Bombenverdacht: 14.000 Menschen evakuiert – und „nicht alle verhalten sich vernünftig“
Großeinsatz in Osnabrück, schon am Morgen heulten die Sirenen. Grund ist eine großflächige Evakuierung wegen eines Bombenverdachts. Im Evakuierungsgebiet liegen unter anderem auch mehrere Kranken- und Pflegeheime sowie der Osnabrücker Hauptbahnhof.
Kampfmittelbeseitigungsdienst, Polizei, Berufsfeuerwehr, Technisches Hilfswerk und andere Hilfsorganisationen sowie Mitarbeiter der Stadt und der Stadtwerke sind heute rund um den ehemaligen Güterbahnhof im Einsatz.
Dort gilt es, die von Bauarbeitern bei Sondierungen gefundenen „Anomalien“, wie es seitens der Stadt heißt, zu prüfen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handele es sich um Sprengbombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Dazu musste die Region weitgehend evakuiert werden, notfalls durch Polizeigewalt.
Rund 8.650 Haushalte und 300 Gewerbeadressen befinden sich in den von der Räumung betroffenen Stadtteilen Fledder, Schinkel sowie der Innenstadt. Schon am frühen Morgen um 6:30 Uhr wurden die Einwohner über Sirenen geweckt. Ab 7 Uhr war das Betreten, das Befahren sowie der Aufenthalt im Räumungsbereich untersagt.
Wer der Aufforderung, das Evakuierungsgebiet zu verlassen, nicht nachkommt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro rechnen.
Zur Verhütung gegenwärtiger erheblicher Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung seien laut Stadt zudem Eingriffe in die Unverletzlichkeit der Wohnung und die Freiheit der Person zulässig. Mit anderen Worten: Wer seine Wohnung nicht freiwillig verlässt, muss damit rechnen, dass die Polizei einen Platzverweis durchsetzt.
Türen gewaltsam geöffnet
Wie aus dem WhatsApp-Kanal der Polizei ersichtlich ist, ziehen nicht alle an einem Strang, wie es sich die Ordnungshüter gewünscht hatten.
„Leider sind nicht alle Bürgerinnen und Bürger einsichtig und verhalten sich vernünftig“, ist dort in einem Eintrag von 7:06 Uhr zu lesen. Die Polizei habe das Verlassen des Evakuierungsgebiets zwangsweise durchgesetzt.
Wer das Evakuierungsgebiet nicht freiwillig verlasse, müsse mit einem Bußgeld von mindestens 300 Euro rechnen. „Das Geld kann man sich sparen!“, so die Polizei weiter.
„Auch in der Möserstraße müssen Türen gewaltsam geöffnet werden. Die Feuerwehr unterstützt die Polizei dabei“, so ein weiterer Eintrag von 8:17 Uhr.
Wie die NOZ berichtet, leitet die Deutsche Bahn ihre Fernzüge für die Dauer der Sperrung weiträumig um Osnabrück herum. Seit 10 Uhr gilt ein Durchfahrtsverbot.
Evakuierung auch in Pflegeheimen und Kliniken
Weitgehend evakuiert wurden auch drei Altenpflegeeinrichtungen sowie zwei Kliniken innerhalb des Gebietes. So wurde die Patientenzahl im Marienhospital deutlich reduziert. Operationen wurden bereits im Vorfeld so geplant, dass sehr viele Patienten spätestens am Samstag entlassen werden sollten, erklärte die ärztliche Direktorin Prof. Dr. Kerstin Schütte.
Auf ungeplante Operationen sei die Klinik vorbereitet. Das gilt aber nur für die Patienten, die sich bereits in der Klinik befinden. Am heutigen Sonntag wird es keine Notfallversorgung durch das Krankenhaus geben. Das Notfallzentrum der Klinik werde weder durch Rettungsdienste angefahren noch sei es fußläufig zu erreichen.
Das gilt auch für Schwangere. Sofern sie das Hospital nicht bis 7 Uhr betreten haben, müssen sie auf das Klinikum Osnabrück ausweichen. Besuche sind am heutigen Sonntag nicht möglich, es sei denn, die Sprengmeister geben Entwarnung.
Abgesichert wurden die Gebäude mit Containern, die mit Wasser befüllt sind, wie Thomas Cordes, Leiter des Fachbereichs Bürger und Ordnung der Stadt, erklärte. Diese sollen mögliche Druckwellen abmildern.
Warum ein Sonntag?
Laut Cordes wurde der Sonntag absichtlich für die Bombenräumung ausgewählt. Das sei der Tag mit den geringsten Beeinträchtigungen.
An einem anderen Wochentag wären die Auswirkungen noch größer gewesen. „Stellen Sie sich einfach mal vor, wir würden das an einem Montag, Dienstag oder Mittwoch, also unter der Woche, machen. Dann hätten wir nicht nur die Bewohner, die betroffen wären, dann wären auch noch viel mehr Büros, Firmen, Betriebe betroffen“, schilderte er.
Drohnen verboten
Laut einer Allgemeinverfügung ist über dem Einsatzgebiet der Betrieb von Flugdrohnen verboten, selbst dann, wenn sich die Person, welche die Drohne steuert, außerhalb dieser Zone befindet.
„Jede zivile Drohne stellt für den Einsatz der behördlichen Drohnen eine Gefahr dar, der durch das temporäre Drohnenflugverbot wirksam begegnet wird“, heißt es in der Allgemeinverfügung.
Einsatzdauer ungewiss
Wie lange die Evakuierung dauern wird, ist noch unklar, erklärte Simon Vonstein, Pressesprecher der Stadt Osnabrück, laut der „Tagesschau“.
„Selbst für Osnabrück, wo wir mehrere Bomben gewohnt sind, ist das hier etwas Besonderes“, fügte er hinzu.
Die Untersuchung und Identifizierung des vorgefundenen Objekts vor Ort sind nach Angaben der Stadt zwingend notwendig, um den von einer möglichen Bergung ausgehenden Gefahren im Fall eines Sprengkörpers zu begegnen.
Bei Entschärfung bestehe die Gefahr einer Explosion, die das Leben und die Gesundheit von Menschen innerhalb und außerhalb von baulichen Anlagen sowie die Sicherheit von Gebäuden im Einwirkungsbereich einer Explosion der Sprengkörper erheblich gefährde.
Informationen und Updates rund um den Polizeieinsatz gibt es über den WhatsApp-Kanal der Polizei Osnabrück sowie im Live-Ticker der Stadt.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion