10 Millionen Euro der untergetauchten Krypto-Queen für deutsche Betrugsopfer gesichert

Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat mehr als 10 Millionen Euro der Krypto-Betrügerin Ruja Ignatova sichergestellt. Das Geld soll zurückgehen an geprellte Anleger aus Westfalen. Die OneCoin-Betrügerin, die sich selbst „Krypto-Queen“ nannte, ist seit 2017 auf der Flucht.
Titelbild
Böses Ende mit OneCoin seit 2017. Foto iStock Cyclonphoto
Von 24. Juni 2024

Seit Jahren ist die „Krypto-Queen“ untergetaucht. Ruja Ignatova wurde, seitdem sie am 27. Oktober 2017 in Bulgarien in eine Ryan-Air-Maschine nach Athen gestiegen war, nicht mehr gesehen. Mit ihr sind Milliarden Euro Anlegergelder verschwunden.

Teil vom Betrügergeld zurück in Bielefeld

Ruja Ignatova hatte die Digitalwährung „OneCoin“ inszeniert und damit Investoren weltweit um 3,6 Milliarden Euro betrogen. Europaweit gibt es 17.500 Geschädigte, die auf die Betrügerin und ihren erfundenen Fake-Coin hereingefallen sind.

Da der Firmensitz der Deutschen mit bulgarischen Wurzeln im münsterländischen Greven lag, ist für den Fall die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Bielefeld zuständig. Sie macht jetzt den Geschädigten Hoffnung, wenigstens einen Teil ihres verlorenen Geldes wiederzubekommen, da zwei Londoner Immobilien aus dem Besitz der Betrügerin verkauft wurden.

Da nicht bekannt ist, was mit Ruja Ignatova ist, ob sie überhaupt noch lebt oder wo sie sich aufhält, kann sie aktuell nicht angeklagt werden. Die zuständige Bielefelder Staatsanwaltschaft ist deshalb den Weg gegangen, die zehn Millionen Euro, die aus Verkäufen zweier Immobilien in London stammen, für die OneCoin-Betrogenen zurückzubekommen.

Step by Step Geld zurück für die Betrogenen

„Wir haben den Daumen drauf“, sagte der Pressedezernent der Bielefelder Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität, Carsten Nowak, dem WDR. Die Wirtschaftsermittler sind sich sicher, beweisen zu können, dass das Geld für die Wohnungen, ein Penthouse samt Pool und eine „normale“ Wohnung, von den mehr als 17.000 Anlegern stammt, die über die Firma im Münsterland betrogen worden waren.

In einem aufwendigen Verfahren soll das Geld zurückgeführt werden. Noch liegt es bei der Bank of Scotland auf Guernsey auf den Kanalinseln, einem Steuerparadies.

Der erste Schritt dazu ist das durch die Deutsche Staatsanwaltschaft veranlasste sogenannte selbstständige Einziehungsverfahren. Nachdem das Landgericht Bielefeld in den kommenden Wochen prüft, ob dafür die Voraussetzungen passen, muss die Staatsanwaltschaft, um das Geld nach Deutschland zu überweisen, ein Rechtshilfeverfahren beantragen. Ab dann gilt das sogenannte Windhundprinzip: Wer sich von den betrogenen Anlegern zuerst meldet, wird auch zuerst entschädigt, bis die zehn Millionen aufgebraucht sind.

Der Stein war ins Rollen gekommen, als Anfang 2023 Ignatovas Anwälte für sie Besitzanspruch auf ein Londoner Penthouse bei Finanzregulatoren erhoben hatten, das für 13 Millionen US-Dollar verkauft werden sollte. Zuvor war die Anmeldung des Besitzanspruchs durch eine Gesetzesänderung in Großbritannien notwendig geworden. Demnach müssen jetzt Wohnungsbesitzer, deren Firmen in Großbritannien registriert sind, für ihr Eigentum den vollen Namen nennen. Bis dahin war als Besitzer der Wohnung lediglich eine Briefkastenfirma namens Abbots House Penthouse Limited registriert.

Mit der Anmeldung des Besitzanspruchs ist es für die Behörden möglich geworden beziehungsweise einfacher, das Penthouse zu beschlagnahmen, zu verkaufen und die Rückgabe der Betrugsgelder in die Wege zu leiten.

Um den Anspruch auf „ihr“ Penthouse überhaupt zu erheben, musste Ignatova zuvor aufgetaucht sein. Das bedeutet unter anderem, dass es Dokumente geben muss, aus denen ihr Aufenthaltsort geschlossen werden kann und vor allem, dass die „Krypto-Queen“ noch am Leben ist. Da von ihr seit ihrem Untertauchen jede Spur fehlte, äußerte das österreichische Techportal „Futurezone“ 2023, dass sie womöglich getötet wurde – etwa von einem Komplizen, der sie verraten hat.

Mit 3,6 Milliarden auf der Flucht

Ignatova reiste im Oktober 2017 von Sofia nach Athen und wurde seitdem nicht mehr gesehen, während ihr Bruder verhaftet und wegen Betrugs und Geldwäsche angeklagt wurde. Kurz zuvor, auch im Oktober 2017, wurde gegen Ignatova ein Bundeshaftbefehl vor einem New Yorker Bezirksgericht erlassen. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie möglicherweise einen Hinweis erhalten hatte, dass die Behörden gegen sie ermitteln.

Bereits drei mutmaßliche Gehilfen der Krypto-Queen sind vom Landgericht Münster wegen Beihilfe zum gewerbsmäßigen Betrug und Geldwäsche zu Haftstrafen zwischen knapp drei und fünf Jahren verurteilt worden. Hier ging es um 320 Millionen Euro veruntreutes Geld von Anlegern aus ganz Europa. Gegen die Urteile ist jeweils Revision beim Bundesgerichtshof eingelegt worden.

Die Welt der Zahlungsmittel revolutionieren

OneCoin sollte das europäische Pendant zu Bitcoin werden. Dreh- und Angelpunkt des Betrugs war Firmenmitgründerin Dr. Ruja Ignatova. Die Oxford-Absolventin hatte eine erfolgreiche Karriere im Finanzwesen, bevor sie 2014 die Kryptowährung OneCoin als „Bitcoin-Killer“ ins Leben rief.

In den Jahren 2015 und 2016 hatte Ignatova massenweise Gelder für die neue Währung eingesammelt. Die Harvard-Absolventin überzeugte Millionen Investoren und versprach Renditen, die höher waren als die von Bitcoin. Die Investoren der Kryptowährung OneCoin wurden um rund 3,6 Milliarden Euro betrogen, mit denen Ignatova seither auf der Flucht ist.

Der NoCoin: Kein Token, keine Blockchain

Der Betrug wurde nicht zuletzt durch die schillernde Persönlichkeit Ignatovas möglich, die gerne in ihrer Community „OneLife“ und in den Medien ihren luxuriösen Lebensstil zur Schau stellte und versprach, die Welt der Zahlungsmittel zu revolutionieren.

Es stellte sich heraus: Nicht einmal der OneCoin-Token lag auf einer Blockchain, es gab nicht einmal eine Blockchain, wie von Ignatova und ihren Komplizen angegeben. Ebenso weiß man nach heutigem Erkenntnisstand, dass die Kursschwankungen von OneCoin gefälscht wurden.

Seit ihrem Verschwinden fahnden FBI, Interpol und das deutsche BKA nach ihr. Gegen Ignatova liegt mittlerweile ein Haftbefehl in 20 Ländern vor.

Ruja Ignatova steht derzeit als einzige Frau auf der Top 10 Most Wanted List des FBI.



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