Wie das gedruckte Wort die Welt veränderte
Samstagmorgen. Die druckfrische Zeitung flattert ins Haus. Für viele Menschen gehören Kaffeetrinken und Zeitungslesen zum morgendlichen Ritual. Es hat etwas Entspannendes, eine Printzeitung in der Hand zu halten, die Seiten umzublättern und den Geruch von Papier und Tinte wahrzunehmen. Doch sieht die Zukunft des gedruckten Mediums wenig rosig aus. In der Vergangenheit hatte es die Kraft, ganze Gesellschaften umzuwälzen.
Die Voraussetzungen für den ersten Zeitungsdruck hat Johannes Gutenberg vor fast 600 Jahren geschaffen. Mit seinen Erfindungen des Handgießinstrumentes und der Druckerpresse markierte der Mainzer Goldschmied um 1440 eine bedeutende Wende in der Geschichte des Buchdrucks.
Buchdruck vor Gutenberg
Gutenberg war jedoch nicht der Erfinder des Buchdrucks im eigentlichen Sinne. So wurden in der Antike Holzstempel für das Bedrucken von Textilien genutzt und im alten China verwendete man bereits Mitte des elften Jahrhunderts einzelne „Buchstaben“ aus Ton zum Drucken. Ab Ende des 13. Jahrhunderts tauchten im Fernen Osten zudem die ersten metallenen Lettern aus Zinn oder Bronze auf.
Komplett unabhängig davon entwickelte Gutenberg jedoch erstmals ein komplettes Drucksystem, das die bis dahin monolithische Druckerei ablösen sollte. So wurden zuvor in Ermangelung einzelner Buchstaben ganze Seiten als Druckschablone angefertigt, Seite für Seite, und abgedruckt. Anders als Gutenbergs bewegliche Lettern konnten sie nicht wiederverwendet werden, was Aufwand und Kosten in die Höhe trieb.
Aufgrund dessen war der Buchdruck vor Gutenberg wenig verbreitet. Selbst unter den Reichen und Adligen konnten oder wollten sich die wenigsten solche Werke leisten, sodass die Mehrzahl der damaligen Bücher nach wie vor von Schreibkundigen handschriftlich vervielfältigt wurde. Dank Gutenbergs Erfindungen konnten diese viel schneller und in großen Mengen nachgedruckt werden. Teuer waren die Bücher noch immer: Eine „Luther-Bibel“ soll das vierfache Jahreseinkommen eines Stadtschreibers gekostet haben.
Gutenbergs System aus Gießwerkzeug und Druckpresse war jedoch so erfolgreich, dass es später auch die bis dato in Asien verwendeten Lettern ablöste. Ebenso wurde Gutenbergs Presse nahezu unverändert bis ins 19. Jahrhundert gebaut und wird teilweise noch heute verwendet.
Eine einfache Idee mit großer Wirkung
Die Grundidee hinter Gutenbergs Erfindung war einfach: Er zerlegte die Texte in ihre kleinsten Bestandteile wie Klein- und Großbuchstaben, Satzzeichen und Abkürzungen. Für jedes Zeichen fertigte der Goldschmied eine sogenannte Patrize an – ein Stempel mit spiegelverkehrten Lettern aus Metall. Um daraus eine Gussform für die einzelnen Lettern herzustellen, wurde der Stempel in einen weicheren Metallblock (meist aus Kupfer) eingeschlagen. So entstand ein seitenrichtiger, vertiefter Abdruck des jeweiligen Buchstabens – die Matrize.
Diese Gussform wurde dann in das von Gutenberg erfundene Handgießinstrument eingesetzt und mit einer flüssigen Legierung aus Blei, Zinn und weiteren Metallen ausgegossen. Die einzelnen Drucklettern ließen sich so beliebig vervielfältigen. Sie erscheinen nun wieder seitenverkehrt und konnten anschließend zu Wörtern, Zeilen und Seiten zusammengesetzt werden. Zum Drucken wurde der fertige Textsatz mit Druckfarbe bestrichen und in eine spezielle Presse gelegt.
Das erste Buch, das mit diesem Verfahren gedruckt wurde, war die Biblia latina – heute bekannt als die Gutenberg-Bibel.
Das Potenzial des Massenmediums
Die Erfindung des Buchdrucks spielte Anfang des 16. Jahrhunderts bei der Reform der katholischen Kirche eine bedeutende Rolle. Der Augustinermönch Martin Luther nutzte diese technische Innovation, um seine Kritik am Ablasshandel der Kirche und seine Vorstellung vom wahren Christentum in Form von Flugblättern zu verbreiten. Ab 1522 ging das von Luther übersetzte Neue Testament und später auch die Gesamtausgabe der Bibel in den Druck. Bis zu seinem Tod wurden schätzungsweise 100.000 Exemplare der Lutherbibel verkauft. Die Nachfrage war groß.
Martin Luther war jedoch nicht der Einzige, der das Potenzial des Massenmediums seiner Zeit erkannte. Andere Reformatoren taten es ihm gleich. Sie ließen theologische Texte, Kommentare und Karikaturen in einer Vielzahl drucken und brachten diese unter das Volk. Debatten, die zuvor nur in den Kreisen der Gelehrten und Kleriker stattfanden, verlagerten sich nun auch in die Öffentlichkeit. Das Druckereigewerbe profitierte enorm von dieser Entwicklung.
