Carolabrücke in Dresden: „Akute Einsturzgefahr“ – keine Freigabe anderer Brückenzüge
In der Dresdner Innenstadt ist ein Teil der über die Elbe führenden Carolabrücke eingestürzt. Der Brückenzug, auf dem normalerweise die Straßenbahn verkehrt, stürzte auf einer Länge von etwa hundert Metern in den Fluss. Verletzt wurde nach Angaben der Behörden niemand. Laut Stadt war möglicherweise Korrosion die Ursache für den Einsturz.
Die Feuerwehr wurde nach eigenen Angaben um 03:08 Uhr alarmiert. Noch während der Lageerkundung durch die Einsatzkräfte seien an der Abbruchkante zwei Fernwärmerohre mit jeweils einem halben Meter Durchmesser geborsten, sagte ein Feuerwehrsprecher. Dadurch sei es zu einem massiven Austritt von Heißwasser gekommen, das Teile des Terrassenufers komplett unter Wasser gesetzt habe.
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— alexander moehnle (@AMoehnle) September 11, 2024
Die gesamte Versorgung der Stadt Dresden mit warmem Wasser war dem Feuerwehrsprecher zufolge zwischenzeitlich unterbrochen. Dem Versorgungsdienstleister SachsenEnergie zufolge handelte es sich um eine der Haupttrassen, die Alt- und Neustadt miteinander verband.
Die Elbe und der Elbradweg sind gesperrt, der Verkehr – betroffen ist die B170 – wird umgeleitet. Eine Freigabe der Augustusbrücke, die nur durch den ÖPNV befahren werden darf, ist bisher nicht vorgesehen.
15:30 Uhr: Michael Kretschmer erleichtert über glimpflichen Verlauf
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat sich erleichtert gezeigt, dass beim Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden niemand verletzt wurde. „Wir können nur dankbar sein, dass das in den Nachtstunden passiert ist“, teilte er am Mittwoch mit. Er habe Gänsehaut bei der Vorstellung, dass eine Straßenbahn, Autos, Radfahrer oder Fußgänger auf der Brücke gewesen wären. „Es ist glimpflich abgegangen“, erklärte Kretschmer.
Nun müsse geklärt werden, was die Ursache für den Einsturz war. Er habe keinen Zweifel, dass die sächsische Landeshauptstadt das gut machen werde. „Und dann müssen wir uns gemeinsam überlegen, wie man schnell diese Brücke wieder aufbaut.“
Ähnlich äußerte sich Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). „Wir können nur dankbar sein, dass niemand bei diesem schrecklichen Ereignis zu Schaden gekommen ist“, erklärte er.
„Jetzt gilt es im ersten Schritt vor allem sicherzustellen, dass ein mögliches Hochwasser an der Elbe mit Blick auf die Trümmerteile keine Gefahren für Menschen oder andere Bauwerke mit sich bringt.“ Der Deutsche Wetterdienst warnt vor Unwettern, die sich auf den Wasserstand der Elbe auswirken könnten.
Parallel dazu gelte es, die Ursachen zu finden und Szenarien zu entwickeln, wie es jetzt an der Carolabrücke weitergehe, erklärte Hilbert. Am Mittwochvormittag hatte der Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke bei der Stadt Dresden, Holger Kalbe, Vermutungen angestellt, dass Korrosion durch Chlorid der Grund für den Einsturz gewesen sein könnte.
11:35 Uhr: Von der Elbe droht Ungemach
Die Bergungsarbeiten könnten durch Hochwasser erschwert werden. Der Deutsche Wetterdienst habe vor einer großen Unwetterlage in östlicher Richtung gewarnt, sagte der Feuerwehrsprecher.
Dies könnte sich auf den Wasserstand der Elbe auswirken. Momentan seien noch keine konkreten Maßnahmen nötig, sagte der Sprecher. Die Feuerwehr sei aber gut vorbereitet.
11:30 Uhr: Fernwärme und Trinkwasser
Die Menge des heißen Wassers, welches aus den beschädigten Fernwärmerohren austrat, kann nicht beziffert werden. Mittlerweile haben Spezialisten die Unglücksstelle abgedichtet. Dadurch kam temporär in Dresden die gesamte Warmwasserversorgung per Fernwärme zum Erliegen. Nun werden nach und nach die Stadtteile wieder mit Heizwärme versorgt. Das gaben Fachleute von SachsenEnergie im Rahmen einer Pressekonferenz am Vormittag bekannt.
Geplant ist, den 2021 fertiggestellte neuen Elbdüker zu öffnen und die Neustädter Seite darüber wieder ans Netz anzubinden. Durch den Tunnel verläuft eine riesige Fernwärmeleitung unter der Elbe.
Die Trinkwasserversorgung ist nicht betroffen, da die Trinkwasserleitung über einen anderen Brückenzug verläuft.
10:29 Uhr: Möglicherweise war Korrosion der Grund
Der Grund für den nächtlichen Teileinsturz der Carolabrücke in der sächsischen Landeshauptstadt könnte Korrosion gewesen sein. Er vermute, dass zu DDR-Zeiten ein massiver Clorideintrag stattgefunden habe, sagte der Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke bei der Stadt Dresden, Holger Kalbe, bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am Mittwoch in Dresden.
Zwar sei in der Vergangenheit bereits ein Chloridentzug vorgenommen worden, sagte Kalbe. An der Abbruchstelle stehe aber ein Mast der Verkehrsbetriebe, sodass es dort womöglich zu einem massiven Chlorideintritt gekommen sei. Dies seien aber nur Vermutungen, die überprüft werden müssten, sagte der Abteilungsleiter.
