18-jähriger Syrer soll für Philippos T.s Tod verantwortlich sein

Die Polizei Bielefeld hat am Nachmittag bestätigt, dass es sich bei dem mutmaßlichen Totschläger des deutsch-griechischen Schülers Philippos T. in Bad Oeynhausen um einen polizeibekannten 18-jährigen Syrer handelt. Polizeigewerkschaftschef Rainer Wendt fordert nun „Ausreisearreste“.
In Bad Oeynhausen wurde eine Leiche in einem Müllcontainer gefunden. Die Polizei sucht nach wie vor Zeugen (Symbolbild).
Das Symbolbild zeigt die Tür eines Polizeifahrzeugs.Foto: Bodo Schackow/dpa
Von 27. Juni 2024

Bei dem mutmaßlichen Haupttäter im Fall des getöteten 20-jährigen Schülers Philippos T. aus Minden handelt es sich offenbar um einen 18-jährigen Syrer mit Wohnsitz in Bad Oeynhausen, im Kreis Minden-Lübbecke, NRW, der bereits vor der Bluttat polizeibekannt war. Nach einer Pressemitteilung der Bielefelder Polizei sei er schon früher durch „Gewalt-, Eigentums- und Betäubungsmitteldelikte“ aufgefallen.

Weitere Einzelheiten zur Identität und zum Motiv des Hauptverdächtigen gab die Bielefelder Polizei auf Anfrage der Epoch Times bislang nicht heraus. Bis zum Nachmittag des 27. Juni 2023 hatte sie auch darauf verzichtet, die Nationalität des Verdächtigen zu erwähnen. Nun bestätigte sie dessen Herkunft aus Syrien doch noch. Die Zeitung „Welt“ hatte darüber bereits vorher berichtet. Auch nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Focus“ war der Beschuldigte 2018 aus Syrien nach Deutschland gekommen. Er habe zunächst mit seiner Familie in Pforzheim gelebt. 2023 sei die Familie nach Bad Oeynhausen umgezogen.

Nach Auskunft von Rainer Wendt, dem Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), liegt es stets an der Bereitschaft der Staatsanwaltschaft, die Nationalität eines Täters zu bestätigen. Die Staatsanwaltschaft sei die „Herrin des Verfahrens“ und entscheide auch über die Preisgabe derartiger Details, erklärte Wendt am 27. Juni 2024 im Interview mit „Welt TV“.

Unions-MdB denkt über Abschiebemöglichkeiten nach Syrien nach

Thorsten Frei, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sah das Verschweigen der Nationalität nach Angaben der Nachrichtenagentur dts kritisch: So könne man „Probleme nicht lösen“.

Er plädierte dafür, sich den Fall genau anzuschauen: „Man wird auch analysieren müssen, ob in der Vergangenheit Fehler gemacht worden sind und insbesondere wird man damit umgehen müssen, wie man weiter verfährt in diesem Fall.“ Seiner Meinung nach müssten bei Kapitalverbrechen grundsätzlich Abschiebungen geprüft werden – auch in Richtung Syrien.

Festnahme am Mittwochnachmittag

Der Haupttatverdächtige war nach einer gemeinsamen Pressemitteilung der Polizei und der Staatsanwaltschaft Bielefeld bereits am späten Mittwochnachmittag, 26. Juni 2024, an seiner Wohnadresse festgenommen worden. Der Einsatz sei durch Ermittler der Mordkommission „Palais“ erfolgt.

Die Beamten waren dem mutmaßlichen Mörder nach zahlreichen Zeugenhinweisen und intensiver Ermittlungsarbeit auf die Spur gekommen. Der Beschuldigte wurde nach Informationen der Polizei Bielefeld auf Antrag der örtlichen Staatsanwaltschaft am Donnerstag der Haftrichterin vorgeführt. Derzeit sitze er in Untersuchungshaft. Der Beschuldigte habe sich zu den Tatvorwürfen ausgeschwiegen.

