Aufarbeitung des Missbrauchskandals unerwünscht: Konservative deutsche Bischöfe verhindern Missbrauchssynode
Konservative katholische Bischöfe in Deutschland haben nach einem Medienbericht eine deutsche Synode zur Aufarbeitung des Missbrauchskandals verhindert.
Bei einem internen Treffen der 27 deutschen Bistumschefs in Würzburg sei ein Streit über die Konsequenzen aus dem Skandal entbrannt, berichtete „Christ & Welt“, die Beilage der Wochenzeitung „Die Zeit“, am Mittwoch vorab.
Demnach schlug eine Gruppe von Bischöfen in einem nicht öffentlichen Konzeptpapier eine nationale Synode als Reaktion auf die Krise vor. Darin sollten demnach Theologen, Laien, externe Experten und Bischöfe über Fragen wie die Zukunft des Zölibats und die katholische Sexualmoral diskutieren. Konservative Bischöfe hätten aber Widerstand gegen das Konzept gezeigt.
Laut „Christ & Welt“ sind der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, der Essener Bistumschef Franz-Josef Overbeck, Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer und Stefan Oster aus Passau Verfasser des Papiers. Sie schrieben demnach, wenn die Initiative für eine „synodale Veranstaltung“ nun von den Bischöfen selbst ausgehe, sei dies sicher „ein breit wahrnehmbares und starkes Signal“.
Bischof Kohlgraf sagte dem Blatt, allen Bischöfen sei bewusst, dass die Kirche nicht weitermachen könne wie bisher. Differenzen gebe es aber darüber, wie das gehen solle.
Kohlgraf kritisierte zugleich seinen Vorgänger in Mainz, den verstorbenen Kardinal Karl Lehmann. Der ehemalige Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz habe 2002 das „Ausmaß und die Tragweite“ eines Missbrauchskandals in den USA „nicht realistisch eingeschätzt“. Lehmanns damalige Äußerung, die deutsche Kirche müsse sich den Schuh der Amerikaner nicht anziehen, sei „so unklug wie falsch“ gewesen.
Der Mainzer Bischof lässt nach eigenen Angaben alle Missbrauchsfälle, die in der Amtszeit Kardinal Lehmanns liegen, noch einmal daraufhin überprüfen, ob es zu „Unregelmäßigkeiten im Umgang mit Tätern“ kam. „Ich habe den Betroffenen versprochen, die Frage der Verantwortlichkeit zu klären.“
Den Akten lasse sich nach jetzigem Erkenntnisstand zwar nicht entnehmen, dass Lehmann Täter bewusst gedeckt und Missbrauchstaten vertuscht habe. Aber: „Natürlich gibt es viele Vorgänge aus seiner Zeit, zu denen ich heute gern seine Meinung wüsste – natürlich habe auch ich Fragen“, sagte Kohlgraf. (afp)
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