Ankerzentrum Bamberg: Überbelegung und ganz normale Kriminalität
Ursprünglich sollte „AnkER“ laut 2018-Koalitionsvertrag der Großen Koalition aus SPD und Union für „Ankunft, Entscheidung, Rückführung“ stehen. Allerdings hatten sich die Ampelparteien SPD, Grüne und FDP in ihrem Koalitionsvertrag dazu entschieden, dieses Konzept nicht weiterzuverfolgen, schreibt das BAMF – das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Tatsächlich scheint sich der Schwerpunkt der Ankerzentren mittlerweile auf „Ank“, die Ankunft von Migranten eingependelt zu haben. So auch in der Universitätsstadt Bamberg in Nordbayern. Hier steht das Ankerzentrum von Oberfranken – und die Zahlen steigen rasant. Es kommt zu Gewaltausbrüchen.
Aus AnkER wird Ankunft-und-weiter
Registrierte man in den vergangenen Monaten jeweils rund 700 Neuaufnahmen, zählte man im August bereits 1.031, ein Anstieg um 47,3 Prozent. Damit leben derzeit im Ankerzentrum Bamberg 2.480 Menschen (Stand: 14. September). Ursprünglich wollte man nicht mehr als 1.500 Menschen aufnehmen, was aber seit über einem Jahr regelmäßig überschritten werde.
Wie der „Bayerische Rundfunk“ (BR) berichtet, würde die Stadt Bamberg seit Langem das Lager schließen, dürfe es aber nicht. Aus dem bayerischen Innenministerium heiße es dazu nur: „Die Vereinbarung von 2015 gilt. Über die Lage nach 2025 wird zu gegebener Zeit gesprochen werden.“
Die Regierung von Oberfranken kommentierte die Lage im Ankerzentrum gegenüber dem BR nicht ohne Verweis auf das ganze Land und ganz Deutschland: „Die Zugangszahlen bewegen sich insgesamt in Deutschland, in ganz Bayern und damit auch im Regierungsbezirk Oberfranken auf sehr hohem Niveau.“ Mit einer Entspannung der Lage rechne man indes nicht.
Die Lösung, den ständigen Zufluss zu verarbeiten, ohne die Kapazität des Lagers zu sprengen, ist denkbar einfach. Den Regierungsangaben zufolge gewährleiste man die Aufnahmefähigkeit des Ankerzentrums durch sogenannte Abverlegung in die Anschlussunterbringung, „auch um sozialen Spannungen vorzubeugen“.
Doch der Wohnraum wird knapper und knapper und damit auch die „Abverlegung“ immer mehr zur Herausforderung. Kommunen und Regierung suchten demnach „mit Hochdruck“ nach geeigneten Objekten.
Straftaten normal – hauptsächlich gegen Außenstehende
Wie das lokale Medienportal „In Franken“ berichtete, hatte die Polizei innerhalb von zwei Monaten über 100 Straftaten im Zusammenhang mit dem Ankerzentrum Bamberg registriert. Nach Angaben der Polizei seien knapp 21 Prozent davon „Gewalt gegen Personen“.
Nur in etwa 15 Prozent aller Fälle seien „die Opfer der Straftaten Bewohner der AEO [Aufnahmeeinrichtung Oberfranken]“, erfuhr das Medienportal auf Anfrage. „Im Umkehrschluss waren rund 85 Prozent der Opfer keine Bewohner der AEO“, so die Polizeisprecherin. Genaueres wurde nicht gesagt.
Eine außergewöhnliche Situation? „Gemäß Zahlenstatistik in der Monatsübersicht ergab sich keine überproportional verschärfte Lage innerhalb der letzten Monate“, betont die Polizei.
Großeinsätze der Polizei
Erst vor einer Woche gab es zwei Großeinsätze der Polizei, wie „In Franken“ ebenfalls berichtet. Zunächst gerieten am Donnerstag, 14. September, drei Marokkaner am Vormittag in der Einrichtung aneinander. „In der Folge erlitt ein 30-Jähriger eine Schnittverletzung an der Schulter, ein anderer landete mit zugeschwollenem Gesicht im Krankenhaus“, berichtete das Polizeipräsidium Oberfranken. Es kam zu drei Festnahmen.
Schon am Abend ging es weiter. Diesmal war „eine größere Personengruppe“ gegen 21 Uhr in einen Streit geraten, der in eine „Schlägerei zwischen zahlreichen Bewohnern“ ausartete und „über 100 Schaulustige“ anzog. Die Bamberger Stadtpolizei rückte mit Verstärkung der umliegenden Dienststellen sowie der Polizeipräsidien Mittelfranken und Unterfranken an. Es gab sieben Verletzte, wovon sich „vier Personen mit dem Rettungsdienst zur ärztlichen Behandlung in Krankenhäuser begeben“ mussten – aufgrund blutiger Kopfwunden. Besenstiele und Eisenstangen wurden sichergestellt.
Auch am nächsten Tag waren die zusammengezogenen Einsatzkräfte und ein Polizeihubschrauber am Ankerzentrum im Einsatz, weil sich eine Gruppe von „etwa 40 Personen, die nicht dort wohnt“, unberechtigt Zugang zum Lager verschaffen wollte. Die Polizei berichtete nach Angaben des Medienportals: „Die Lage ist im Griff, mehr als Personenkontrollen ist allerdings auch nicht passiert. Es gab keine Anwendung von unmittelbarem Zwang und keine gewaltvollen Auseinandersetzungen – das konnten wir verhindern.“
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