Derzeit gingen die Ermittlungsbehörden davon aus, dass allein die Gewalt des Hauptverdächtigen für den Tod des Schülers verantwortlich sei. Die Obduktion habe am Donnerstagnachmittag ergeben, dass Philippos T. „infolge der multiplen stumpfen Gewalteinwirkung gegen seinen Kopf“ verstorben sei.

Der Hauptverdächtige war zum Tatzeitpunkt in einer Gruppe von annähernd Gleichaltrigen aufgetreten. Diese Gruppe bestand „nach aktuellem Kenntnisstand aus mindestens drei weiteren Personen im Alter von 18 Jahren mit einer deutschen Staatsbürgerschaft“, erklärte die Polizei nun. Genaueres wisse man noch nicht:

Die Anzahl der möglichen Tatbeteiligten am Tatort und mögliche weitere Straftaten zum Nachteil anderer Opfer sind Gegenstand weiterer umfangreicher Ermittlungen, Bestandteil ist auch die Tatbeteiligung anderer.“

Wendt fordert Ausreisearreste und kritisiert milde Justiz

Polizeigewerkschafter Rainer Wendt hoffte im Interview mit „Welt TV“ auf schnelle weitere Festnahmen. Der Fall von Bad Oeynhausen spiegele ein bekanntes Muster von Taten gefährlicher junger Männer wider. Er könne sich schon vorstellen, wie der Fall auch diesmal ausgehen werde. „Wir alle machen uns doch gar keine Illusionen, wie die deutsche Strafjustiz mit der vollen Milde des Gesetzes reagieren wird“, kritisierte Wendt: „Es gibt dann Strafen auf dem Niveau von drei Wochen Fernsehverbot und danach bleiben die Personen bei uns.“

Wenn Abschiebungen aus Deutschland nicht möglich seien, hoffe er wenigstens auf „Ausreisearreste“, wie sie die Union bereits früher vorgeschlagen habe, so Wendt. Wichtig sei für ihn der Schutz der Bevölkerung. Anlasslose, tödliche Gewalt sei längst kein Einzelfall mehr.

Schwartze (SPD): „Keine Unbeteiligten an den Pranger stellen“

Stefan Schwartze (SPD), Bundestagsabgeordneter aus dem Kreis Herford (NRW), warnte davor, die Menschen über einen Kamm zu scheren: Es mache ihn „traurig“, „dass die Tat einmal mehr dazu benutzt wird, ganze Bevölkerungsgruppen pauschal zu verurteilen“, so Schwartze laut Nachrichtenagentur dts:

Das ist armselig, bringt das Opfer nicht zurück, hilft der Familie nicht und spaltet die Gesellschaft weiter. Bestrafen wir die Täter, aber stellen wir keine Unbeteiligten an den Pranger.“

Die Tat hatte sich in der Nacht zum vergangenen Sonntag im Kurpark von Bad Oeynhausen ereignet. Mittlerweile haben die Menschen vor Ort begonnen, zum Zeichen der Trauer Blumen und Briefe am Brunnen des Kurparks abzulegen. Am frühen Mittwochabend, 26. Juni, fand ein stilles Gedenken am Kaiserpalais statt. Dort hatte das spätere Opfer Philippos T. in der Tatnacht die Abiturfeier seiner Schwester besucht.

Bürgermeister mahnt zur Zurückhaltung

Nach Angaben von „Welt TV“ hatte Lars Bökenkröger, der Bürgermeister von Bad Oeynhausen, unter der Woche zur Zurückhaltung gemahnt und „zutiefst kritisiert“, dass manche Politiker die Gewalttat politisch instrumentalisieren würden.

Noch bevor die Nationalität des mutmaßlichen Haupttäters bestätigt worden war, forderte die AfD-Bundessprecherin Alice Weidel am 25. Juni auf ihrem X-Kanal, die Täter abzuschieben, sobald sie gefunden seien. Der AfD-Landesverband Nordrhein-Westfalen teilte einen Spendenaufruf zugunsten der Hinterbliebenen, den Mitschüler des Getöteten gestartet hatten.

