Bill Gates will Künstliche Intelligenz für Lehrer und Ärzte

In armen Ländern könnte nach Ansicht des Microsoft-Gründers die Technologie hilfreich sein. Bayern testet fünf Jahre lang den Einsatz von KI an 15 Schulen.
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Computertechnologien halten verstärkt Einzug auch an Schulen.Foto: iStocks/metamorworks
Von 16. Februar 2023

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Microsoft-Gründer Bill Gates erwartet, dass sogenannte Künstliche Intelligenz (KI) Bildung und Gesundheit weltweit verbessern kann. Der „Süddeutschen Zeitung“ sagte er, KI könne beispielsweise bei der Gesundheitsversorgung in armen Ländern helfen. „In afrikanischen Ländern gibt es viele Menschen, die ihr ganzes Leben lang keinen Arzt zu Gesicht bekommen“, sagte er der SZ. „KI könnte dafür sorgen, dass sie Zugang zu Diagnostik und besserer Beratung bekommen.“

KI könne man zudem in der Bildung als Tutor einsetzen – in den USA und weltweit. Gates selbst nutzt KI nach eigenen Angaben schon im täglichen Leben. Etwa „wenn ich zu einem Abendessen eingeladen war, um ein Gedicht oder einen Liedtext zu schreiben“. Er nutze eine verbesserte Form von Chat-GPT, einer Software des Unternehmens Open AI, in das Microsoft Milliarden investiert hat. Der Grad der Genauigkeit sei besser, das genutzte Trainingsmaterial für „Chat-GPT plus“, wie Gates die von ihm genutzte Software bezeichnet, umfangreicher.

Modellversuch läuft seit Herbst 2022

Eine Vorreiterrolle beim Testen von KI im Unterricht nimmt seit Herbst 2022 Bayern ein. Seit Anfang November läuft unter der Überschrift „KI@school“ ein auf Jahre angelegter Modellversuch an 15 Schulen. Der Einsatz Künstlicher Intelligenz entwickle sich „rasend schnell“ und sei aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken, heißt es auf der Internetseite des bayerischen Kultusministeriums. Da sich diese Entwicklung jedoch bisher in Schulen kaum widergespiegelt habe, sei der Modellversuch ins Leben gerufen worden. 15 Einrichtungen (von der Grund- bis zur Berufsschule) aus allen Regierungsbezirken sind in diesen eine halbe Dekade laufenden Test involviert. Unter „strenger Einhaltung der datenschutzrechtlichen Vorgaben“ würden verschiedene pädagogische Konzepte und Lernsettings entwickelt, in denen auf Komponenten der Künstlichen Intelligenz zurückgegriffen werde.

Staatssekretärin Stolz sieht Schüler als Gewinner

Kultusstaatssekretärin Anna Stolz (Freie Wähler) sieht die Schülerinnen und Schüler als Gewinner. Sie würden beim Lernen und Lehren noch besser unterstützt, individuell gefördert und gleichzeitig „fit für die Welt von morgen“ gemacht. Die Modellschulen hätten ausreichend Freiraum, um didaktische Innovationsprozesse einzuleiten und Neues zu probieren. Unterstützung erfahren sie dabei von Arbeitsforen, die sich aus Vertretern der Wissenschaft, des Kultusministeriums sowie der Schulleiter-, Lehrer- und Elternverbände zusammensetzen. Dabei gehe es auch um den Schutz von Daten und Persönlichkeitsrechten. „Wir wollen gemeinsam festlegen, was Künstliche Intelligenz darf und wo wir Grenzen setzen müssen“, betont Stolz.

KI im Bildungsbereich als Chance verstehen

Sponsor des Testlaufs ist die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Bertram Brossardt, der Hauptgeschäftsführer des Vereins, betonte: „Künstliche Intelligenz (KI) ist im Zuge der digitalen Transformation eine Schlüsseltechnologie. Darum müssen wir sie im Bildungsbereich als Chance verstehen und ihre Möglichkeiten für das Lernen nutzen.“  Genau an dieser Stelle setzte die Stiftung Bildungspakt Bayern mit dem Versuch „KI@school“ an. Mit „datenschutzkonformen Gesamtkonzepten“ unterstütze KI den gesamten Prozess des digitalen Lernens und ermögliche individuelle Förderung.  Das sorge auch für mehr Bildungsgerechtigkeit.

