Ausgebremst: Tempolimit 20 in Frankfurt am Main ab Dezember
Schon im Dezember 2020 wurden in der Innenstadt von Frankfurt am Main überall Tempo-40-Schilder montiert und diese damit zur verkehrsberuhigten Zone gemacht. Seinerzeit wurde die innerörtliche Regelgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern auf 40 km/h herabgesetzt. Anlass war hierfür nicht, Fußgängern und Radfahrern mehr Lebensqualität zu bieten oder für ein besseres Miteinander aller Verkehrsteilnehmer zu sorgen, sondern vielmehr, die Schadstoffbelastung in der Luft zu reduzieren.
Das Umweltministerium stützte sich bei seiner Entscheidung auf Berechnungen aus einem „Handbuch der Emissionsfaktoren des Straßenverkehrs“, nach dem die Wirkung von Tempo 40 bei fast allen Verkehrszuständen die „günstigste Geschwindigkeit darstellt, um den Stickoxid-Ausstoß bei Autos gering zu halten“.
Tempolimit blockweise weiter umgesetzt
Drei Jahre später, ab 1. Dezember 2023, ist auch Tempo 40 Geschichte in der Innenstadt von Frankfurt. Auch nicht Tempo 30, nein, Tempo 20 soll es jetzt sein. Rund um die Frankfurter Börse wird ab nächsten Monat die erste Tempo-20-Zone der Stadt eingerichtet. Offiziell für mehr Klimaschutz und mehr Sicherheit.
Die Maßnahmen der Stadt Frankfurt am Main dienten dem Klimaschutz, machten den öffentlichen Raum attraktiver und sorgten dafür, dass „alle Verkehrsarten endlich gleichberechtigt werden“, sagte Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) der dpa. Das Tempolimit rund um die Frankfurter Börse komme und wird dann blockweise weiter umgesetzt, so der Grüne. Das Gebiet werde zum verkehrsberuhigten Geschäftsbereich erklärt. Geplant sei die Tempobeschränkung in den Nebenstraßen. Bei den Hauptstraßen bleibe alles wie gehabt. Hier soll der Durchgangsverkehr fahren.
Autospuren weg, stattdessen neue Fahrradwege
„Fahren von Parkhaus zu Parkhaus oder zum Posen mit dem Auto soll es in der Innenstadt nicht mehr geben“, sagte Siefert. Wenn weniger Autos unterwegs seien, steige die Aufenthaltsqualität. Ziel sei keine „autofreie“, sondern eine autoarme Innenstadt.
Diesem Ziel dienen auch die weiteren Maßnahmen: So soll der motorisierte Verkehr in der Innenstadt weiter eingeschränkt werden. An den großen Straßen hat die Stadt bereits rot leuchtende Radwege angelegt, dafür fallen Fahrspuren für Autos weg. Auch die Anzahl der Parkplätze an den Straßen soll reduziert werden, sodass motorisierte Besucher der Innenstadt auf Parkhäuser zurückgreifen müssen. Behindertenparkplätze und Taxistellplätze werde es weiter geben, dazu mehr Liefer- und Ladezonen.
Keine kostenlosen Parkplätze mehr in der ganzen Stadt
Zudem ist eine Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung in den Stadtteilen Frankfurts geplant, damit ist auch das kostenlose Parken Geschichte. Als Ergebnis sollen alle besser vorankommen, auch diejenigen, die auf das Auto angewiesen seien, so der grüne Verkehrsdezernent Siefert.
Die Maßnahmen dienten dem Klimaschutz, machten den öffentlichen Raum attraktiver und sorgten dafür, dass alle Verkehrsarten endlich gleichberechtigt behandelt würden, so Siefert. Der fahrradfreundliche Umbau der Nebenstraßen soll zunächst provisorisch erfolgen, danach dann fest.
Ausgebremst durch Verkehrsexperimente
Frankfurt am Main ist nicht die erste Stadt, die den Verkehr im Innenbereich dermaßen stark ausbremsen will. In Kassel ist im Frühjahr ein Tempo-20-Modellversuch gestartet, auch in Stuttgart gibt es solche Zonen, auch die Stadt Hannover will dabei Gas geben und die Autofahrer in den Innenstädten bremsen.
Die wachsende Zahl an Verkehrsexperimenten kam bislang nicht bei jedem gut an. Viele der in den Innenstädten angesiedelten Ladengeschäfte fürchten nach der Verkehrsflaute auch eine Umsatzflaute. So gab es beispielsweise in München wegen verkehrsberuhigter Straßen wütende Proteste von Anwohnern.
In Berlin wurde das aufmerksamkeitsstarke Modell der autofreien Friedrichstraße im Juli 2023 wieder abgeschafft, was scharf von der Grünen-Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Mitte, Stefanie Remlinger, kritisiert wurde. Der Bereich war ab August 2020 für mehr als zwei Jahre im Rahmen eines Verkehrsversuchs für Autos gesperrt; die Sperrung wurde im Anschluss noch aufrechterhalten, bis eine Händlerin gegen die Sperrung für Autos klagte und damit vor dem Verwaltungsgericht erfolgreich war.
Das Auto soll „ein bisschen Platz machen“
Befürchtungen auch in Frankfurt, die Reduktion des Autoverkehrs in den Straßen könnte den angesiedelten Ladengeschäften schaden, konnten Studien bislang nicht belegen, steht im „Focus“, der mit „Frankfurt am Main macht’s vor“ titelt und schreibt: „Eine aktuelle Studie der RWTH Aachen aus dem Oktober wies sogar nach, dass verkehrsberuhigte Zonen einen leicht positiven wirtschaftlichen Effekt haben:“
„Expertinnen und Experten seien sich prinzipiell einig, dass es bei der Verkehrswende im städtischen Raum nicht genüge, die Alternativen zum Auto auszubauen – sondern dass das Auto auch ein bisschen Platz machen muss, etwa durch Tempolimits und die Reduktion von Parkplätzen.“
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