Notlandung DHL-Frachtflugzeug in Litauen – Ermittler machen sich an die Arbeit

In der Nähe des litauischen Flughafens ist eine in Leipzig gestartete Boeing 737, ein Frachtflugzeug im Auftrag von DHL, auf ein Wohnhaus gestürzt. Es gab mindestens einen Toten.
Titelbild
Litauische Rettungskräfte neben dem Wrack des Frachtflugzeugs, das am 25. November 2024 in der Nähe des internationalen Flughafens von Vilnius abgestürzt ist.Foto: Petras Malukas/AFP via Getty Images
Epoch Times25. November 2024

Ein im Auftrag des Postdienstleisters DHL in Leipzig gestartetes Frachtflugzeug ist am frühen Morgen in der Nähe des Flughafens der litauischen Hauptstadt Vilnius auf ein Wohnhaus gestürzt. Etwa einen Kilometer vor dem Flughafen von Vilnius habe die Besatzung eine Notlandung einleiten müssen.

Verteidigungsminister Kasciunas sagte, erst, nachdem die ermittelnden Beamten mit den überlebenden Besatzungsmitgliedern gesprochen und den Flugschreiber ausgewertet hätten, werde klar sein, was geschehen sei.

Auch in Deutschland ermitteln die Sicherheitsbehörden. Man stehe dazu „im engen Austausch mit den beteiligten Stellen im In- und Ausland, um den Sachverhalt schnellstmöglich aufzuklären“, hieß es in deutschen Sicherheitskreisen.

Diese Boeing 737 fliegt für DHL

Ein Mensch kam bei der Notlandung ums Leben, drei weitere Personen seien verletzt worden. Zahlreiche Einsatzkräfte sind im Einsatz. Der Verkehr am Unfallort ist eingeschränkt.

Das Wrack eines Frachtflugzeugs im Hof eines Hauses nach dem Absturz in der Nähe des internationalen Flughafens Vilnius in Litauen. Foto: Petras Malukas/AFP via Getty Images

Einsatzkräfte seien um 5:28 Uhr Ortszeit informiert worden, dass ein Frachtflugzeug auf ein Gebäude gestürzt sei. Dabei soll es sich um zweistöckiges Wohnhaus handeln, das in Flammen stehe.

Bei dem abgestürzten Frachtflugzeug handelte es sich um eine Boeing 737 der spanischen Fluggesellschaft Swift Air, wie DHL mitteilte. Swift Air sei unter Vertrag für DHL tätig. Eine Überwachungskamera filmte das Unglück.

Notlandung einen Kilometer vor dem Flughafen

Etwa einen Kilometer vor dem Flughafen von Vilnius habe die Besatzung eine Notlandung einleiten müssen. Der „Status“ der Besatzung werde noch geklärt, erklärte DHL – „aber unsere Gedanken sind bei ihnen und ihren Angehörigen“.

Nach Angaben der Vertriebs- und Marketingleiterin von DHL Litauen handelte es bei dem Flugzeug um eine Boeing 737. Transportiert habe die Maschine Pakete für Kunden, sagte sie der Nachrichtenagentur BNS. Auf Bildern von der Unfallstelle waren vereinzelt Pakete und kaputte Kartons zu sehen.

Das Flugzeug sei völlig zerstört, sagte eine Sprecherin des litauischen Rettungsdienstes der Nachrichtenagentur Elta.

Der Leiter des litauischen Rettungsdienstes, Renatas Pozela, sagte, dass das Frachtflugzeug wenige Kilometer vor dem Flughafen abgestürzt sei, mehrere hundert Meter weit schlitterte und seine Trümmer ein Wohnhaus erfassten. Das Haus habe zwei Etagen und vier Wohnungen. Drei Familien hätten darin gelebt. Alle zwölf Bewohner befänden sich in Sicherheit.

„Alles rot und voller Funken“

Eine Frau, die in der Nähe des betroffenen Hauses wohnt, berichtete im litauischen Rundfunk, dass sie am frühen Morgen durch ein Geräusch geweckt worden sei: „Ich habe im Schlaf ein Geräusch gehört, ich schaue aus dem Fenster – alles war rot und voller Funken“.