Es werde keine kurzfristige Freigabe der beiden übrigen Brückenzüge geben. Der eingestürzte Brückenteil sei an einer Stelle mit den anderen Brückenzügen verbunden gewesen. Auch dort habe es einen Schaden gegeben. Die gesamte Konstruktion müsse nun überprüft werden.
In der Stadt Dresden hat man sich seit Jahren mit dem Zustand der Brücke auseinandergesetzt. Deshalb seien die Brückenzüge A und B der Carolabrücke bereits saniert worden, sagte Kalbe.
„Dass der Zustand im Brückenzug C so schlimm ist, dass es zum Einbruch gekommen ist, war nicht vorhersehbar. Man steckt in so einem Bauwerk halt nicht drin“.
10:00 Uhr: Drohnenstaffel unterwegs
Die Feuerwehr geht derzeit von einer akuten Einsturzgefahr aus. „Wir rechnen damit, dass weitere Teile der Brücke einstürzen könnten“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Mittwochmorgen vor Ort.
Er rief die Menschen auf, der Brücke möglichst fernzubleiben. „Es besteht Lebensgefahr“ auf der Brücke und an der Brücke, hieß es. Derzeit sei eine Drohnenstaffel im Einsatz, um das Ausmaß der Schäden zu erkunden.
9:00 Uhr: Keine Fernwärme
Nur 18 Minuten vor dem Teileinsturz der Carolabrücke hat die letzte Straßenbahn die Elbbrücke in Dresden passiert. Die Straßenbahn sei um 2:50 Uhr über die Brücke gefahren, die Brücke um 3:08 eingestürzt, teilten die Verkehrsbetriebe in Dresden am Morgen mit. Auf der Carolabrücke sind an Wochentagen die Linien 3 und 7 auch nachts unterwegs.
Betroffen von dem Einsturz ist nach den Angaben die südliche Hälfte der Brücke, die die Straße Terrassenufer und ein Stück der Elbe überspannt.
„Im gesamten Stadtgebiet fällt momentan die Fernwärme aus“, teilte die Feuerwehr mit. Durch das ausströmende Wasser stehen Teile des Terrassenufers komplett unter Wasser.
Die gesamte Versorgung der Stadt Dresden mit warmem Wasser sei unterbrochen, sagte ein Feuerwehrsprecher in einem Video, das die Behörde über soziale Medien verbreitete. Es sei damit zu rechnen, dass dies den ganzen Mittwoch noch andauern werde. Es herrsche nach wie vor akute Lebensgefahr, sagte der Sprecher in dem Video weiter.
Einsturz gegen 3:00 Uhr in der Nacht
Wie es dazu kam, dass sich Teile der Brücke gegen 3:00 Uhr lösten, ist bislang unklar. Die Carolabrücke gehört zu den wichtigen Verkehrsbrücken in Dresden.
Der Bereich wurde weitläufig abgesperrt. „Wir bitten die Bevölkerung, den Bereich weiträumig zu meiden und die Einsatzkräfte nicht zu behindern“, bat ein Feuerwehrsprecher.
Es solle verhindert werden, dass weitere Teile der Brücke einstürzen. Zu den Ursachen könne zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts gesagt werden. Dies könne unter Umständen mehrere Tage dauern. Es seien rund 50 Einsatzkräfte vor Ort, unter anderem von Feuerwehr, Polizei und Stadtverwaltung.
8:10 Uhr: Elbe und Verkehr gesperrt
Der gesamte Bereich um die Carolabrücke, die Alt- und Neustadt in Dresden verbindet, ist für den Verkehr gesperrt. Am frühen Morgen war es in dem Bereich noch relativ ruhig. Im Berufsverkehr ist mit deutlichen Behinderungen zu rechnen, Straßenbahnen werden umgeleitet, ebenso der Autoverkehr.
Die Elbe ist gesperrt, wie die Polizei mitteilte, ebenso der Elbradweg und das Terrassenufer. „Gegenwärtig finden sich die Sachverständigen der einzelnen Gewerke, der Stadtverwaltung und aller beteiligten Partner ein, um das weitere Vorgehen zu besprechen“, hieß es von der Feuerwehr.
Die Carolabrücke ist eine von vier Elbbrücken in der Dresdner Innenstadt. Sie wird im Süden in der Altstadt durch den Rathenauplatz und im Norden in der Inneren Neustadt durch den Carolaplatz begrenzt.
Aktueller Verkehrsversuch auf der Brücke
Der eingestürzte Brückenzug der Carolabrücke in Dresden sollte im nächsten Jahr saniert werden. Andere Teile der Brücke waren erst im März 2024 nach einer monatelangen Sanierung für den Verkehr freigegeben worden.
Das schreibt die Stadt Dresden auf ihrer Internetseite. Zudem sollte noch bis Ende des Jahres ein Verkehrsversuch auf der Brücke laufen, mit dem Ziel, die Brücke für Fahrradfahrer und Fußgänger sicherer zu machen. Der Versuch und das Vorhaben wurden kontrovers diskutiert
Die gut 30 Meter breite Brücke, benannt nach der Ehefrau des sächsischen Königs Albert, Carola von Wasa-Holstein-Gottorp, wurde im Jahr 1971 fertiggestellt. Über sie verlaufen vierspurig die Bundesstraße 170 und baulich getrennt Straßenbahnschienen. Im Fluss wird sie von einem Pfeiler gestützt. (dpa/dts/red)
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