Berlin: 300 Festnahmen, 15 Polizisten verletzt, Polizei zufrieden mit „Einsatzkonzeption“

Die Silvesternacht in Berlin verlief dank rigoroser Sicherheitsmaßnahmen entgegen aller Erwartungen erstaunlich ruhig. Das verlautbaren zumindest Politik, Polizei und Feuerwehr. Eskalationen und Böllerkrawalle wie 2022 wurden nur vereinzelt bekannt.
Polizeibeamte stehen an einem Plakat, das auf die Böllerverbotszone am Berliner Alexanderplatz hinweist.
Einsatzkräfte der Polizei in der Silvesternacht in Berlin.Foto: Paul Zinken/dpa
Von 1. Januar 2024

„Keiner kommt rein oder raus, ohne kontrolliert zu werden. Ein Kriegsszenario mit Checkpoint an jeder Stelle, Polizei, Presse. Krass, alles abgesperrt“, spricht der YouTuber Jsix mit dem typischen Berliner arabischen Akzent in die Kamera und schwenkt im nächtlichen Neukölln auf eine Menschenschlange, darunter auch einige Frauen mit Kopftuch, die am Kontrollcheckpoint für den Einlass in die Sonnenallee anstehen.

Dann fragt ihn eine junge blonde Frau am Rande des Szenarios auf Englisch, was hier denn los sei. Die Ukrainerin, wie sich kurz darauf im Stream herausstellt, bekommt vom YouTuber die Antwort: „It is a war zone in the middle of Germany, Berlin-Neukölln.“ Dann, auf das erschreckte Gesicht der jungen Frau reagierend, erklärt er: „No, I am joking. This is Silvester. And Silvester is very different style here, people goes somtimes mad.“ 

Diese regelrecht bizarr anmutende Szene ist der Anfang im Videos des im „Brennpunkt Neukölln“ aufgewachsenen YouTubers Jsix, der nach eigener Ansage eine erste Zeit in Deutschland im Asylheim zugebracht hat. Das Video, das mit den Worten von Jsix „Berlin wird zu Bagdad“ startet,  heißt „Ausnahmezustand in Neukölln! 😱🔥 Krieg auf der Sonnenallee! 🤯 Silvester in Berlin“.

Massive Polizeipräsenz und Sicherheitsmaßnahmen

Im Video werden zwar massive Polizeipräsenz und Sicherheitsmaßnahmen mit Absperrgattern, Checkpoints in einer stillgelegten Straße gezeigt, aber kein „Krieg“, keine Eskalation im nächtlichen Berlin in der Sonnenallee. Die Sonnenallee befindet sich in einem von drei als Gefahrenzone eingestuften Arealen in Berlin, worauf sich die Polizei mit einem Aufgebot an zusätzlichen 5.000 Einsatzkräften konzentrierte.

Nahe der Sonnenallee sollen sich kurz nach Mitternacht Hundertschaften der Polizei durch die Querstraßen zwischen Karl-Marx-Straße und Sonnenallee bewegt haben. Laut dpa verhinderten Einsatzkräfte die Errichtung einer Barrikade auf der Straße. Ebenfalls in Neukölln wurden nach Polizeiangaben gegen Mitternacht Autos mit Feuerwerkskörpern beschossen, auch Polizei- und Rettungsfahrzeuge.

Polizei mit Pyrotechnik aus einer größeren Gruppe heraus beschossen

Auch beschossen „aus einer größeren Gruppe heraus“ wurden Einsatzkräfte, wie die Polizei auf X, vormals Twitter, mitteilte, als sich am Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus am Abend rund 500 Menschen gegenseitig mit Pyrotechnik ein Gefecht lieferten. Das Areal gehört zur Böllerverbotszone Alexanderplatz. Dazu kam es, als Beamte die Gruppe auseinandergetrieben und Personen kontrolliert hätten.

Berliner Bilanz: Randale auch in Lichtenrade

Im südlichen Berliner Stadtteil Lichtenrade habe eine „große Gruppe von Menschen“ randaliert, die Polizei habe 18 Personen identifiziert, bei zweien seien illegale sogenannte Kugelbomben gefunden worden. „Sie soll auf alles geschossen haben, was sich bewegt“, schrieb die Polizei.

In Berlin-Neukölln wurde genau mit so einer Kugelbombe ein geparkter Einsatzwagen der Polizei beschossen. Verletzt wurde dabei keiner.

In Tempelhof wurden Schreckschusswaffen beschlagnahmt und sechs Menschen verhaftet, die damit auf einen Bus schossen.

Polizei zufrieden mit „Einsatzkonzeption“

Die Polizei sei „mit der Einsatzkonzeption zufrieden“. Die Zwischenfälle seien nicht so gravierend gewesen wie in der Silvesternacht vor einem Jahr, sagte die Sprecherin der Berliner Polizei, Anja Dierschke. “Der Unterschied war, dass wir aufgrund der hohen Einsatzkräftezahl unmittelbar einschreiten konnten.“

Diese wurde massiv aufgestockt und auch im Vorfeld dezidiert kommuniziert: 4.500 Polizisten waren im Einsatz, Super-Recognizer, Sprengstoffhunde und Helikopter, 220 Funkwagen sind in der Stadt unterwegs, 245 Beamte sind mit Bodycams ausgerüstet, 500 Bundespolizisten bewachten Bahnhöfe und Liegenschaften.

Die von der Politik befürchteten Bilder ähnlich wie die von Silvester 2022 konnten verhindert werden. Denn Politik und Polizei hatten auch in diesem Jahr wieder mit ähnlichen Vorkommnissen wie 2022 gerechnet, zumal die Stimmung in arabischstämmigen Bevölkerungsgruppen etwa in Neukölln und Gesundbrunnen „auch durch den Krieg in Israel und Gaza aufgeheizt sein“ könnte, so RND.

300 Festnahmen, 750 Feuerwehreinsätze

In dieser Nacht waren Polizei und Feuerwehr mit Tausenden Einsatzkräften in Berlin unterwegs. Die Polizei meldete gegen 2:30 Uhr 300 Festnahmen. Verletzt wurden 15 Polizisten. Die Bilanz der Feuerwehr: über 750 Einsätze.

Polizei, Politik und Feuerwehr ziehen also vorerst für diese Silvesternacht eine positive Bilanz, da es in diesem Jahr keine Bilder so massiver Ausschreitungen wie von 2022 gibt und auch die Party unter dem Brandenburger Tor, wo 45.000 Menschen feierten und es „erstmals seit Corona“ wieder ein Höhenfeuerwerk fürs Volk gab, ohne nennenswerte Einsätze verlief.



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