Doch Gutenbergs Erfindung war nicht nur in dem Kampf um die öffentliche Meinung ein zentrales Werkzeug. Dank des kosteneffizienteren Druckprozesses waren Bücher jetzt erschwinglicher, sodass auch einige einfache Bürger sie sich leisten konnten. Immer mehr Menschen lernten lesen und schreiben.
Dank Buchdruck verbreitete sich indes auch die Meinung des Volkes, mitunter sehr zum Missfallen der Herrscher. Während Stimmen aus dem Volk von päpstlichen Gesandten nach Rom gebracht wurden und dort zumindest zur Kenntnis genommen wurden, fürchtete die spanischen Inquisitoren derlei Schriftstücke. Geradezu panische Angst vor der Macht des Wissens hatte der türkische Sultan Bajazet. 1483, nur 36 Jahre nach Erscheinen der ersten Gutenberg-Bibel, verbot er – unter Androhung der Todesstrafe – das Drucken in seinem Land.
Die erste Tageszeitung der Welt
Nichtsdestotrotz dauerte es nicht lange, bis in Europa die ersten Vorläufer der Zeitung gedruckt wurden. Die Nachrichtenwelt erfuhr mit dem neuen Buchdruck einen starken Wandel. Zuvor waren Neuigkeiten und öffentliche Bekanntmachungen hauptsächlich auf dem Marktplatz oder in Wirtshäusern mündlich weitergegeben worden. Später erschienen Nachrichten und Mitteilungen auch sporadisch in Form von Einblattdrucken, die ereignisbezogene Bilder und Texte enthielten.
Die erste regelmäßige Zeitung, die die Drucktechnik von Gutenberg nutzte, war die „Relation“. Sie wurde von Johann Carolus im Jahr 1605 in Straßburg einmal wöchentlich herausgegeben.
Schließlich wurden mit dem Ausbau des Postnetzes weitere Voraussetzungen für die regelmäßige Nachrichtenübermittlung geschaffen.
Im Jahr 1650 brachte der Leipziger Verleger Timotheus Ritzsch die „Einkommende Zeitung“ heraus, die als erste Tageszeitung der Welt galt. Mit diesem Format hatte Ritzsch in der damaligen Medienlandschaft ein Monopol, da Zeitungen bis dahin üblicherweise nur wöchentlich oder in noch größeren Zeitabständen veröffentlicht wurden.
Zu einem Massenmedium wurde die Printzeitung erst im 19. Jahrhundert. Mit der Erfindung von Schnellpressen und Rotationsmaschinen konnten erstmals Auflagen von rund 20.000 Zeitungen pro Stunde gedruckt werden – eine bis dato nie gekannte Geschwindigkeit in der Druckerei.
Wie bedeutend der Buchdruck und der Zeitung für die Gesellschaft auch sein mögen, die Geschichte schreitet voran. Die Blütezeit der Printzeitung scheint längst überschritten. Im Zuge der Digitalisierung schrauben immer mehr Zeitungsverlage ihre Printproduktionen zurück oder stellen diese ganz ein. Eine Welt ohne Printzeitung? Wie wird diese aussehen? Man kann es nur ahnen.
Hochdruck in der Druckerei
Unter Hochdruck stehen Druckereien gerade beim Zeitungsdruck. Hochdruck bezeichnet jedoch auch ein spezielles Druckverfahren. Dabei sind, wie bei Gutenbergs beweglichen Lettern, die zu druckenden Zeichen erhaben. Diese wurden zunächst spiegelverkehrt zu Wörtern, Sätzen und Seiten zusammengefügt, dann wie bei einem Stempel eingefärbt und auf das Papier gepresst. Das Verfahren wird bis heute verwendet. Statt Bleiletter nutzt man allerdings lichtempfindliche Platten, auf die die späteren Druckseiten übertragen werden. Mittels Säure werden die Zwischenräume frei geätzt, sodass das Schriftbild – wiederum erhaben und spiegelverkehrt – stehen bleibt.
Den physikalischen Gegensatz bildet der sogenannte Tiefdruck, bei dem die zu druckenden Flächen eingetieft sind und zum Drucken mit Farbe gefüllt werden. Die Herstellung ist aufwendiger, ermöglicht aber bei entsprechenden Anpressdruck sehr feine Druckereien. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Druckformen nahezu verschleißfrei arbieten und Auflagen in Millionenhöhe mit gleichbleibender Qualität gefertigt werden können.
Gänzlich ohne Erhebungen oder Vertiefungen kommt der Flachdruck aus. Heute findet dieser vor allem als Offsetdruck in der Industrie Verwendung. Wie der Name sagt, bedarf es keiner speziellen Stempel, stattdessen entsteht das Druckbild zunächst in einer feinen Trägerschicht, an der die ölhaltige Druckerfarbe später haftet. Über eine Gummiwalze wird die Farbe auf das Druckmaterial übertragen, was das Bedrucken von Endlospapier ermöglicht. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert der Laserdrucker für den Heimgebrauch.
Eine Sonderform des Druckens ist der Durch- oder Siebdruck, wobei das Bild tatsächlich auf einem feinen Sieb entsteht. Die so bearbeiteten Flächen bleiben für die Farbe durchlässig, während sich die umliegenden Poren verschließen. Dank des ausgesprochen dicken Farbauftrags hat sich dieses Verfahren für unterschiedlichen Materialien, einschließlich Pappe, Textilien, Metall oder Holz durchgesetzt. Wie bei allen anderen Druckverfahren ist jedoch auch beim Siebdruck pro Druckvorgang im Regelfall nur eine Farbe möglich. Mehrfarbige Motive erfordern somit zwei, drei oder mehr Druckdurchgänge.
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