Autobahn-Schild: Unbekannte machen Leipzig zur „Messer-Stadt“ – Schlechter Scherz oder unangenehme Wahrheit?

Ob sich jemand einen bösen Scherz machen wollte oder mehr dahinter steckt? Noch werden die Messer-Taten nicht speziell in der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik aufgeführt. Doch Realität der Statistik selbst wird auch bezweifelt, selbst von Experten.
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Symbolbild.Foto: istockphoto/kanzefar
Von 24. März 2019

Willkommen in der „Messerstadt“ Leipzig, prangte auf der Autobahn den Autofahrern entgegen, die in Richtung der Messestadt fuhren. Offensichtlich hatten Unbekannte sich einen üblen Scherz angesichts der Leipziger Buchmesse, die in diesen Tagen läuft, gemacht.

„Auf dem Plakat zu sehen ist eine Frau, die von einem Mann mit einem Messer attackiert wird. Dieser ist im Schatten und könnte mit krausem Haar und dunkler Haut als Person mit Migrationshintergrund gedeutet werden. Zufall?“, fragt sich „Tag24“ angesichts der Karrikatur, die dem Bericht zufolge von dem Portal „Du bist Halle“ entdeckt worden ist.

Keine offiziellen Zahlen von Messer-Attacken

Ob dies eine Anspielung auf Messer-Attacken in der Stadt ist oder sich auf die berüchtigte „Eisenbahnstraße'“ bezieht, die seit November 2018 zur Waffenverbotszone erklärt wurde, ist unbekannt.

Noch werden in der Polizeilichen Kriminalstatistik Messertaten nicht spezifisch benannt, was einen Vergleich unmöglich macht. Dennoch: Die Zahl der Straftaten in Leipzig stieg bereits im Jahr 2014 rasant an und erreichten mit 79.235 Fällen einen Höchstwert seit 1999 und eine Steigerung um 12,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Mit 73.614 Fällen gelang es 2015 die Kriminalität in der Metropole etwas einzudämmen (-7,1 Prozent).

Der Schock von 2016

Doch 2016 schon überrollte das Verbrechen die Stadt wieder:

Für die kreisfreie Stadt Leipzig wurden 88.615 Fälle (Vorjahr: 73.614 Fälle; +20,4 Prozent) erfasst.“

(PKS Leipzig 2016)

In diesem kriminalitätsstarken Jahr lagen folgende Verhältnisse zugrunde, wie sie der „Sicherheitslage 2016 – Kreisfreie Stadt Leipzig“ zu entnehmen waren:

Von den 88.615 Straftaten waren 29 Straftaten gegen das Leben zu verzeichnen, davon elf vollendete Morde. Es fanden zudem 7.276 Rohheitsdelikte gegen die persönliche Freiheit statt: 657 Mal Raub/räuberische Erpressung, 1.488 gefährliche und schwere Körperverletzung und 3.096 Fälle vorsätzlicher einfacher Körperverletzung.

399 Mal kam es zu Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Hierbei wurde 29 Mal vergewaltigt oder eine Nötigung im besonders schweren Fall begangen und 110 Mal wurden Kinder sexuell missbraucht.

Insgesamt wurden der Gewaltkriminalität 2.201 Fälle zugerechnet und der Straßenkriminalität 23.524 Fälle.

Auch die Drogenkriminalität wurde dokumentiert: In 2016 wurden 1.732 Verstößen (1.311 allgemeine Fälle) gegen das Betäubungsmittelgesetz gezählt. 280 Mal wurde gehandelt oder geschmuggelt. Nach Polizeiangaben wurde in 103 Fällen mit Heroin, in 39 Fällen mit Kokain und in 592 Fällen mit Amphetaminen das Gesetz gebrochen. Der Rest der Fälle befasst sich fast ausschließlich mit Cannabis-Delikten.

Der Jammer mit der PKS

Von diesem Schock konnte sich die Polizei Leipzig jedoch rasch erholen. Bereits in 2017 sanken die Fallzahlen wieder um etwa zehn Prozent auf 79.383 Fälle.

Die PKS 2017 wurde im Februar 2018 veröffentlicht. Leider ist die PKS 2018 bisher nicht auf der Seite der Polizei Leipzig zu finden.

Doch was besagt die PKS wirklich? Im Mai vergangenen Jahres berichtete die „Leipziger Volkszeitung“ über Angaben des Präsidenten des Leipziger Amtsgerichts, Michael Wolting, dass die Meldungen in den Medien, wie: „Kriminalität auf niedrigstem Stand seit 25 Jahren“ oder „Deutschland ist sicherer geworden“ (Horst Seehofer) so nicht stimmen würden. Die Zahlen würden die tatsächliche Lage nicht widerspiegeln: „Die Sicherheit im öffentlichen Raum ist schlechter als je zuvor.“

Selbst für den Vergleich der Jahreswerte sei sie nicht geeignet, da das Bundeskriminalamt die Regeln zur Führung der PKS „in den letzten zehn Jahren 245 Mal geändert“ habe, so Wolting. Das ist auch die Meinung von Fachleuten der Polizei.

Zudem: Tausende Ermittlungsverfahren würden erst gar nicht in die Statistik fließen, weil sie noch gar nicht bearbeitet worden seien und derzeit ist die Quote der Schreibtischfälle bei Polizei und Staatsanwaltschaft besonders hoch.

Zum Stichtag 22. März 2018 sollen bei der Leipziger Polizei 20.972 Verfahren in Bearbeitung gewesen sein, bei der Staatsanwaltschaft Leipzig sogar 21.596 Verfahren.

Ladendiebstähle würden auch weniger angezeigt, da gegen Unbekannt nichts bringt und die Verkäuferinnen auch Angst vor Gewalt haben, wenn sie Täter stellen würden. Verwiesen wurde in dem Bericht auf einen Artikel der „FAZ“ über eine Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI. Darin wurde ermittelt, dass es in Deutschland nicht 356.000 Fälle von Ladendiebstahl gebe, wie ausgewiesen, sonder etwa 26 Millionen Fälle.
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