte er sich am 11. Dezember per Notruf bei der Polizei in der Hauptstadt.

Vor Gericht bestritt Saber A. eine Tötungsabsicht. Der Tod des Mädchens sei ein Unfall gewesen. Er sei betrunken gewesen. Michelle habe ihn um das Messer gebeten, um ihren Fußverband zu wechseln. Er habe der 16-Jährigen das Messer reichen wollen, als ihm plötzlich schwindelig geworden sei. Dann sei er auf sie gefallen, wobei es zu der tödlichen Verletzungen gekommen sei.

Laut Fabio Monticelli, dem gerichtsmedizinischen Sachverständigen, sei dies auszuschließen, da man bei einem Ohnmachtsanfall die Muskeln nicht ausreichend anspannen könnte, um einen so wuchtigen Stich auszuführen, der sogar eine Rippe durchstoße …

Im Video: Trauerrede für Michelle in Steyr: „Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen. Doch es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.“



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