Kindesmisshandlung in deutschem Sozial-Projekt in Rumänien: Fünf Verdächtige in U-Haft
Wegen des Verdachts der Misshandlung deutscher Jugendlicher in einem Sozialprojekt in Rumänien sind fünf Menschen in Untersuchungshaft genommen worden, darunter der deutsche Leiter der Einrichtung. Dem Leiter des „Projekts Maramures“ werde unter anderem Freiheitsberaubung und Menschenhandel vorgeworfen, sagte dessen Anwalt Ioan Sas am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP.
Drei weitere Verdächtige, darunter die deutsche Ehefrau des Projektleiters, wurden nach ihrer Festnahme am Mittwoch zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt, müssen sich jedoch regelmäßig bei den Behörden melden. Das Gericht von Maramures im Norden Rumäniens erklärte am Donnerstag, die fünf in Untersuchungshaft genommenen Projekt-Mitarbeiter stünden unter dem Verdacht, „junge Deutsche im Alter zwischen zehn und 17 Jahren durch Arbeit ausgebeutet und ihrer Freiheit beraubt zu haben“, um sich zu bereichern.
Auch der Verdacht der Unterschlagung steht im Raum
Die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Bukarest sprach zudem vom Verdacht der Unterschlagung deutscher Gelder. Bei Durchsuchungen am Dienstag seien in der Wohnung des Projektleiters 137.450 Euro beschlagnahmt worden, „deren Herkunft er nicht erklären konnte“. Weitere knapp 9000 Euro wurden demnach im Haus eines rumänischen Mitarbeiters gefunden.
Den Ermittlern zufolge sollen Schützlinge des „Projekts Maramures“ zu „übermäßiger körperlicher Arbeit“ in Haushalten in dem nahe der Einrichtung gelegenen Dorf Viseu de Sus gezwungen und „sklavenartig“ behandelt worden sein. Auch seien die Kinder und Jugendlichen in „erniedrigender und entwürdigender“ Weise und mit „schwerer Gewalt“ behandelt sowie mit Nahrungsentzug bestraft worden.
Laut dem rumänischen Jugendamt befanden sich während einer Durchsuchung am Dienstag 20 Kinder und Jugendliche in der Einrichtung, einem abgelegenen Bauernhof. Vier von ihnen seien in ein Heim gebracht worden und warteten darauf, von ihren Familien abgeholt zu werden. Sie wurden von den Ermittlern befragt. Nach Angaben des Anwalts sind die übrigen Kinder und Jugendlichen weiterhin in der Einrichtung untergebracht: „Es funktioniert normal weiter“, sagte Sas.
Verdächtige hatten Komplizen bei der örtlichen Polizei
Rumänische Lokalmedien berichteten unter Berufung auf Justizkreise, die Leiter des Jugendprojekts hätten Komplizen bei der örtlichen Polizei und den Behörden gehabt und seien in der Vergangenheit vor Kontrollen durch das Jugendamt oder Vertreter deutscher Behörden stets gewarnt worden. Die Mitarbeiter hätten dann dafür gesorgt, dass die Kinder nicht allein mit Behördenvertretern sprechen konnten.
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin hatte am Mittwoch gesagt, der Bundesregierung seien in den vergangenen 20 Jahren keine Probleme mit dem „Projekt Maramures“ bekannt geworden.
Das Projekt verspricht die „Rehabilitierung“ von sozial auffälligen, schwierigen oder straffällig gewordenen Kindern und Jugendlichen mit Hilfe von Aktivitäten und mit psychologischer Unterstützung. Doch der rumänischen Staatsanwaltschaft zufolge durften die Jugendlichen weder zur Schule gehen noch ihre verschriebenen Medikamente nehmen. Sie hatten demnach keinen Kontakt zur Außenwelt und wurden Opfer „harter und brutaler Methoden einer sogenannten Umerziehung“. (afp)
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