Mord in Wien: Tatverdächtiger Ehemann am Flughafen BER gefasst

Am Freitag konnte im Fall eines mutmaßlichen Femizids in Wien der tatverdächtige Ehemann festgenommen werden. Er wollte sich möglicherweise über den Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) ins Ausland absetzen. Österreich hat die Auslieferung beantragt.
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Flughafen BER (Archiv)Foto: via dts Nachrichtenagentur
Von 3. August 2024

Wie die Landespolizeidirektion Wien mitteilt, ist es deutschen Behörden am Freitag, 2. August, gelungen, am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) einen 31-jährigen afghanischen Staatsangehörigen festzunehmen. Der Mann, der seit 14 Jahren als anerkannter Asylsuchender in Österreich lebt, steht im Verdacht, ein Tötungsdelikt begangen zu haben. Tags zuvor wurde seine 29-jährige Ehefrau Arezoo H., ebenfalls afghanische Staatsangehörige, leblos in der gemeinsamen Wohnung aufgefunden. Vieles deutet auf einen Femizid hin.

Kurze Ehe von den Familien arrangiert

Am Donnerstag hatten ebenfalls in Wien lebende Angehörige der Frau gegenüber den Polizeibehörden Sorge geäußert. Deren Eltern in Afghanistan hatten über einen längeren Zeitraum als üblich keine Nachricht von ihrer Tochter erhalten. Zuvor war ihnen bekannt geworden, dass es Streit in der bereits seit Beginn als krisenhaft wahrgenommenen Ehe gegeben hatte. Diese Ehe soll erst seit Kurzem bestanden haben und von den Familien arrangiert worden sein.

Einem Bericht von „oe24“ zufolge haben mehrere in Wien lebende Verwandte erst erfolglos an der Wohnungstür geklingelt. Anschließend verschafften sie sich nach erfolglosem Klingeln mittels zweier zusammengebundener Leitern über den Hof Zutritt zur Wohnung. Dort wurde die Frau tot aufgefunden.

Eine Obduktion ergab, dass die 29-Jährige durch Stiche im Brust- und Halsbereich getötet wurde. Eine Tatwaffe wurde Polizeiangaben zufolge bislang nicht aufgefunden. Ermittler gehen davon aus, dass ein Messer oder ein anderer spitzer Gegenstand zum Einsatz gekommen war.

Tötungsdelikte dieser Art ereignen sich meist im persönlichen Nahbereich

Wie die Landespolizeidirektion Wien mitteilt, leitete das zuständige Landeskriminalamt umgehend internationale Fahndungsmaßnahmen nach dem flüchtigen Ehemann ein. Auf diese Weise wurden die deutschen Behörden zeitnah auf den Fall aufmerksam. Am Freitagabend konnte der Verdächtige, der sich offenbar ins Ausland absetzen wollte, auf dem Flughafen BER identifiziert und festgenommen werden. Die Staatsanwaltschaft Wien hat bereits seine Auslieferung beantragt.

Über das Motiv gibt es noch keine Gewissheit, allerdings deuten Indizien auf eine Bluttat im Kontext der Partnerschaft hin. Untersuchungen zufolge ist dies der Hintergrund in etwa der Hälfte aller Fälle von Femiziden. Häufig ist diesen eine Geschichte häuslicher Gewalt vorangegangen. In einigen Fällen sind auch ganze Familienverbände oder andere Personen mit persönlichem Naheverhältnis in Taten dieser Art verwickelt.

Als Femizid – also ein durch misogyne Beweggründe beeinflusstes Tötungsdelikt – wurde beispielsweise auch der Mord an drei Frauen in einem Wiener Bordell im Februar des Jahres gewertet.

Femizid kein ausschließlich nichtwestliches Phänomen – auch in Österreich nicht

Der Verband der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser (AÖF) spricht von bereits 15 Fällen von Tötungsdelikten in Österreich im Jahr 2024, die als Femizid einzustufen seien. Immerhin ist das ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Im Jahr 2023 waren im Zeitraum von Januar bis August sogar 22 Tötungsdelikte zu verzeichnen, denen Femizidcharakter zugeschrieben werden konnte.

Entgegen einer weitverbreiteten Annahme sind Tötungsdelikte dieser Art nicht auf bestimmte Kulturkreise oder generell nichtwestliche Kulturen beschränkt. Dies gilt im globalen Maßstab, wo die meisten Femizide bezogen auf die Bevölkerungszahl in Honduras, der Dominikanischen Republik und El Salvador zu beklagen sind, ebenso wie spezifisch auf Österreich bezogen.

Das Alter der Tatverdächtigen in den bislang 2024 dort bekannt gewordenen Fällen reicht von 23 bis 93 Jahre. Das jüngste Opfer war 13, das älteste 90 Jahre alt. Neben dem nun bekannt gewordenen Fall aus Wien-Meidling war ein afghanischer Staatsangehöriger auch in die Tötung dreier chinesischer Prostituierter im Februar im Bezirk Brigittenau involviert.

Bis dato 2024 auch 26 Fälle schwerer Gewalt oder versuchten Mordes an Frauen in Österreich

Allerdings listet das AÖF auch Morde mit anschließendem Selbstmord unter – überwiegend älteren – österreichischen Staatsangehörigen auf. Dazu kommen Fälle von Familiendramen, in welche Bürger mit Bezug zu europäischen beziehungsweise westlichen Ländern wie Slowenien, Italien, Rumänien oder Chile involviert waren.

In mehreren Fällen folgte auf das Tötungsdelikt ein versuchter oder vollendeter Suizid. Polizeibekannt war der Tatverdächtige im Fall des Tötungsdelikts in Wien-Meidling zuvor nicht, es gab auch keine Betretungsverbote. Ähnliches gilt auch für die meisten anderen in der Liste aufgeführten Fälle. Das AÖF spricht zudem von 26 Fällen versuchten Mordes oder schwerer Gewalt mit misogynen Beweggründen, die bis dato im Laufe des Jahres in Österreich zu verzeichnen gewesen seien.

 



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