Gesichtserkennung in Klassenzimmern

Im Lernlabor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz in Kaiserslautern entwickeln Wissenschaftler Schulbücher, die erkennen, ob die Kinder dem, was sie lesen, folgen können. Darüber berichtet das „Netzwerk digitale Bildung“ auf seiner Internetseite. Tun sich die Kinder schwer, bleiben sie beispielsweise zu lang an einer Passage hängen, bekommen sie alternative Informationen eingespielt. Oder die KI präsentiert ihnen vertiefendes Wissen. Dieses Verfahren sei nur durch die Fortschritte in der Gesichtserkennung möglich, heißt es in dem Bericht weiter.

„Kuschelige KI-Roboter“ ermuntern in Japan zum Lernen

In den USA, in China und in Japan ist KI schon viel stärker in den Schulalltag integriert. So gibt es in den Mathematikklassen einen KI-Computer, der tagesaktuelle Stundenpläne für die Schülerinnen und Schüler entwickelt. Dabei berücksichtigt er den Leistungsstand der Kinder. Die Daten zu den gelösten Aufgaben erfasst das jeweilige Tablet. Nach einem Ampelsystem empfiehlt die KI den Mädchen und Jungen dann entweder mehr vom Gleichen oder bietet ein Level mit schwierigeren Aufgaben an. In Japan sind bereits „kuschelige KI-Roboter“ im Unterricht im Einsatz. Sie sollen die Kinder zu mehr Aufmerksamkeit animieren und den Lehrer entlasten.

Widerstand: China schließt „smartes Klassenzimmer“

In China gibt es bereits smarte Klassen. Allerdings wurde kürzlich ein „allzu smartes Klassenzimmer“ geschlossen, weil es Widerstand gegeben hatte. Eine Oberschule in der südchinesischen Millionenmetropole Hangzhou setzte die Gesichtserkennung im Unterricht einstweilen aus. Eine Kamera filmt die Jugendlichen im Klassenzimmer. Ein KI-Computer wertete aus, ob sie unter- oder überfordert waren. Anschließend gab er ihnen entsprechende Tipps, wie sie besser lernen können. Die Bücher wurden ebenfalls per Gesichtserkennung ausgeteilt. Das Essen glich die KI mit den Gesundheitsdaten der Schüler ab. Einmal pro Woche erhalten die Eltern einen Ernährungsbericht.

In New York haben staatliche Schulen kürzlich den Zugriff auf den Chatbot ChatGPT über ihre Netzwerke und Geräte eingeschränkt. Die App „erlaubt es nicht, Kompetenzen der kritischen Reflexion und der Problemlösung zu entwickeln, die wesentlich für den schulischen Erfolg und den Erfolg im weiteren Leben sind“, heißt es von der New Yorker Bildungsbehörde.

Forschungsprojekt an Klinik

Bereits Ende 2020 endete das auf zwei Jahre angelegte Forschungsprojekt „Leitsystem zur Optimierung der Therapie traumatisierter Patienten und Patientinnen bei der Erstbehandlung“, kurz „LOTTE“. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung förderte das Projekt. Um Schwerverletzte nach einem Unfall schnell behandeln zu können, sollen KI und Big-Data-Systeme dem medizinischen Personal helfen, die richtige Behandlungsmethode zu ermitteln. Involviert waren in das Projekt auch Mitarbeiterinnen des Instituts für Rechtsinformatik (IRI). Sie nahmen insbesondere datenschutzrechtliche, medizinprodukterechtliche sowie berufsrechtliche Bewertungen im Hinblick auf die Erfordernisse an die Entwicklung und den Einsatz von KI-Anwendungen vor. Darüber hinaus erörterten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch straf- und haftungsrechtliche Fragen sowie medizin- und digitalethische Aspekte. „Zum Abschluss habe die Gruppe eine rechtliche Zusammenfassung und vergleichende Übersicht der wichtigsten ethischen und rechtlichen Aspekte sowie der offenen Problempunkte erstellt. Darauf basierend seien für den Gesetzgeber Regelungsvorschläge erarbeitet worden.



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