Logo Epoch Times

An mich selbst und andere – Von Renate Lilge-Stodieck

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber

top-article-image

Doch du bist taub und stumpf und hältst den Glockenklang für ein Gebet und hörst nicht, wie darunter Kinder weinen.

Foto: iStock

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 1 Min.

An mich selbst und andere

Ach, wüsstest du,
wie dumm du bist,
dann wäre schon
der Weisheit Quell
in dir geboren –
und ewig strömte Neues,
nie gekanntes
in dich ein.
Doch du sitzt wie ein Narr
Vor allen Toren
Und dünkst dich
klug und sauber,
stark und rein.
Ach, wüsstest du,
wie taub du bist,
dann wüchsen ins Unendliche
dir deine Ohren.
Doch du bist taub und stumpf
und hältst den Glockenklang
für ein Gebet
und hörst nicht,
wie darunter
Kinder weinen.
Ach, wüsstest du,
wie blind du bist,
dann könnte keine Schminke
dich mehr täuschen.
Du sähest gerade
in dein Herz hinein,
und sähest allen Kummer dort
und alle Pein.
Du sähest die verborgnen
Wünsche schlummern
in Ohnmacht
hinterm Lügenschrein.
Du sähest dort
ein Kind
vor Kälte wimmern,
und könntest doch
schon immer
bei ihm sein.
Ach, wüsstest du,
wie feig du bist,
bequem, faul, geizig,
ohne Saft und Kraft.
Du rissest alle Tore auf,
gäbst allen Müll
auf einen großen Hauf –
und heiztest dir
dann kräftig ein.
Renate Lilge-Stodieck

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.

Bitte einloggen, um einen Kommentar verfassen zu können