Ich bete an die Macht der Liebe – Von Gerhard Tersteegen
Ich bete an die Macht der Liebe
Ich bete an die Macht der Liebe,
ich geb‘ mich hin dem freien Triebe,
wodurch auch ich geliebet ward;
ich will, anstatt an mich zu denken,
ins Meer der Liebe mich versenken.
Wie bist du mir so sehr gewogen
und wie verlangt dein Herz nach mir
Durch Liebe sanft und stark gezogen
neigt sich mein alles auch zu dir
du große Liebe, gutes Wesen
du hast mich, ich hab dich erlesen
Ich fühl´s, du bist´s dich muß ich haben
Ich fühl´s, ich muß für dich nur sein
nicht im Geschöpf, nicht in den Gaben
mein Ruhplatz ist in dir allein.
Hier ist die Ruh, hier ist Vergnügen
drum folg ich deinen sel´gen Zügen
In diesem teuren Jesusnamen
das Vaterherze öffnet sich
Ein Brunn´der Liebe Fried und Freude
quillt nun so nahe auch für mich
Mein Gott wenns doch der Sünder wüßte
sein Herz wohl bald dich lieben müßte.
Für mich ist ewig Herz und Leben,
Erlöser, du mein einzig Gut;
du hast für mich dich hingegeben
zum Heil durch dein Erlösungsblut.
O Heil des schweren tiefen Falles –
für mich ist ewig Herz und alles.
O Jesu, daß dein Name bliebe
im Herzen tief gedrücket ein.
Möcht‘ deine süße Jesusliebe
in Herz und Sinn gepräget sein.
In Wort und Werk, in allem Wesen
sei Jesus und sonst nichts zu lesen.
In diesem teuren Jesusnamen
das Vaterherze öffnet sich;
ein Brunn der Liebe, Fried‘ und Freude
quillt uns so nah, so mildiglich.
Mein Gott, wenn’s doch der Sünder wüßte –
sein Herz wohl bald dich lieben müßte.
Gerhard Tersteegen (1697 – 1769)
Die Verbindung von Frömmigkeit und Gebet mit der „Macht der Liebe“ und die von Dmytri Bortniansky (1751 – 1825) dazu komponierte anrührende Melodie haben wesentlich dazu beigetragen, dass das Lied zum Höhepunkt vieler feierlicher, fröhlicher wie ernster Anlässe wurde. Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. hat es zum Nachtgebet seiner Soldaten bestimmt. Die Melodie ist bis heute Bestandteil des „Großen Zapfenstreichs“.
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