Anwalt: Depardieu kommt aus gesundheitlichen Gründen nicht zu seinem Prozess

In Paris beginnt der Prozess gegen den französischen Filmstar Gérard Depardieu wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe auf zwei Frauen. Ihm drohen bis 5 Jahre Haft.
Depardieus Ärzte haben ihm laut Anwalt verboten, vor Gericht zu erscheinen. (Archivbild)
Depardieus Ärzte haben ihm laut Anwalt verboten, vor Gericht zu erscheinen.Foto: Thierry Roge/BELGA/dpa
Epoch Times28. Oktober 2024

Der französische Filmstar Gérard Depardieu kann nach Angaben seines Anwalts aus gesundheitlichen Gründen nicht am Prozessbeginn gegen ihn wegen sexueller Übergriffe teilnehmen.

Depardieu sei „schwer erkrankt, und leider haben ihm seine Ärzte verboten, bei der Anhörung anwesend zu sein“, sagte sein Anwalt Jeremie Assous dem Radiosender „Franceinfo“ wenige Stunden vor dem am Montag geplanten Prozessbeginn. Der Schauspieler werde daher „um eine Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt bitten, damit er teilnehmen kann“.

Zuvor hatte es geheißen, Depardieu wolle zum Prozessbeginn um 13:30 Uhr vor Gericht erscheinen. In dem Verfahren geht es um mutmaßliche Übergriffe während der Dreharbeiten zum Film „Les volets verts“ von Jean Becker im Jahr 2021.

Falsche Anschuldigungen?

Zwei Frauen werfen ihm vor, sie 2021 bei den Dreharbeiten begrapscht zu haben. Sollte er schuldig gesprochen werden, drohen dem Darsteller laut Pariser Staatsanwaltschaft Strafen, die bis zu 5 Jahren Freiheitsentzug und zusätzlich 75.000 Euro Geldstrafe reichen. Und damit wohl das endgültige Aus seiner Karriere.

Depardieu („Cyrano von Bergerac“, „Asterix und Obelix“) wolle beweisen, dass er „lediglich das Ziel falscher Anschuldigungen“ sei. Wie er weiter erklärte, wollten sich die Klägerinnen durch Entschädigungsforderungen mit Beträgen zwischen 6.000 und 30.000 Euro bereichern.

Der Schauspieler gehört zu den bekanntesten Filmstars Frankreichs. Er arbeitete mit den bedeutendsten Regisseuren und Schauspielerinnen des Landes zusammen und spielte in mehr als 200 Filmen und Serien mit.

Catherine Deneuve (l) und Gerard Depardieu 2012 in Berlin.

Catherine Deneuve (l) und Gerard Depardieu 2012 in Berlin. Foto: Jörg Carstensen/dpa

Klage wegen sexueller Übergriffe und sexistischer Beleidigungen

Eine der beiden Klägerinnen beschuldigt laut Informationen der Pariser Staatsanwaltschaft den Schauspieler, sie an sich gezogen zu haben, als er in einem Korridor saß und sie an ihm vorbeiging. Dabei soll er sie mit seinen Beinen eingeklemmt, ihr Gesäß, ihr Geschlecht und ihre Brust über ihrer Kleidung berührt haben.

Dabei soll er seine Gesten mit obszönen Bemerkungen begleitet haben. Sie hat im Februar gegen ihn wegen sexueller Übergriffe, sexueller Belästigung und sexistischer Beleidigungen Klage erhoben.

Die zweite Frau, eine Assistentin des Regisseurs, gab laut Staatsanwaltschaft an, dass Depardieu sie am Drehort an Brust und Gesäß berührt haben soll. Zuvor soll er sie bereits auf der Straße belästigt haben. Sie reichte im März 2024 Klage ein.

Weitere Missbrauchsvorwürfe gegen ihn

Seit Jahren schon melden sich immer mehr Frauen zu Wort, die dem preisgekrönten Darsteller sexuelle Übergriffe vorwerfen. So hat ihn 2018 die Schauspielerin Charlotte Arnould verklagt. Seit 2020 wird in diesem Fall ermittelt. An Arnould soll er sich zweimal vergangen haben. In dem Fall könnte Depardieu der nächste Prozess drohen.

Die Online-Zeitung „Mediapart“, die regelmäßig mit Enthüllungsgeschichten für Aufsehen sorgt, veröffentlichte im April 2023 einen Artikel, in dem 13 Frauen ihn sexueller Übergriffe oder unangemessener sexueller Äußerungen beschuldigten. Sie prangern Vorfälle an, die sich hauptsächlich bei Dreharbeiten von Filmen zwischen 2004 und 2022 ereignet haben sollen.

Depardieu bestreitet die Vorwürfe vollständig. In einem in der Zeitung „Le Figaro“ Anfang Oktober 2023 veröffentlichten Brief bezeichnet er sich als Opfer einer „medialen Lynchjustiz“. Darin gab er zu, sein ganzes Leben lang „provoziert, übertrieben, manchmal ausfällig“ gewesen zu sein, aber kein Vergewaltiger zu sein. Des Weiteren schrieb er, dass Arnould freiwillig mit ihm auf sein Zimmer gegangen sei.

Von der Filmikone zur Persona non grata?

Depardieu hat in über 200 Filmen gespielt, viele sind zu Klassikern des Kinos geworden, wie „Die Ausgebufften“, „Cyrano von Bergerac“ und „Die letzte Metro“.

„France Télévisions“, Frankreichs öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt, ließ vor Wochen schon wissen, dass man Sendepläne mit Depardieu überprüfen und erst einmal alle Projekte mit ihm auf Eis legen werde.

Auch auf eine Zusammenarbeit mit ihm für den Animationsfilm „La plus précieuse des marchandises“ von Michel Hazanavicius wurde verzichtet – im gegenseitigen Einvernehmen, wie es hieß. (dpa/afp/red)



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