Auch die Mutter des Opfers wandte sich in einer emotionalen Videobotschaft an die Öffentlichkeit. Darin erhob sie schwere Vorwürfe an die zum Zeitpunkt der Aufnahme noch nicht ermittelten „Mörder und Mitmörder“ aus der Tätergruppe und forderte diese auf, sich zu stellen. Philippos Vater erklärte im Interview mit „RTL West“, dass für ihn „eine Welt zusammengebrochen“ sei: „Ich hätte mir nie vorgestellt, dass so etwas passiert.“

Kurpark wurde zum Tatort

In der Tatnacht war Philippos T. nach Angaben des „Focus“ auf dem Weg nach Hause gewesen, nachdem er die Abiturfeier seiner Schwester besucht hatte. Dabei hatte ihn nach Informationen der „Thüringer Allgemeinen“ ein 19-jähriger Freund aus Porta Westfalica begleitet. Andere Medienquellen sprechen von drei Freunden.

Nach ersten polizeilichen Ermittlungen waren die jungen Männer im Kurpark auf eine Gruppe von etwa zehn unbekannten Männern mit „südländischem“ Erscheinungsbild gestoßen. Darunter habe sich auch der Hauptverdächtige befunden. Alle mutmaßlichen Aggressoren sollten etwa 19 oder 20 Jahre alt sein und teilweise Adidas-Trainingsanzüge getragen haben.

Schnell sei es zu einem Wortgefecht gekommen. Um was es dabei ging, ist nach Angaben der Polizei noch nicht geklärt, sei aber Bestandteil der laufenden Ermittlungen. Fest stehe, dass die Streiterei eskaliert sei: Die zehnköpfige Gruppe habe begonnen, Prügel und Tritte in Richtung der Abifestbesucher auszuteilen.

Nach Informationen der „Bild“ habe der Hauptverdächtige Philippos T. plötzlich weggezerrt und zu Boden geschlagen. Dabei sei der Schüler auf den Hinterkopf gefallen. Nach Darstellung der „Bild“ habe sich der mutmaßliche Aggressor auf ihn gestürzt und habe auch nicht von seinem Opfer abgelassen, als ihn andere aus seiner Gruppe wegziehen wollten. Nachdem der Hauptverdächtige sich schließlich doch wieder erhob, soll er postwendend auch dem 19-jährigen Begleiter einen Schlag versetzt haben.

Den polizeilichen Ermittlungen zufolge wurde dabei auch dieser Freund von Philippos T. verletzt, wenn auch nur leicht. Nachdem Augenzeugen des Geschehens die Polizei gerufen hatten, sei die „südländische“ Gruppe zu Fuß in Richtung Innenstadt verschwunden. Zur Tatzeit habe es am Kurparkgelände eine Reihe von Veranstaltungen gegeben.

Philippos T. habe unterdessen einen unumkehrbaren Ausfall all seiner Hirnfunktionen erlitten. Sein Tod trat nach Polizeiangaben am Dienstag, 25. Juni, ein. Die Polizei Bielefeld hatte daraufhin Ermittlungen wegen vollendeten Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung eingeleitet. Polizei und Staatsanwaltschaft riefen die Öffentlichkeit zu sachdienlichen Hinweisen auf und appellierten auch an die flüchtigen Tatverdächtigen, sich freiwillig zu stellen. Bis zum Beweis einer Schuld gilt in allen Fällen die Unschuldsvermutung.

Philippos T. besaß nach Angaben der „Bild“ sowohl die deutsche als auch die griechische sowie die polnische Staatsangehörigkeit. Nach Angaben der „Thüringer Allgemeinen“ hatte er in seiner Freizeit gern unter seinem Künstlernamen „swagboipi“ Rapmusik gemacht und produziert. Der Musiker Lyran Dasz sei ein Schützling des Deutsch-Griechen gewesen.



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