Drei Mal festgenommen, drei Mal entlassen: Gericht verurteilt Gewalttäter nun doch zu Gefängnisstrafe
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Das Landgericht Karlsruhe hat den nigerianischen Staatsbürger, Wisdom O., der Anfang Juli 2024 drei teils blutige Attacken gegen sechs Beamte der Bundespolizei im Raum Karlsruhe/Mannheim verübt hatte, zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von fünf Jahren und drei Monaten verurteilt. Das bestätigte ein Gerichtssprecher auf Anfrage der Epoch Times.
Das Gericht sah seine Schuld in folgenden Vorwürfen als erwiesen an:
- versuchter Totschlag in Tateinheit mit zwei tateinheitlichen Fällen des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und gefährliche Körperverletzung mit drei tateinheitlichen Fällen des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und der Bedrohung
- zwei tateinheitliche Fälle des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und der Körperverletzung in Tateinheit mit Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte in vier tateinheitlichen Fällen sowie wegen Bedrohung
Aggressionen nach Drogenkonsum?
Hintergrund ist eine Serie von Straftaten, die der 36-jährige Afrikaner am ersten Juliwochenende des vergangenen Jahres verübt hatte. Tatorte waren die Hauptbahnhöfe von Karlsruhe und Mannheim und die dazwischenliegende Zugstrecke.
Wie die Bundespolizei Karlsruhe bereits am ersten Tattag, dem 5. Juli 2024, berichtet hatte, soll Wisdom O. gegen 12:45 Uhr am Hauptbahnhof Karlsruhe einen achtjährigen Jungen, der in einer Schülergruppe stand, angesprochen und an der Schulter berührt haben. Herbeigerufene Streifenkräfte der Bundespolizei hätten den Mann daraufhin einer polizeilichen Kontrolle unterzogen und ihm einen Platzverweis ausgesprochen. Als der Angesprochene sich „in aggressiver Weise“ dagegen gewehrt habe, habe die Bundespolizei mit „einfacher körperlicher Gewalt“ reagiert.
Laut „Bild“ soll sich der Nigerianer sowohl verbal als auch körperlich gegen die Beamten zur Wehr gesetzt haben: Er habe einen Polizisten in die Hand gebissen, drei weiteren Schürfwunden zugefügt und die Worte „I will kill you“ („Ich werde Euch töten“) benutzt, als er schließlich zur Hauptbahnhofswache gebracht worden sei.
Nach Informationen der „Bild“ könnte Wisdom O. zum Tatzeitpunkt unter Drogeneinfluss gestanden haben. Denn bevor er auffällig geworden sei, habe er sich für 200 Euro Crack am Bahnhof gekauft und konsumiert. Das Geld dafür solle er von seiner Schwester bekommen haben.
Staatsanwaltschaft Karlsruhe sah zunächst keinen Haftgrund
Wie die Epoch Times damals berichtete, sah die Staatsanwaltschaft allerdings keinen Haftgrund gemäß Paragraf 112 der Strafprozessordnung (StPO). Sie verzichtete deshalb darauf, einen Haftbefehl „wegen des Widerstands gegen sowie des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte“ auszustellen. Bei dieser Einschätzung blieb die Staatsanwaltschaft auch in den folgenden Stunden, in denen Wisdom O. weitere zweimal als mutmaßlicher Delinquent in Erscheinung getreten sein soll.
Schon in den frühen Morgenstunden des Samstags musste die Karlsruher Bundespolizei sich nach eigener Darstellung am Hauptbahnhof zum zweiten Mal gegen Attacken desselben Tatverdächtigen wehren: Nach einer Bahnfahrt ohne Ticket habe er sich geweigert, den Zug zu verlassen. Auch dabei habe er Todesdrohungen ausgesprochen und sogar zur Klinge eines Teppichmessers gegriffen. Zwei Beamte hätten dadurch jeweils leichte Verletzungen erlitten. Abermals habe die Staatsanwaltschaft keinen ausreichenden Haftgrund erkannt.
Vor Gericht hatte Wisdom O. am vergangenen Montag nach Informationen der „Bild“ ausgesagt, er habe die Klinge lediglich benutzt, um sich die Fingernägel zu reinigen. Zu den Schnittwunden sei es womöglich gekommen, als die Polizisten ihm das Stück entwenden wollten.
Doch zurück zum ersten Juliwochenende 2024: Nachdem Wisdom O. sich nach Angaben der Bundespolizei zum dritten Mal innerhalb von 18 Stunden mit der Polizei angelegt hatte – dieses Mal am Mannheimer Hauptbahnhof –, verweigerte die Staatsanwaltschaft auch zum dritten Mal einen Haftbefehl. Stattdessen sei der Tatverdächtige in einer Spezialklinik untersucht worden. Anschließend habe er seiner Wege gehen dürfen. Zuvor sei er bei seiner Rückfahrt aus Karlsruhe erneut ohne gültigen Fahrschein erwischt worden.
Vier Tage bis zur U-Haft
Die Bundespolizei Nordrhein-Westfalen hatte seinerzeit berichtet, dass der zuständige Richter am Karlsruher Amtsgericht erst am Mittwoch, 10. Juli, also vier Tage nach den Vorfällen, einen Haftbefehl gegen den Tatverdächtigen ausgestellt hatte. Tags darauf sei er von einem Bundespolizisten auf dem Bahnhofsvorplatz des nordrhein-westfälischen Hamm erkannt worden. Kollegen des Beamten hätten den Nigerianer festgenommen. Auf Anordnung des Amtsgerichts Hamm sei er in Untersuchungshaft gebracht worden.
Nach Angaben der Bundespolizei NRW lebte der 36-Jährige bis dato in Möhnesee bei Soest. Soest liegt etwa 25 Kilometer entfernt von Hamm. Nach Recherchen der „Bild“ hatte der Asylsuchende mehr als ein halbes Jahr lang in einem Flüchtlingsheim vor Ort gewohnt. Vor seiner Zeit in Deutschland habe sich der Nigerianer einige Jahre lang in Italien aufgehalten.
Versuchter Totschlag
Ein vollendeter Totschlag zieht nach Paragraf 212 des Strafgesetzbuches (StGB) eine mindestens fünfjährige Freiheitsstrafe nach sich. „In besonders schweren Fällen ist auf lebenslange Freiheitsstrafe zu erkennen“, heißt es im Gesetz.
Im Fall eines versuchten Totschlags greift nach Angaben des Onlineportals „Juraforum“ Paragraf 23 Absatz 2 StGB. Demnach kann ein Versuch „milder bestraft werden als die vollendete Tat“. Die „zu erwartende Strafe beim versuchten Totschlag“ sei allerdings „nicht explizit geregelt“.
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