Chicago: US-Sänger R. Kelly stellt sich wegen Missbrauchsvorwürfen der Polizei
Der US-Sänger R. Kelly hat sich nach den neuen Anschuldigungen wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen der Polizei gestellt. Kelly, gegen den ein Haftbefehl vorlag, meldete sich am Freitagabend bei der Polizei in Chicago und wurde in Gewahrsam genommen, wie ein Polizeisprecher sagte. Am Samstagnachmittag sollte er einem Haftrichter vorgeführt werden.
Kelly wird von der Staatsanwaltschaft des schweren sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen in zehn Fällen beschuldigt. Nach Angaben von Staatsanwältin Kim Foxx stammten die Fälle aus den Jahren 1998 bis 2010 und betreffen vier Opfer, darunter drei Minderjährige zwischen 13 und 16 Jahren.
Der 52-jährige Kelly sieht sich seit Jahrzehnten mit dem Vorwurf konfrontiert, minderjährige Frauen missbraucht zu haben. 1994 heiratete er die damals 15-jährige R&B-Sängerin Aaliyah, deren Debüt-Album „Age Ain’t Nothing But a Number“ er produzierte. Später wurde ihre Ehe annulliert. 2001 kam Aaliyah bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.
Anklage gegen Kinderpornografie erhoben – Freispruch 2008
Ein Jahr später wurde gegen Kelly Anklage wegen Kinderpornographie erhoben, doch wurde er im Jahr 2008 freigesprochen. Er blieb allen Vorwürfen zum Trotz erfolgreich. Doch seit einem explosiven Dokumentarfilm im Januar reißen die Enthüllungen nicht mehr ab. In der sechsstündigen Dokumentation des US-Senders „Lifetime“ beschuldigten mehrere Frauen den Sänger, Sex mit Mädchen unter 16 Jahren gehabt zu haben.
Andere Zeugen versichern, der durch Hits wie „I Believe I Can Fly“ bekannte Musiker habe Frauen wie Sexsklavinnen gehalten. Als Konsequenz kündigte das Plattenlabel RCA inzwischen die Zusammenarbeit mit Kelly auf.
Nach Angaben des Opfer-Anwalts Michael Avenatti werden die neu aufgekommenen Anschuldigungen durch ein aufgetauchtes Video untermauert, das den Sänger beim Sex mit einer Minderjährigen zeigen soll. Avenatti hatte bereits vor einigen Tagen mitgeteilt, das Video an die Ermittler in Kellys Wohnort Chicago übergeben zu haben.
Anwalt will gegen Umfeld des Sängers vorgehen
Nun will der Anwalt im Besitz eines zweiten und bald auch eines dritten Videos sein. Avenatti will nach eigenen Angaben auch gegen das Umfeld des Sängers vorgehen, das über mehr als zwei Jahrzehnte geschwiegen habe, weil sie „die goldene Gans nicht schlachten wollten“.
Der Sänger ließ alle Vorwürfe über seinen Anwalt Steve Greenberg zurückweisen. Nach Kellys Inhaftierung erklärte Greenberg, die Anschuldigungen beruhten auf alten und falschen Anschuldigungen. Greenberg sagte, der Musiker werde „rehabilitiert“: „Ich glaube, die Frauen lügen alle“. Bei einem Schuldspruch drohen Kelly pro Anklagepunkt zwischen drei und sieben Jahre Haft.
Bereits am Vortag hatten zwei andere Frauen dem Star vorgeworfen, sie in den 1990er Jahren in Baltimore zu einer After-Show-Party eingeladen, sie mit Drogen und Alkohol vollgepumpt und anschließend in seinem Hotelzimmer zum Sex gedrängt zu haben. Eine der beiden Frauen, die nach eigenen Angaben ebenfalls noch Jugendliche waren, gab demnach dem Drängen nach. (afp)
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