Bei Geschworenenwahl: Richter rügt Weinstein wegen ständiger Handybenutzung
Im Prozess gegen Ex-Filmproduzent Harvey Weinstein wegen mutmaßlicher Sexualverbrechen hat die Auswahl der Geschworenen begonnen.
Dabei schloss Richter James Burke am Dienstag in New York dutzende mögliche Geschworene aus, weil sie angaben, nicht fair und unvoreingenommen urteilen zu können. Den Zorn des Richters zog sich Weinstein zu, weil er anscheinend sein Handy benutzte.
Rüge des Richters
„Das war an jedem Tag im Gericht ein Problem“, sagte Burke an die Adresse des früheren Hollywood-Moguls gerichtet. „Wollen Sie wirklich so für den Rest ihres Lebens im Gefängnis landen, indem Sie in Verletzung einer Gerichtsanordnung Textbotschaften verschicken?“ „Nein, nein“, antwortete Weinstein und beteuerte, das Handy nicht benutzt zu haben.
Anwälte bitten um Vertagung
Zum Auftakt des Verhandlungstags hatten die Anwälte des 67-Jährigen eine Vertagung des am Montag gestarteten Prozesses beantragt.
Anwalt Arthur Aidala begründete dies damit, dass die Staatsanwaltschaft von Los Angeles Weinstein just am Montag formal einer Vergewaltigung und eines sexuellen Angriffs beschuldigt hatte – in Fällen, die nichts mit den in New York verhandelten Vorwürfen zu tun haben.
Dies sei „unglaublich schädlich“ für Weinstein, sagte Aidala. Unter diesen Umständen könne keine „unparteiische“ Jury zusammengestellt werden. Das Vorgehen der Staatsanwaltschaft in Los Angeles sei ein „Weihnachtsgeschenk“ für die Anklage in New York.
Richter weist Antrag zurück
Richter Burke wies den Antrag aber zurück. Jeder Angeklagte gelte bis zu einer Verurteilung als unschuldig. Dies werde auch den Geschworenen im New Yorker Prozess erklärt.
Später begann die Vorauswahl der Geschworenen. In einer ersten Runde wurden rund 120 Kandidaten für die Jury befragt. Rund 40 von ihnen, die angaben, nicht fair und unvoreingenommen urteilen zu können, wurden ausgeschlossen.
Die anderen wurden gebeten, Fragebögen auszufüllen. Darin wurde unter anderem gefragt, ob Verwandte in der Vergangenheit Opfer sexueller Angriffe geworden waren.
Letztlich werden zwölf Geschworene ausgewählt, die dann über Weinstein urteilen müssen. Ernannt werden auch sechs Ersatz-Geschworene. Das Auswahlverfahren könnte sich über zwei Wochen ziehen. Richter Burke hofft, am 22. Januar mit den Eröffnungsplädoyers beginnen zu können. Der Prozess könnte bis Anfang März gehen.
Mehr als 80 Frauen – darunter bekannte Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Salma Hayek und Gwyneth Paltrow – werfen dem einstigen Hollywood-Mogul jahrzehntelanges sexuelles Fehlverhalten vor. In den meisten Fällen sind die Vorwürfe aber verjährt oder die mutmaßlichen Opfer haben keine Anzeige erstattet.
In dem Prozess in New York geht es um zwei Frauen, die dem „Pulp Fiction“-Produzenten eine Vergewaltigung beziehungsweise aufgezwungen Oralsex vorwerfen. Weinstein hat die Vorwürfe zurückgewiesen und spricht von einvernehmlichen sexuellen Handlungen. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.
Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft von Los Angeles beziehen sich auf zwei andere Fälle: Weinstein soll im Februar 2013 in einem Hotelzimmer eine Frau vergewaltigt und nur einen Tag später eine andere Frau sexuell angegriffen haben. (afp)
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