Anzapf-Trainer Huber coacht Rathauschefs seit über 40 Jahren

Anfangs war er nur in geheimer Mission dabei: Schankmeister Helmut Huber. Er steht seit mehr als 40 Jahren dem Münchner Oberbürgermeister beim Anzapfen zur Seite.
Helmut Huber ist beim Anzapfen ganz nah beim Oberbürgermeister.
Helmut Huber ist beim Anzapfen ganz nah beim Oberbürgermeister.Foto: Peter Kneffel/dpa
Epoch Times21. September 2024

„Ozapft is“: Wenn der Münchner Oberbürgermeister mit diesem Ruf das Oktoberfest eröffnet, ist Helmut Huber ganz nah bei ihm – seit über 40 Jahren. Die Bilder des Brauers gehen so alljährlich um die Welt, auch wenn kaum jemand weiß, wer der Mann an der Seite des Stadtoberhaupts ist.

Der 83 Jahre alte Brauer hat auch dieses Jahr vor dem traditionellen Anzapfritual mit OB Dieter Reiter geübt – der allerdings professionell wieder nur zwei Schläge brauchte, bis das Bier sprudelte und er die Wiesn eröffnen konnte.

Reiter ist in gewisser Weise Rekordhalter. Nur bei seiner ersten Wiesn 2014 und 2022 nach zwei Jahren Corona-Zwangspause brauchte er drei Schläge.

In geheimer Mission in der Anzapfboxe

Huber hat vor Reiter schon Georg Kronawitter und Christian Ude (beide SPD) trainiert – anfangs war sein Einsatz geheim. 1984 habe Kronawitter dann gesagt: „Sie strahlen so eine Ruhe aus, Sie stehen am Samstag neben mir“, berichtet der Brauer. „Seitdem bin ich hier.“

Anfangs war Huber allerdings inkognito in geheimer Mission da: Erst Ude lüftete das streng gehütete Geheimnis um das Anzapftraining.

Zahl der Schläge prägt Ansehen des Stadtoberhaupts mit

Der Anstich auf dem Münchner Oktoberfest ist ein festes Ritual. Das Zeremoniell wird live im BR-Fernsehen übertragen – und der Rathauschef muss dabei eine gute Figur machen. Wie viele Schläge er braucht, ist tagelang Stadtgespräch und kann sein Ansehen durchaus mitprägen.

Die Anzapftradition hatte nach dem Zweiten Weltkrieg OB Thomas

Wimmer begründet. Er fuhr auf dem Wagen der Wirte-Familie Schottenhamel mit zum Festgelände – und der Wirt ließ ihn angeblich spontan anzapfen. Wimmer, obwohl gelernter Schreiner, brauchte einmal allerdings 19 Schläge.

Auch Ude, der als erster OB im Jahr 2005 mit nur zwei Schlägen auskam, brauchte dazu etliche Jahre und zahlte Lehrgeld. In seinem ersten Amtsjahr 1993 ertönten „Aufhören, Aufhören“-Rufe – er brauchte sieben Schläge. Um derartige Blamagen zu vermeiden, trainierte Ude vor dem Fest mit Huber – und machte das dann öffentlich. (dpa/red)



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