Bestsellerautorin: „Die Generation Z kostet viel Zeit und Geld. Das macht es so bedrohlich“

Zu der Generation Z zählen all diejenigen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. Ein neues Buch legt die Probleme mit den Unter-30-Jährigen am Arbeitsplatz offen, bietet aber auch Lösungsansätze.
Die Generation Z gilt als arbeitsscheu und Smartphone-abhängig. Foto: iStock
Die Generation Z gilt als arbeitsscheu und Smartphone-abhängig.Foto: iStock
Von 22. April 2024

Die Unternehmensberaterin, Anwältin und Autorin Susanne Nickel hat der Generation Z ihr neuestes Buch gewidmet. Der Titel: „Verzogen, verweichlicht, verletzt: Wie die Generation Z die Arbeitswelt auf den Kopf stellt und uns zum Handeln zwingt“. Auf Amazon steht das Buch auf Platz eins in der Rubrik Gesellschaftskritik.

Nach Einschätzung der Expertin für Arbeit und Wandel drehe sich bei der Generation Z „alles um die eigene Persönlichkeit und das eigene Vorankommen“ – was zu teilweise egoistischen Forderungen führe. Eine Generation, die im Wohlstand aufgewachsen sei und sich nun die Sahnestückchen herauspicke.

„Ihr Credo lautet: Erst leben, dann arbeiten“, erklärt die Autorin gegenüber ntv. Es handelt sich um die erste Generation, die mit dem Internet groß geworden ist und fast vier Stunden täglich mit dem Handy verbringe.

Doch es helfe niemanden, seitenweise über eine Generation zu schimpfen. „Der erhobene Zeigefinger allein bringt nichts“, betont Nickel, die auch als Kolumnistin für „Focus online“ schreibt.

Ein Spiegel der Gesellschaft

Dass die Generation Z ist, wie sie ist, habe nach ihrer Ansicht etwas mit der gesellschaftlichen Gesamtsituation zu tun. Sie sei ein Spiegel der Gesellschaft und oft ein Produkt von sogenannten Helikopter-Eltern – „häufig überbehütet oder überfordert, wurden die wirklichen Bedürfnisse der Kinder nicht gesehen“, erklärt die Fachfrau laut „Business Insider“.

Anfangs dachte sie noch, die gesamte Generation müsste in ein „Bootcamp“, um mehr Disziplin und Durchhaltevermögen lernen. Allerdings müssten zuerst alle Vorurteile über die Gen Z auf den Tisch wie hohe Ansprüche, schwierige Verhaltensweisen, schwache Psyche und wenig Leistungsfähigkeit. „Erst dann können wir versuchen, Hintergründe zu verstehen, um Lösungen zu finden,“ so Nickel.

Bewerbungsverfahren abbrechen

Manche bezeichneten sie auch als „Peter-Pan-Generation“, als Hinweis darauf, dass die Generation nicht erwachsen werden wolle, erklärt Nickel, und das in Zeiten, in denen arbeitssuchende junge Menschen – ob mit oder ohne Ausbildung – Mangelware seien.

Immer mehr von ihnen würden sich während des Bewerbungsprozesses verflüchtigen. „Die Bewerber kommen entweder nicht zum Vorstellungsgespräch, brechen den Kontakt ab oder erscheinen nicht am ersten Arbeitstag. Und das Unternehmen fängt wieder von vorn an“, so Nickel gegenüber ntv.

Über die Kosten würden sich die jungen Menschen keine Gedanken machen. „Weiterzusuchen ist zwar verständlich, nur wäre es sinnvoll, es dem Unternehmen mitzuteilen.“

Eine Generation voller Frust

Bedenklich findet sie auch, dass nahezu 50 Prozent der Generation Z laut einer Studie einräumt, nicht so leistungsfähig zu sein. Hinter ihrer Haltung vermutet Nickel jedoch einen „Riesenfrust“. Denn dieser Generation sei klar, dass es für sie viel schwieriger sein werde, sich etwas aufzubauen oder eine Immobilie zu kaufen.

