Eurofighter-Unglück: Bauern und Feuerwehren fordern 400.000 Euro Schadenersatz von Bundeswehr

Eines der schwersten Flugunglücke ereignete sich im Juni über Norddeutschland. Der Absturz zweier Eurofighter auf Agrarflächen löste ein Großaufgebot von Feuerwehrleuten aus.
Titelbild
Der brennende "Eurofighter" stürzte über der Mecklenburgischen Seenplatte zu Boden.Foto: Thomas Steffan/dpa
Epoch Times7. Oktober 2019

Eines der schwersten Flugunglücke der letzten Zeit hatte sich am 24. Juni ereignet. Aus noch immer unbekannter Ursache waren zwei Kampfjets kollidiert und an der Mecklenburgischen Seenplatte in der Nähe der Ortschaft Nossentin abgestürzt. Nun liegen der Bundeswehr Entschädigungsanträge der vom Unglück Betroffenen vor. 400.000 Euro Schadenersatz werden insgesamt gefordert.

Die Liste ist lang. Landwirte, Feuerwehren, Kommunen und andere wollen Geld von der Bundeswehr. 13 Anträge auf Entschädigungen seien an die Bundeswehr gestellt worden, sagte ein Sprecher der Luftwaffe laut „Nordkurier“. Bisher seien 4.000 Euro gezahlt worden.

Allein die geltend gemachten Ansprüche der Feuerwehren beträgt 250.000 Euro. „Die Rechnungen mussten schon bezahlt werden, von der Bundeswehr haben wir noch kein Geld gesehen“, kritisiert Amtsvorsteherin Birgit Kurth. Die zum Einsatz gerufenen 100 Kameraden waren gezwungen, nach dem Einsatz viel von ihrer Schutzkleidung zu entsorgen.

Es mussten Faserverbundstoffe gelöscht werden, aus denen die Flugzeuge bestanden und die bei uns ‚fiese Fasern‘ genannt werden. So ähnlich wie Asbest können sich diese Fasern auf die Lungen legen, aber sie haften auch an der Einsatzkleidung und den Einsatzfahrzeugen“, erklärte Kreisbrandmeister Norbert Rieger gegenüber „Nordkurier“.

Verhängnisvolle Wrackteile

Die verunglückten Maschinen waren rund vier Kilometer voneinander entfernt in ein Getreidefeld beziehungsweise ein Waldstück niedergegangen. Rund 500 Soldaten suchten die Gegend nach Wrackteilen ab. Der Absturz ist folgenschwer, vor allem für die Bauern.

Besonders hart getroffen hat es die Agrargenossenschaft Malchow. Eine Maschine war auf ihr Roggenfeld gestürzt. „30.000 Hektar Roggen konnten dadurch gar nicht geerntet werden,“ sagte Andreas Schaade gegenüber „Nordkurier“. Der Roggen wurde untergepflügt und locke damit Insekten, Mäuse und auch Wildschweine an. Ertragsausfall: 40.000 Euro. Auch im nächsten Jahr könne qualitatives Getreide dort nicht angebaut werden, sagte Schaade, höchstens Futtermittel.

Auf den Nachbarfeldern sah es nicht besser aus. 60 Tonnen Raps und 15 Tonnen Erbsen mussten aufgrund möglicher Verunreinigungen entsorgt werden. Der Schadenersatz belaufe sich auf 70.000 bis 100.000 Euro.

Kita vom Unglück verschont

Am Tag nach dem Absturz der beiden Eurofighter war in unmittelbarer Nähe eines Kindergartens ein Wrackteil gefunden worden. Ein Mitarbeiter der Gemeinde Nossentiner Hütte entdeckte das etwa einen halben Meter lange Bauteil auf einem Sportplatz, der an das Kindergartengelände grenzt. „Wir können von Glück reden, dass wir so davon gekommen sind“, sagte die Leiterin des Kindergartens. Einige der Kinder hätten den Absturz eines der beiden Kampfjets vom Fenster aus beobachtet.

Auch jetzt werden noch immer Wrackteile gefunden. „Unlängst kam ein Mann, der hatte ein größeres Kunststoffteil gefunden, es hinten auf seinen Wagen gelegt und hierher gefahren, weil es in die Sammelkisten der Bundeswehr nicht hineinpasste“, berichtete Amtsvorsteherin Kurth. Dabei sollten die Teile gar nicht angefasst werden.

Technisches Versagen?

Noch immer wird über die Unglücksursache gerätselt. Bei dem Zusammenstoß hatten die beiden Piloten ihre Schleudersitze aktiviert. Ein Pilot blieb mit seinem Fallschirm in einem Baum hängen. Er wurde verletzt ins Krankenhaus gebracht. Über 3.700 Flugstunden hatte er zum Unfallzeitpunkt absolviert.

Der andere, 27-jährige Pilot kam ums Leben. „Er hatte etwa 400 Stunden Flugerfahrung gehabt – ein ausgebildeter Kampfpilot“, teilte die Luftwaffe mit.



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