Münchner Flughafen wegen Klimaaktivisten zwei Stunden außer Betrieb

Sie kleben wieder: Radikale Klimaschützer haben den Pfingstflugverkehr in München empfindlich gestört. Politiker sind empört. Passagiere sollen ihre Airline kontaktieren.
Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr sind am Münchner Flughafen im Einsatz.
Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr sind am Münchner Flughafen im Einsatz.Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Epoch Times18. Mai 2024

Klimaschutzaktivisten haben zu Beginn der bayerischen Pfingstferien den Flughafen in München blockiert und damit den Feiertagsreiseverkehr erheblich behindert. Ab 5:19 Uhr war der Flughafen für knapp zwei Stunden voll gesperrt, teilte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mit.

Nach Angaben des Flughafenverbands waren mehr als Hunderttausend Passagiere betroffen. Mehrere Maschinen, die am zweitgrößten deutschen Flughafen landen sollten, mussten auf andere Flughäfen umgeleitet werden.

Die Aktivisten drangen am frühen Morgen auf das Gelände des Airports vor und klebten sich an Zubringer-Rollbahnen neben den Landebahnen fest. Nach Angaben von Sprechern des Flughafens sowie der Bundespolizei wurde der Airport aus Sicherheitsgründen komplett geschlossen. Nach etwa zwei Stunden konnte dann zunächst eine der beiden Start- und Landebahnen in Betrieb gehen, später auch die zweite Bahn.

Passagiere sollten Kontakt mit ihrer Airline aufnehmen

Nach Angaben eines Flughafensprechers waren in München etwa 1.000 Starts und Landungen geplant. Durch die enge Taktung der Flüge komme es in solchen Fällen immer noch zu Verspätungen, auch wenn die Bahnen wieder offen seien. Passagiere, die für Samstag einen Flug gebucht hatten, sollten auf jeden Fall Kontakt mit ihrer Airline aufnehmen, empfahl er.

Die Gruppe „Letzte Generation“ hatte auf dem Netzwerk X mitgeteilt, dass sich insgesamt sechs Personen in Zweiergruppen an unterschiedliche Stellen des Flughafens gesetzt hätten. Zahlreiche Polizisten und Feuerwehrleute waren vor Ort, um die Aktivisten zu entfernen.

Nach Angaben Herrmans wurden die sechs Aktivisten sowie zwei weitere, die es nicht auf das Rollfeld geschafft hatten, festgenommen. Gegen sie werde unter anderem wegen gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr ermittelt. Ihnen drohen Freiheitsstrafen.

Klimaaktivisten schneiden Zaun an vier Stellen auf

Der Sprecher der Bundespolizei sagte, dass zunächst acht Personen an vier unterschiedlichen Stellen zeitgleich auf das Gelände gelangen wollten. Die Männer und Frauen hätten sich durch den Sicherheitszaun des Flughafens geschnitten. Zwei der Aktivisten hätten noch im Bereich des Zaunes festgenommen werden können, die anderen seien weiter in den Innenbereich vorgedrungen.

Wie der Flughafensprecher erklärte, waren morgens ab 5:00 Uhr zunächst nur geplante Landungen in München betroffen, weil Starts erst ab 6:00 Uhr stattfinden dürfen. In der ersten Betriebsstunde seien acht Maschinen zu anderen Flughäfen umgeleitet worden, sagte er.

Der Münchner Flughafen hatte am ersten Ferienwochenende zahlreiche Urlauber erwartet, insgesamt etwa 350.000 Passagiere waren von Freitag bis Sonntag angekündigt. Der Airport wollte in dieser Zeit 2.860 Flüge abfertigen. Insgesamt seien in den Pfingstferien, der nach Ostern zweiten großen Reisewelle des Jahres, sieben Prozent mehr Flüge angemeldet worden als im Vorjahr, berichtete der Flughafen vor dem Ferienstart.

Infolge der Protestaktion sind rund 60 Flüge komplett annulliert worden. Die Passagiere seien allesamt auf andere Flugzeuge umgebucht worden, sagte Flughafensprecher Robert Wilhelm am Samstag gegenüber „dpa“. 14 Maschinen, die in München landen sollten, seien auf andere Flughäfen umgeleitet worden, teilte die Polizei mit.

„Letzte Generation“ wollte Ferienbeginn am Airport stören

Mitglieder der „Letzten Generation“ hatten nach eigenen Angaben geplant, auf das Gelände des Flughafens zu gelangen, um mindestens eine der beiden Start- und Landebahnen zu blockieren. Damit wollten sie den beginnenden Reiseverkehr zum Start der Pfingstferien stören.

Die Flugbranche werde durch den Verzicht auf Kerosin- und Mehrwertsteuer vom Staat subventioniert, kritisierten die Aktivisten. Sie fordern ein entschiedeneres Durchgreifen der Politik angesichts des Klimawandels. Die Gruppe hatte Ende Januar angekündigt, auf Straßenblockaden zu verzichten und sich auf „Orte der fossilen Zerstörung“ zu konzentrieren – explizit genannt wurden Flughäfen. Laut Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft hat der Luftverkehr einen Anteil von 3,06 Prozent an den weltweiten CO₂-Emissionen.

In der Vergangenheit hatte die Gruppe bereits ähnliche Aktionen an deutschen Flughäfen durchgeführt, etwa in Berlin, Hamburg und Düsseldorf. In München gab es bereits im Dezember 2022 eine Blockade. Damals konnte deswegen nach Behördenangaben ein Flugzeug mit einem Notfall-Patienten an Bord erst 20 Minuten verspätet landen.

Faeser: Flughafenblockade ist kriminell

Die neue Protestaktion löste in der Politik eine Welle der Kritik aus. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schrieb auf der Plattform X: „Solche kriminellen Aktionen gefährden den Flugverkehr und schaden dem Klimaschutz, weil sie nur Unverständnis und Wut hervorrufen.“

Sie verlangte: „Die Täter müssen konsequent verfolgt werden, die Schutzmaßnahmen am Flughafen überprüft werden.“

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) betonte: „Das ist kein legitimer Protest, sondern ein gezielter Eingriff in den Flugverkehr. […] Wenn der Flugverkehr nicht sicher abläuft, werden Menschen gefährdet, große wirtschaftliche Schäden drohen und tausende Reisende sitzen fest.“ Es werde eine Verschärfung des Luftsicherheitsgesetzes benötigt.

Özdemir: Konsens in der Gesellschaft nicht zerstören

Auch der grüne Bundesagrarminister Cem Özdemir übte Kritik: „Was soll es bringen, Menschen den Urlaubsstart zu vermiesen? Nehmt uns Politiker in die Pflicht, argumentiert, streitet“, schrieb er auf X. „Aber zerstört bitte nicht das Wichtigste, das wir im Kampf gegen die Klimakrise haben: den breiten Konsens in der Gesellschaft.“

Bayerns Innenminister Herrmann betonte: „Das war erneut eine absolut hirnlose Aktion der Klimachaoten. Mit solchen Blockaden in den Flugverkehr einzugreifen – und dies zu Beginn der Reisezeit – ist nicht nur rücksichtslos, sondern gefährdet potenziell das Leben vieler Menschen.“

Für den Flughafenverband ADV unterstützte Geschäftsführer Ralph Beisel die Forderung nach härteren strafrechtlichen Konsequenzen. (dpa/red)



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