Abzocke bei Rundfunkgebühr – worauf Bürger achten sollten

Wer schon mal umgezogen ist, hat mit Sicherheit erlebt, dass einer der ersten amtlichen Briefe vom „ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice“ kommt. Menschen, die eine Wohnung neu anmelden, eine neue Bankverbindung haben oder umgezogen sind, sollen das auf der Webseite des Beitragsservice melden. Dann werden die Rundfunkgebühren automatisch erhoben. Das ist eigentlich ein kostenloser Vorgang.
Bei Google auf dem ersten Platz – und abkassiert
Fast 90.000 Deutsche haben bislang einen Ummelde-Service in Anspruch genommen, um sicherzugehen, dass die Rundfunkgebühr ohne Verzögerung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk landet. Sie sind dabei einem Dienstleister aufgesessen, der für die Ummeldung bis zu 40 Euro Gebühren veranschlagt hat.
Der Trick ist ganz einfach und funktioniert ob der Arglosigkeit der Kunden: Eine dem Beitragsservice von ARD und ZDF fast identische Seite erscheint ganz oben in den Google-Rankings, gepusht an diese prominente Position der Suchliste durch Werbezahlungen. Wer statt auf der offiziellen Internetseite des Beitragsservices von ARD, ZDF und Deutschlandradio, „rundfunkbeitrag.de“, auf der Internetseite „www.dein-rundfunkbeitrag.de“ gelandet ist und dort seinen Rundfunkbeitrag umgemeldet hat, bekommt für den Service eine Rechnung in Höhe von 39,99 Euro präsentiert.
Im Impressum der Seite steht die Firma „Digitaler Post Service – FZCO“, deren Adresse sich in Dubai befindet. Dazu gibt es folgenden Hinweis: „Wir sind ein unabhängiger Online-Service, wir stehen in keiner Verbindung zu den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten.“
Miese Masche oder clevere Geschäftsidee?
Unter dem Motto „Miese Masche um Rundfunkbeitrag“ ließ „Bild“ den Ingenieur Tom B. zu Wort kommen. Als er den Rundfunkbeitrag ummelden wollte, ist er auf die „Kostenfalle“ hereingefallen. „Ich habe ‚Rundfunkbeitrag Bankverbindung ändern‘ oder so ähnlich eingegeben. Bei Google kam an erster Stelle ‚dein-rundfunkbeitrag.de‘. Ich klickte an, füllte die Formulare aus. Sie schauen fast genauso aus, wie die von ARD und ZDF.“
Mit der ihm am Ende präsentierten Rechnung in Höhe von 40 Euro steht er nicht allein da. 90.000 Menschen fielen bereits auf die Masche herein, wie „Verbraucherzentrale.de“ die Größenordnung benennt. Ein Millionenschaden.
Vor „mein-Beitragsservice.de“ machte sich dieses Prinzip die Website „service-rundfunkbeitrag.de“ zunutze und kassierte 29,99 Euro von jedem, der auf der Suche nach Ummelde-Möglichkeiten der Rundfunkgebühr auf der Website der Firma SSS-Software Special Service GmbH aus Horhausen/Westerwald landete. Auch hier der gleiche Trick, auf den arglose Gebührenzahler hereinfielen: Die Website mit den entsprechenden Ummelde-Formularen als Serviceleistung wurde – zwar markiert als werblicher Inhalt – an erster Stelle in den Google-Ergebnislisten angezeigt, wenn man beispielsweise nach „Rundfunkbeitrag“, „Rundfunkgebühr“, „GEZ“ und ähnlichen Begriffen suchte.
Gegen SSS-Software Special Service GmbH läuft seit Ende 2024 eine Sammelklage, da das Unternehmen eine Gebühr für die Nutzung eines Online-Formulars zum Rundfunkbeitrag verlangt hatte, „ohne auf die Kosten deutlich hinzuweisen“, wie „Verbraucherzentrale.de“ ausführt. Nach deren Auffassung sind die Hinweise auf diese Kosten so undeutlich, dass sie nicht den gesetzlichen Vorgaben genügen.
Service eigentlich kostenlos
Die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hatten die Betreiber des Onlineportals „Service Rundfunkbeitrag“ abgemahnt, „nachdem sich zuletzt immer mehr Verbraucher:innen über das Portal beschwert hatten“. Der vzbv reichte eine Unterlassungsklage gegen die Betreiber der Seite ein und warnt zugleich davor: „Seit mindestens Ende Januar 2025 taucht die optisch fast identische Website ‚dein-rundfunkbeitrag.de‘ in den Google-Suchergebnissen auf.“
Epoch Times hat den Anbieter aufgefordert, zum Vorwurf der Täuschung Stellung zu nehmen. Bislang hatte die Firma mit Sitz in Dubai sich lediglich gegenüber „Bild“ geäußert, dass das Angebot der Website „dein-rundfunkbeitrag.de“ legal sei und, durch ein Gericht bestätigt, keine Verbrauchertäuschung oder „Abzocke“. Es werde hier ein ähnlicher Dienst angeboten wie kostenpflichtige Zulassungsdienste für Autos, zitiert „Bild“ den Anbieter: „Natürlich kann jeder selbst zur Zulassungsstelle gehen. Nicht selten hat man aber nicht alle erforderlichen Papiere dabei oder muss lange Wartezeiten in Kauf nehmen.“
Derweil warnt die „Verbraucherzentrale.de“ davor, dass solche kostenpflichtigen Dienstleistungen keinerlei Vorteile gegenüber dem Angebot auf der offiziellen Webseite des Rundfunkbeitragsservice bieten. Denn dort ist jede Ummeldung kostenlos.
Nicht kostenlos sind ARD, ZDF und Deutschlandradio in Deutschland – unabhängig davon, ob man das Medienangebot der öffentlich-rechtlichen Sender in Anspruch nimmt oder ob man im Besitz eines Endgerätes ist. Die Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag waren 2023 um mehr als 5 Prozent auf den neuen Höchstwert von 9,02 Milliarden Euro gestiegen.
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