Mehr als vier Millionen Euro Steuerschaden: Zwei illegale Zigarettenfabriken ausgehoben

Rund 300 Einsatzkräfte durchsuchten mehrere Zigarettenfabriken in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg. Dabei entdeckten sie „hochprofessionelle“ Produktionsstraßen. Dem Staat entgehen durch die illegalen Geschäfte erhebliche Steuereinnahmen.
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Der Steuerschaden durch illegale Geschäfte mit gefälschten Zigaretten wird auf mehr als vier Millionen Euro geschätzt.Foto: bibiphoto/iStock
Epoch Times24. Oktober 2024

Bei einem Großeinsatz gegen die Produktion gefälschter Zigaretten vom Mittwoch sind in Nordrhein-Westfalen zwei Produktionshallen ausgehoben worden. Bei den Durchsuchungen wurden unter anderem 104.000 Stangen gefälschter Zigaretten und 27 Tonnen Rohtabak beschlagnahmt, wie das Zollfahndungsamt Essen und die Staatsanwaltschaft Wuppertal am Donnerstag mitteilten. Der Steuerschaden wird auf mehr als vier Millionen Euro geschätzt. Insgesamt 19 Festgenommene sollten am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt werden.

Die Behörden hatten am Mittwoch insgesamt zehn Objekte in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg durchsucht. Darunter befanden sich demnach zwei professionelle Produktionshallen in den nordrhein-westfälischen Städten Radevormwald und Velbert. Erstmals gelang in dem Bundesland laut Zoll ein zeitgleicher Schlag gegen zwei Produktionshallen.

Dabei wurden auch elf Tonnen Feinschnitt und verschiedene Vorprodukte wie Zigarettenpapier und -filter entdeckt. Die illegalen Zigarettenfabriken seien von den Verdächtigen „hochprofessionell und sehr aufwändig für ihre kriminellen Zwecke um- und ausgebaut worden“, hieß es weiter. Es handelte sich um komplette Produktionsstraßen samt Stromgeneratoren, Trocknungsmaschinen und Verpackungseinheiten.

Die gefälschten Zigaretten verschiedener Marken waren vor allem für den deutschen und europäischen Schwarzmarkt bestimmt. Insgesamt waren 300 Einsatzkräfte an den Durchsuchungen beteiligt.

Bei der Festnahme der 19 Verdächtigen in den nordrhein-westfälischen Produktionshallen kamen auch Spezialkräfte der Bundespolizei zum Einsatz. Ein Haftrichter am Amtsgericht Wuppertal sollte am Donnerstag über eine mögliche Untersuchungshaft entscheiden.

Die Ermittlungen gegen die osteuropäische Gruppe um einen 38-Jährigen laufen seit April. Ermittelt wird wegen des Verdachts der bandenmäßigen Steuerhinterziehung in großem Ausmaß und der gewerbsmäßigen Steuerhehlerei.

Studie: Gefälschte Zigaretten bleibt ein Problem in Deutschland

Laut einer Studie in Auftrag des Marlboro-Herstellers Philip Morris International blebt der Verkauf gefälschter oder geschmuggelter Zigaretten in Deutschland ein gravierendes Problem. Demnach wurden im vergangenen Jahr in Deutschland schätzungsweise rund 1,6 Milliarden Zigaretten illegal verkauft. Das macht einen Anteil von 2,1 Prozent des Zigarettenkonsums insgesamt aus. 2022 waren es 1,7 Milliarden gewesen.

„Dem Staat entgehen durch die illegalen Geschäfte hohe Steuersummen, 2023 waren es laut Schätzungen von KPMG 368 Millionen Euro allein in Deutschland“, sagte Philip-Morris-Fachmann Tammo Körner.

Auf dem Schwarzmarkt gibt es verschiedene Arten illegaler Produkte. In Staaten wie Weißrussland, Moldawien und dem Kosovo werden der Studie zufolge in legalen Tabakfabriken Zigaretten hergestellt. Ein großer Teil der Produktion gelangt aber nicht in den legalen Verkauf, sondern über illegale Kanäle ins Ausland.

Außerdem gibt es illegale Produktion in Deutschland. Ein Beispiel hierfür war eine Zigarettenfabrik in Iserlohn (Nordrhein-Westfalen), die im Juni 2022 von Zollfahndern ausgehoben wurde. 20.000 Stangen Zigaretten und eine Herstellungs- und Verpackungsanlage wurden gefunden. Auch Schachteln mit dem gefälschten Marlboro-Logo wurden sichergestellt.

Fachmann: „Deutschland wird immer mehr zu einem Produktionsland für den Tabak-Schwarzmarkt“

Aus Sicht von Fachmann Körner ist Iserlohn nur ein Beispiel von mutmaßlich einigen illegalen Herstellungsorten. „Deutschland wird immer mehr zu einem Produktionsland für den Tabak-Schwarzmarkt.“ Häufig würden die illegal hergestellten Zigaretten nach Frankreich oder Großbritannien gebracht, weil dort höhere Profite erzielt würden als im Inland.

„Für Kriminelle ist das ein hoch lukratives Geschäft, bei dem die wahren Hintermänner nur selten verhaftet werden können“, sagte Körner. Mit der Verlagerung der illegalen Produktion von Osteuropa nach Westeuropa und damit auch nach Deutschland werde der Fahrtweg verkürzt und das Risiko verringert, unterwegs durch Zollfahnder geschnappt zu werden. (afp/dpa/red)



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