„Deutschland fehlen Hunderttausende Fachkräfte. Da die Boomer bald alle in Rente sind, ist es wichtig, dass junge Menschen mithelfen, diese Lücke am Arbeitsmarkt zu schließen. Die Generation Z ist also immens wichtig“, so die Arbeitsexpertin.

Tipps für Arbeitgeber

Laut Nickel sollen Unternehmen auch die Generation X, also die zwischen 1965 und 1980 Geborenen, im Blick haben. Sie machen immerhin 16,5 Millionen Menschen in Deutschland aus. Diese Generation sei häufig gut ausgebildet und verfüge über eine gewisse Anpassungsfähigkeit. „Sie sind in der Corona-Pandemie deutlich besser zurechtgekommen als die Jüngeren.“

Nickel schlägt Betrieben vor, auch ältere Personen einzustellen, anstatt sich nur auf die Jungen zu konzentrieren. Ihre Begründung: „Sie können mit einem Chef umgehen, der schwierig ist und rennen nicht gleich beim ersten kritischen Feedback weg.“ Leider falle diese Generation X jedoch häufig durch das Raster – ebenso wie ihre Vorgänger-Generation, die Babyboomer.

Kommen ältere Beschäftigte in Betracht, rät die Fachfrau, ihnen zu ermöglichen, weniger zu arbeiten, sich weiterzuentwickeln und Führungspositionen einzunehmen. Es bringe jedoch nichts, hier flexible Arbeitszeiten nach dem Gießkannenprinzip zu verteilen. Arbeitszeiten müssten individuell gestaltet werden. Eltern mit zwei Kindern sind nun einmal nicht so flexibel wie Singles mit wenig Verpflichtungen, argumentiert sie.

Würden die ungefähr 2,5 Millionen jungen Mütter, die in Teilzeit arbeiten, ihre Wochenarbeitszeit um nur eine Stunde aufstocken, entspräche dies der Arbeitskraft von rund 70.000 Vollzeitstellen, rechnet Nickel.

„Ich sage seit Jahren, macht keine Meetings nachmittags um fünf, wenn die Mütter nicht mehr da sind. Glauben Sie, es wurde beherzigt? […] Jetzt kommt die Generation Z ins Spiel und sagt, ‚Hey, wir wollen mehr Flexibilität, wir machen das so nicht mit‘, und plötzlich wird sich darauf eingestellt. Die Generation Z hat die Macht, Forderungen durchzusetzen, die Mütter nie erreicht haben“, kritisiert Nickel.

Harmonie zwischen den Generationen schaffen

Die Kunden der Coaching-Expertin verzweifelten regelmäßig, weil das Verhalten der Generation Z sie viel Zeit und Geld koste.

Als Gründe zählt Nickel wenig förderliche Eigenschaften der Generation auf: wenig Disziplin, mangelnde Zuverlässigkeit, den Bedarf an ständigem Feedback und noch mehr Wertschätzung. Außerdem fordere die Generation Z ein hohes Einstiegsgehalt und könne gut „Nein“ sagen, schildert Nickel.

„Doch kategorisch jegliche Überstunde abzulehnen und nur an sein Ego zu denken, damit man pünktlich seinen Freizeitaktivitäten nachgehen kann, geht zulasten der anderen Teammitglieder“, warnt sie im „Business Insider“.

Nickel befürchtet, dass sich der Konflikt zwischen den Generationen durch den Egoismus der Generation Z verschärfe. Ein wichtiger Faktor für die Zukunft hingegen sei das Miteinander, für das vorwiegend eine gute Kommunikation nötig sei. Dafür braucht es kompetente Führungskräfte mit Erfahrungen im Coaching und Konfliktmanagement. Schließlich müsse das Wissen von den Älteren auf die Jüngeren übertragen werden.

Mit den richtigen Fragen lasse sich immer eine gemeinsame Ebene finden. Auch Feedback zu geben, müsse gelernt sein. Denn wahres Feedback gehe über reines Loben oder Kritik hinaus.

Erschienen im‎ FinanzBuch Verlag (19. März 2024)
Broschiert, 208 Seiten
18,00 Euro
ISBN:‎ 978-3959727792



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