Nach Europol-Razzia: Dutzende Beschuldigte in Deutschland
Mehr als 70 Festnahmen, Durchsuchungen in 150 Objekten: Das ist die Bilanz alleine für Deutschland nach dem massiven Schlag internationaler Ermittler gegen die Organisierte Kriminalität. Die Justiz steht nun vor einer Vielzahl von Verfahren – vor allem in Hessen, das einer der Schwerpunkte der weltweiten Aktion war.
Ein Ermittlungsverfahren richtet sich etwa gegen eine Gruppierung aus dem Main-Kinzig-Kreis mit derzeit insgesamt 19 Beschuldigten im Alter von 25 bis 37 Jahren. Sie stehen im Verdacht, bandenmäßig mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge Handel getrieben zu haben.
Das andere Ermittlungsverfahren betrifft eine Bande im Rhein-Main-Gebiet mit insgesamt 16 Beschuldigten im Alter von 24 bis 46 Jahren. Sie sollen Betäubungsmittel in nicht geringer Menge nach Deutschland eingeführt haben. In extra dafür eingerichteten Laboren soll die Gruppierung selbst Betäubungsmittel für den Weiterverkauf hergestellt haben.
„Mehr als 800 Festnahmen weltweit, davon 70 in Deutschland: Das ist unsere Antwort auf Kriminelle, die glauben, sie könnten sich vor unseren Sicherheitsbehörden verstecken“, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). „Wir verfolgen Straftäter, egal wo sie sind.“
Undercover-Beamte schleusten präparierte Telefone in Banden
Es sei eine der bislang größten Polizei-Operationen gewesen, teilte Europol in Den Haag mit. Mehr als 700 Häuser seien durchsucht worden, Tonnen an Drogen beschlagnahmt und große Mengen an Bargeld, Juwelen und Waffen sichergestellt worden. Die Verbrecherbanden waren nach Angaben von Europol in mehr als 100 Ländern aktiv gewesen.
Über 18 Monate lang hatten die Ermittler laut Europol Telefongespräche und andere Kommunikation der Banden abgehört. Mehr als 27 Millionen Nachrichten seien gefiltert worden. Der Schlag war gelungen, da Undercover-Beamte präparierte Telefone in mehr als 300 Banden eingeschleust hatten, auch bei Mafia-Banden in Italien, Motor-Gangs und internationalen Drogen-Syndikaten.
Die Telefone, die angeblich verschlüsselt sein sollten, waren aber nach Europol-Angaben mit einem Telekom-Netzwerk verbunden, das vom FBI eingerichtet worden war.
1500 Einsatzkräfte, 120 Kilogramm Marihuana und 250.000 Euro Bargeld
„Dies war einer der größten und ausgeklügeltsten Einsätze überhaupt“, sagte der stellvertretende Europol-Direktor Jean-Philippe Lecouffe in Den Haag. Die Operation „Trojan Shield“ (Trojanisches Schild) stand unter Leitung des amerikanischen FBI, der US-Drogenbekämpfungsbehörde DEA, der Polizei von Schweden und der Niederlande und war von Europol koordiniert worden.
In Hessen waren rund 1500 Einsatzkräfte an der Aktion beteiligt. Sie stellten unter anderem mehr als 120 Kilogramm Marihuana, 25 Kilogramm Haschisch, drei Kilogramm Heroin sicher. Die Polizei stellte zudem zahlreiche Waffen sicher und beschlagnahmte über 30 hochwertige Fahrzeuge und Bargeld in Höhe von 250.000 Euro. (dpa)
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