Ökonomen: Die Inflationspolitik muss beendet werden
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Angesichts einer Inflation der Konsumgüterpreise in Höhe von 6,8 Prozent im November 2021 hat die US-Zentralbank (Fed) umgeschwenkt. Sie sieht die erhöhte Inflation nun nicht mehr als vorübergehend an, sondern als hartnäckiges Problem und wird daher die Zinsen im kommenden Jahr drei Mal anheben.
Die Bank von England hat angesichts der steigenden Inflation sogar am 16. Dezember überraschend gehandelt und ihren Leitzins um 0,15 auf 0,25 Prozentpunkte erhöht.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hält hingegen unbeirrt an ihrer Null- und Negativzinspolitik fest – obwohl im Euroraum die Inflation zuletzt bei 4,9 Prozent lag und damit mehr als doppelt so hoch ist, wie die eigentlich versprochene Zielinflation in Höhe von 2 Prozent.
Die Erfahrung sowie auch die ökonomische Theorie raten dringend dazu, die Inflation nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn Inflation – das chronische Ansteigen der Güterpreise auf breiter Front – verursacht über kurz oder lang große volkswirtschaftliche Schäden. Die Inflation bedeutet nicht nur Kaufkraftschwund des Geldes und der in Geld ausgewiesenen Forderungen.
Sie steht im Kern für eine Umverteilung von Einkommen und Vermögen, und zwar dadurch, dass sie die Erwartungen der Menschen sprichwörtlich enttäuscht, die Menschen hinters Licht führt: Die Menschen stellen plötzlich fest, dass die tatsächliche Inflation höher ausfällt, als sie es ursprünglich erwartet haben, als es ihnen versprochen wurde.
Schuldner und Gläubiger
Von einer solchen „Überraschungsinflation“ profitieren beispielsweise Schuldner: Sie können ihre Verbindlichkeiten mit wertmäßig geschmälertem Geld zurückzahlen. Der Gläubiger hat das Nachsehen. Es leiden auch diejenigen, deren Löhne und Pensionen nicht schnell genug an die erhöhte Inflation angepasst werden.
Aber selbst wenn die Löhne angehoben werden, bewahrt das die Einkommensverdiener nicht vor Inflationsverlusten. Denn bei einer progressiven Einkommenssteuer werden die Lohnzahlungen mit einem höheren Grenzsteuersatz belegt. Dieser als „kalte Progression“ bekannte Effekt führt zu einer erhöhten realen Steuerlast; und aus diesem Grund spricht man auch von der „Inflationssteuer“.
Auch viele Unternehmen leiden früher oder später unter Inflation. Beispielsweise verteuern sich die zur Produktion erforderlichen Faktoren wie Arbeit, Vor- und Zwischenprodukte und Energie. Wenn es den Unternehmen nicht gelingt, die erhöhten Produktionskosten auf die Absatzpreise abzuwälzen, dann schrumpft ihr Gewinn. Die Inflation setzt zudem die Kaufkraft der Kunden herab, die ihre Nachfrage einschränken, und auch das schadet Umsatz und Gewinn von so manchem Unternehmen.
Scheingewinne von Firmen
Firmen leiden vor allem auch deswegen unter Inflation, weil die Inflation den Unternehmensbilanzen zum Ausweis von „Scheingewinnen“ führt: Gewinne also, die dadurch zustande kommen, dass die Verkaufserträge durch die Inflation bereits aufgebläht sind, die in der Buchführung ausgewiesenen Produktionsaufwendungen jedoch noch zu ihren historischen Anschaffungswerten aufgeführt sind. Da die nominalen Unternehmensgewinne der Steuer unterliegen, wird den Firmen Substanz abgezogen.
Scheingewinne können zudem die Firmenleitung zur Aufzehrung des Kapitals verleiten, indem Dividenden ausgezahlt werden, die eigentlich einzubehalten sind, um die Firmensubstanz zu erhalten. Oder die Scheingewinne ermutigen Firmen zu waghalsigen Investitionen, die sich früher oder später jedoch als Flop herausstellen und durch die Firmenkapital verschwendet wird. Dadurch leiden Wachstum und Beschäftigung nachhaltig.
Staat reglementiert noch mehr
Die Nöte, die die Inflation für viele Menschen verursacht – durch steigende Ernährungs- und Transportkosten und Mieten, Verlust ihrer Ersparnisse –, wissen Politiker in der Regel für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Als Sündenböcke müssen zum Beispiel die Profitgier der Unternehmen, die ungezähmten Märkte erhalten.
