Jagd auf Siebtklässler: Berliner Schule nach neuerlichem Gewaltexzess in der Kritik

Nach einem neuerlichen Gewaltexzess an der Friedrich-Bergius-Schule in Berlin ergehen sich Senat und Schulleitung in wechselseitigen Vorwürfen. Ein Streit hatte eine „Zusammenrottung“ unter Beteiligung schulfremder Personen ausgelöst. Ein Siebtklässler soll von einer größeren Gruppe gejagt worden sein, zudem gab es eine Todesdrohung.
Titelbild
Polizeieinsatz (Archiv)Foto: via dts Nachrichtenagentur
Von 17. Januar 2025

Die Friedrich-Bergius-Schule in Friedenau im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg kommt weiterhin nicht aus den Schlagzeilen. Bereits im Dezember hatte die Einrichtung durch einen „Brandbrief“ des dortigen Lehrkörpers an die Schulaufsicht Aufmerksamkeit hervorgerufen. Darin war die Rede von „hochproblematischem Sozialverhalten“ an der Schule. Gewalt, Provokationen und Bedrohungen zwischen den Schülern und gegenüber den Lehrern seien an der Tagesordnung. An einen normalen Bildungsbetrieb sei vielfach nicht zu denken.

Am Mittwoch, 15.1., kam es zu einem erneuten Exzess. Dieser hat zur Folge, dass mittlerweile Polizeikräfte um das Schulgebäude präsent sind. Wie aus der Pressemitteilung der Polizei Berlin hervorgeht, hatte ein Streit zwischen einer Schülerin und einem Schüler den Vorfall ausgelöst.

Vier Einsatzkräfte vor der Schule überfordert

Im Anschluss an diese Auseinandersetzung zur Unterrichtszeit hat die Schulleitung erstmals wegen einer „Bedrohungslage“ hinsichtlich eines Neuntklässlers die Polizei gerufen. Wie der „Tagesspiegel“ berichtete, sei diese „zunächst nur mit vier Einsatzkräften erschienen“ und habe „letztlich Verstärkung benötigt“.

Zunächst hätten sich etwa zehn schulfremde Personen vor der Schule aufgehalten, hieß es weiter. Ein Mitglied der Gruppe soll den Neuntklässler mit dem „Abstechen“ bedroht haben. Die Gruppe entfernte sich vorübergehend. Allerdings war nach Schulschluss bereits eine deutlich größere „Zusammenrottung“ entstanden. Im Polizeibericht war von „etwa 80 bis 120“ Beteiligten und Schaulustigen die Rede.

Die Gruppe habe den Neuntklässler und einige von dessen Freunden verbal konfrontiert. Die Polizei rückte zur Unterstützung ihrer vier Kollegen mit einer Hundertschaft an und schickte die rivalisierenden Gruppen in unterschiedliche Richtungen davon.

Freund der Schülerin soll die Zusammenrottung organisiert haben

In einer anliegenden Straße sei es später zu erneuten Konfrontationen gekommen, wobei die Beamten einen Schüler zu dessen Schutz nach Hause begleitet hätten. Später seien sie zu einem Supermarkt gerufen worden. In diesen habe sich ein Siebtklässler geflüchtet.

Auf diesen soll eine Gruppe zuvor Jagd gemacht haben. Er sei geschlagen und getreten worden. Eine ärztliche Behandlung sei jedoch nicht erforderlich gewesen. Die Polizei habe eine Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung aufgenommen. In der Nähe des Supermarktes sei es auch zur Festnahme eines 15-Jährigen gekommen. Nach den vorgesehenen polizeilichen Maßnahmen habe man diesen wieder entlassen.

Wie der „Tagesspiegel“ in Erfahrung gebracht haben will, soll der Freund des Mädchens die Zusammenrottung mit Schülern einer anderen Schule organisiert haben. Dieses behauptete, von dem Neuntklässler geschlagen worden zu sein. Genauere Hintergründe zu dem Geschehen sind nicht bekannt. Der Siebtklässler soll als Verwandter des Neuntklässlers ins Visier der Gruppe geraten sein. Dem Elternsprecher der Schule, Andreas Thewalt, zufolge haben die Angreifer im Vorfeld der Eskalation Schlagstöcke und Baseballschläger in Gebüschen deponiert.

Bezirksschulrätin nicht zu Krisensitzung an der Schule erschienen

Bei der Friedrich-Bergius-Schule handelt es sich um eine Integrierte Sekundarschule mit rund 400 Schülern der 7. bis 10. Klasse. Im Dezember hatte es schwere Vorwürfe von Lehrkräften und Eltern gegen Bezirksschulrätin Ute Lamprecht gegeben. Diese sei trotz Einladung der Gesamtelternvertretung zu einem aufgrund des Brandbriefes anberaumten Treffen Mitte Dezember in der Schule nicht erschienen.

Nach dem nunmehrigen neuerlichen Vorfall kritisiert die Verwaltung ihrerseits die Verantwortlichen an der Schule selbst. Berlins Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch war der Schulleitung vor, Hilfsangebote nicht angenommen zu haben. So habe die Schulleitung der Bergius-Schule unter anderem einen angebotenen Wachschutz abgelehnt.

Zudem habe es vonseiten der Senatsverwaltung pädagogische Unterstützungsangebote gegeben, die man ebenfalls nicht in Anspruch genommen habe. Dazu hätten Angebote wie „Coaching, Supervision, die Begleitung durch externe Schulentwicklungsexperten und die Einrichtung von Praxislernklassen“ gehört. Letztgenannte richten sich vor allem an Schulpflichtige mit Lernrückständen und mangelnden Deutschkenntnissen.

„Steuerungsgruppe“ soll für Lösungen sorgen

Die Gesamtelternvertretung hatte hingegen bereits in der Vorwoche im Schulausschuss des Bezirks Tempelhof-Schöneberg erklärt, die Angebote hätten „die tatsächlichen Bedarfe der Schule ignoriert“.

Günther-Wünsch warnt nun vor „Schuldzuweisungen“. Man hätte den Wachschutz auch aus Verwaltungsmitteln organisiert. Die nunmehrige Polizeipräsenz vor der Schule sei „keine Dauerlösung“. Man wolle nun jedoch eine „Steuerungsgruppe“ an der Schule installieren, die alle Beteiligten unterstützen solle.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion