„Ich will nicht länger schweigen“: Früherer V-Mann will im Amri-Untersuchungsausschuss auspacken
Ein als VP01 bekannt gewordener V-Mann der nordrhein-westfälischen Polizei will im Amri-Untersuchungsausschuss des Bundestags aussagen. „Ich stehe zur Verfügung“, sagte er in einem Interview mit dem „Spiegel“. Es sei ihm wichtig, dass die Wahrheit ans Licht komme.“Ich will nicht länger schweigen und habe keine Angst vor Konsequenzen.“
Das Gremium hatte am Donnerstag beschlossen, den Mann als Zeugen vorzuladen. Bislang hatte die Polizei öffentliche Auftritte ihres Spitzeninformanten vor Gerichten oder in Parlamenten stets verhindert. Sie seien zu gefährlich für ihn, hieß es.
V-Mann war in islamistisches Netzwerk eingeschleust
Der V-Mann war vor Jahren unter einem Decknamen in ein islamistisches Netzwerk eingeschleust worden. In Behördenakten wurde er als VP01 bezeichnet. Während der Ermittlungen traf er im Herbst 2015 auf Anis Amri, den späteren Attentäter vom Breitscheidplatz, und warnte immer wieder vor ihm.
„Die Polizei hat mehrere Fehler gemacht. Sie hat mich nicht ernst genommen, das war der größte Fehler. Sie hätte mir mehr vertrauen müssen. Ich wusste, wovon ich rede. Ich merke, wenn jemand wirklich gefährlich ist und nicht nur angibt. Der zweite Fehler war: Sie hat mich von Amri ferngehalten. Ich durfte ihn nicht weiter beobachten“, sagte Cem.
Cem steckte nach eigenen Angaben tief in der islamistischen Szene: „Die Gehirnwäsche war extrem. Ich habe irgendwann keine Rolle mehr spielen müssen. Ich war wie die Islamisten. Wenn man so viel Zeit mit seinen Zielpersonen verbringt, entwickelt man Gefühle für sie. Auch wenn ich über sie berichtet habe, um Anschläge zu verhindern, habe ich die Salafisten schon irgendwann als „Brüder“ gesehen. Ich bin ja auch Muslim.“
V-Mann fühlt sich fallen gelassen
Der V-Mann lebte nach seinem Abzug aus der Islamistenszene für mehr als drei Jahre in einem Zeugenschutzprogramm an einem geheim gehaltenen Ort. Inzwischen erhebt er schwere Vorwürfe gegen die Beamten des Düsseldorfer Landeskriminalamts, die ihn in dieser Zeit betreuten.
Sie hätten ihn zu wenig unterstützt, etwa bei der Suche nach einer Arbeitsstelle. Der Zeugenschutz sei „eine Katastrophe“ gewesen, sagte er. Die Polizei habe ihn „komplett fallen gelassen“.
Er habe seither „ein Scheißleben“. Die nordrhein-westfälische Polizei ließ laut „Spiegel“ eine Fragenliste inhaltlich unbeantwortet und verwies darauf, dass V-Mann-Einsätze und der Zeugenschutz grundsätzlich geheim seien. (dts/nh)
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