Sie sei sofort losgerannt, um zu sehen, ob jemand Hilfe brauche. Sie stehe unter Schock: „Schrecklich, schrecklich“ sei das Ganze.

Ein Nachbar erzählte, dass er am frühen Morgen einen Lichtblitz im Hof gesehen habe: „Es gab einen Blitz. Den Aufprall selbst habe ich nicht gesehen, aber der Blitz war sehr hell, er erleuchtete den ganzen Hof, und er war etwa einen Kilometer von mir entfernt. Und dann erschien das Feuer und es gab eine Menge Rauch.“

Der Chef der litauischen DHL-Tochtergesellschaft bestätigte dem litauischen Rundfunk, dass das Flugzeug einem Auftragnehmer des Unternehmens gehöre. Die Unfallursache sei derzeit noch unklar.

Brennende Güter nach dem Absturz eines Frachtflugzeugs in der Nähe des internationalen Flughafens Vilnius in Vilnius. Foto: Petras Malukas/AFP via Getty Images

Was führte zu dem Unglück?

Die Suche nach der Absturzursache wird nach Einschätzung des litauischen Polizeichefs einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Besichtigung des Tatorts, die Beweisaufnahme und die Sammlung von Informationen und Objekten könne eine ganze Woche dauern. „Diese Antworten werden nicht so schnell kommen“, sagte Arunas Paulauskas auf einer Pressekonferenz.

Das Flugzeug habe versucht zu landen und die Landebahn nicht erreicht, schilderte Paulauskas. Der Absturz sei „höchstwahrscheinlich auf einen technischen Fehler oder ein menschliches Versagen zurückzuführen“.

Zugleich sagte er auf die Nachfrage, ob es sich auch um einen Terroranschlag gehandelt haben könnte, dass ein solches Szenario nicht auszuschließen sei. „Dies ist eine der Versionen des Absturzes, die untersucht und überprüft werden müssen. Es liegt noch viel Arbeit vor uns.“

Technische Probleme?

Es werde untersucht, ob die Ursache des Absturzes mit „technischen Problemen“ zusammenhänge, sagte der Leiter des Nationalen Krisenmanagementzentrums im litauischen Rundfunk.

Bürgermeister Valdas Benkunskas sagte, die Maschine habe das Wohnhaus „durch Zufall“ verfehlt und sei in den Hof gestürzt. Nach dem Vorfall brach ein Feuer aus, zwölf Bewohner wurden aus dem Haus evakuiert.

Litauische Polizeibeamte arbeiten am 25. November 2024 an der Absturzstelle eines Frachtflugzeugs in der Nähe des internationalen Flughafens von Vilnius in Vilnius. Foto: Petras Malukas/AFP via Getty Images

Viele Teile des Flugzeugs seien herumgeschleudert worden, berichtete ein Journalist des litauischen Rundfunks vom Unfallort im Stadtteil Liepkalnis. Das Gebiet ist seinen Angaben zufolge nicht dicht besiedelt – es gibt nur einzelne Häuser.

Deutsche Sicherheitsbehörden warnten

Ende August war bekannt geworden, dass deutsche Sicherheitsbehörden vor „unkonventionellen Brandsätzen“ warnen, die von Unbekannten über Frachtdienstleister verschickt werden.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und das Bundeskriminalamt (BKA) verschickten seinerzeit einen entsprechenden Warnhinweis an Unternehmen aus der Luftfahrt- und Logistikbranche.

Das Frachtflugzeug, das von Deutschland nach Litauen unterwegs war, stürzte am frühen Morgen des 25. November 2024 in der Nähe des Flughafens der Hauptstadt Vilnius ab. Foto: Petras Malukas/AFP via Getty Images

Die Warnmeldung wurde in Sicherheitskreisen unter anderem mit einem Vorfall im DHL-Logistikzentrum Leipzig in Verbindung gebracht, das als weltweites Drehkreuz des Unternehmens fungiert. Dort soll im Juli ein aus dem Baltikum verschicktes Paket Feuer gefangen haben, das einen Brandsatz enthielt.

In der Warnmeldung von BfV und BKA kam das Wort Russland nicht vor. Dennoch wird in Sicherheitskreisen ein Zusammenhang mit den zunehmenden Fällen russischer Sabotage in Deutschland nicht ausgeschlossen. (dpa/red)



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