Der Staat gebärdet sich als Helfer in der Not: Mit dem Erlassen von Ge- und Verboten, Preiskontrollen, „Reichensteuern“ und anderen Drangsalen verspricht er für Besserung zu sorgen. Dadurch drängt er jedoch das Wenige, das von der freien Wirtschaft und Gesellschaft noch übrig ist, auch noch beiseite.
Die Inflation ist keine Naturkatastrophe, sie ist menschengemacht. In der ökonomischen Lehre unterscheidet man üblicherweise zwischen zwei Erklärungen.
Zum einen spricht man von angebots- und oder nachfragegetriebener Güterpreisinflation. Das ist dann der Fall, wenn das Güterangebot knapp ist, die Nachfrage also das Angebot übersteigt und als Folge die Güterpreise anziehen – weil Unternehmen ihre erhöhten Kosten auf die Preise überwälzen und/oder die Güterpreise knappheitsbedingt ansteigen. Zum anderen gibt es die monetäre Erklärung der Preisinflation. Ihr zufolge ist die Güterpreisinflation Folge einer übermäßigen Geldmengenausweitung, also einer „Geldmengeninflation“.
Ein gewaltiger „Geldmengenüberhang“
Die EZB hat die Geldmenge M3 seit Anfang 2020 um fast 18 Prozent ausgeweitet, um insbesondere die Folgen des politisch diktierten Lockdowns zu bewältigen. Ein gewaltiger preistreibender „Geldmengenüberhang“ ist dadurch entstanden und schwillt weiter an. Übrigens hat die US-Zentralbank die Geldmenge sogar um 36 Prozent ausgeweitet, und nicht anders sieht es in vielen anderen Ländern aus.
Die immer noch anhaltende Beschädigung der internationalen Lieferketten ist so gesehen der Nährboden, auf dem sich der Geldmengenüberhang in steigender Güterpreisinflation entladen kann – und das bereits auch tut.
Für die Öffentlichkeit ist es nicht immer einfach, den Bezug zwischen steigenden Güterpreisen und Geldmengenvermehrung zu erkennen. Beispielsweise wirkt die Geldmengenausweitung häufig erst mit einer langen Zeitverzögerung auf die Güterpreise. Oder die statistischen Preisindizes fangen die Folgen der Geldmengenausweitung nur unzureichend ein. So hat es in den letzten Jahrzehnten eine fulminante Vermögenspreisinflation (in den Aktien- und Häusermärkten) gegeben, die aber in den offiziellen Zahlen nicht sichtbar wurde.
Die EZB im Dienst der Regierungen
Doch für die Güterpreisinflation im Euroraum ist die EZB verantwortlich. Sie hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr in den politischen Dienst der Euro-Regierungen gestellt. Die EZB hat die wachsende Verschuldung der Staaten bereitwillig finanziert – indem sie in großem Stil die Staatsschulden zu sehr niedrigen Zinsen direkt aufgekauft hat.
Mittlerweile kann man sogar von „fiskalischer Dominanz“ sprechen: Die Finanzierungsbedürfnisse der Staaten bestimmen maßgeblich die Geldpolitik der EZB – und das läuft auf mehr Schulden, mehr Geld, dauerhaft niedrige Zinsen hinaus, die letztlich die Inflation antreiben. Deshalb verstärken auch politisch diktierte Lockdowns, deren Einkommensausfälle absehbar mit einer weiteren Erhöhung der Geldmenge finanziert werden, das Inflationsproblem.
Die Erfahrung zeigt, dass sich die Preisinflation politisch nicht systematisch und kontrolliert einsetzen lässt. Früher oder später verpufft das Vertrauen der Menschen in das Geld.
Es ist daher besser, den Tatsachen so schnell wie möglich ins Auge zu sehen: Dass nämlich die aktuellen Güterpreissteigerungen nicht vorübergehend, sondern „echte Inflation“ repräsentieren, und dass der Ausstieg aus der extremen Niedrigzins- und Geldmengenvermehrungspolitik erfolgen muss. Je früher, desto besser. Je länger er hinausgezögert wird, desto schwerwiegender werden die Inflationsschäden ausfallen, und desto höher werden die Anpassungskosten sein, um die Inflation zu beenden.
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