Kolumne vom Freischwimmer: Langsame Veränderungen sind besser als gar keine!
Es gibt Zeiten, da kann ich den alltäglichen Irrsinn kaum noch ertragen. Doch wenn ich mich mal wieder so richtig hilflos und ausgeliefert fühle, erinnere ich mich gern an folgende Geschichten. Sie beweisen mir nämlich, dass ich – dass wir – keinesfalls dieser weltweit operierenden Verbrecherbande hilflos ausgeliefert sind. Diese zwei Erzählungen regen zum Nachdenken an und machen Mut. Leider weiß ich nicht mehr, wo und vom wem ich sie gehört habe, aber ich hoffe, dass Sie Ihnen genauso gefallen wie mir:
Schon seit langer, langer Zeit werden in Asien Elefanten als Arbeitstiere eingesetzt. Der Mensch nutzt dabei die gewaltigen Kräfte des Tieres, um Dinge zu transportieren oder überhaupt bewegen zu können. Es ist wirklich imposant, wie geschickt und kraftvoll die größten Landsäugetiere ihre Arbeiten verrichten. Daher verwundert es um so mehr, dass diese riesigen Tiere manchmal nur an einem kleinen Stück Holz angekettet sind. Große, mächtige, tonnenschwere Tiere, die nur an einem kleinen Pfahl, welcher nur ein paar Zentimeter in die Erde gesteckt wurde, festgebunden sind, könnten diesen Pfahl locker mit ihren Kräften herausziehen, aber trotzdem bleiben sie brav so lange an dem Holzteil stehen, bis sie ein Mensch wieder losmacht.
Sie ziehen einfach nicht mehr an ihren Fesseln, obwohl sie sich leicht losreißen und befreien könnten. Aber die Dickhäuter fliehen nicht; sie laufen nicht davon und gehen nicht in die Freiheit, weil sie seit Beginn ihres Lebens daran gewöhnt wurden. Als sie noch ganz kleine Baby-Elefanten waren, hat man sie an einen großen, fest in die Erde eingelassenen Pfahl gebunden. Natürlich versuchten die Kleinen, sich zu befreien. Immer wieder zogen sie am Strick oder an der Kette, die an dem Pfahl und ihrem Bein befestigt wurde. Doch alles, was sie dabei erlebten, war der Schmerz, den sie spürten, wenn sich die Fesseln durch ihr Ziehen mehr und mehr in ihr Bein schnitten.
Immer wieder zerrten sie, doch ihre Anstrengungen waren vergebens, weil sie als kleine Baby-Elefanten noch nicht so viel Kraft hatten, den Pfahl heraus zu ziehen. Bei jedem Versuch gruben sich die Fesseln immer schmerzhafter in ihre Haut ein. Deshalb kommt es wie es kommen muss, und eines Tages fügt sich der kleine Elefant in sein Schicksal. Er resigniert und findet sich in seiner Ohnmacht damit ab, dass er sich nie von diesen Fesseln selbst befreien kann.
Als ausgewachsener Elefant könnte er zwar mühelos den Pfahl herausziehen, doch seine schmerzhaften Erinnerungen und sein Glaube, seine Situation wäre aussichtslos, hindern ihn daran, in die Freiheit zu gehen. Er glaubt schlicht und ergreifend nicht mehr an seine eigene Kraft und seine Fähigkeiten. Seit dem Tag, an dem er seine Ohnmacht akzeptierte, hat er es nie mehr hinterfragt und auch nie wieder versucht. Er hat seine Hilflosigkeit verinnerlicht und glaubt, er könne sich niemals befreien.
So geht es auch manchen Menschen. Sie denken, es hätte sowieso keinen Zweck, wenn sie sich gegen ihre Unterdrücker wehren würden. Seit Beginn ihres Lebens wurden sie so konditioniert, dass sie selbst glauben es hätte keinen Sinn, wenn sie es einmal versuchen würden …
Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, ist nichts im Vergleich zu dem, was in uns liegt. Wenn wir das, was in uns liegt, nach außen in die Welt tragen, geschehen Wunder.“ (Henry David Thoreau)
——
Eines Tages beschlossen zwei junge Frösche, ihre Umgebung zu erforschen. Mutig verließen sie ihren Tümpel und hüpften, ohne ein Ziel zu haben, einfach los. Sie durchquerten einen schönen, kühlen Wald und durchstreiften eine große saftige Wiese. Schließlich gelangten sie an einen Bauernhof. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Die Neugierde stieg in ihnen hoch und sie hüpften voller Entdeckerdrang über den Hof – direkt in einen großen Vorratsschuppen hinein. Darin hingen an der Decke frische Würste. Riesige Töpfe und Tonkrüge waren en masse dort gelagert.
Natürlich wollten die Fröschlein nun auch wissen, was in diesen Krügen aufbewahrt wird. Mutig, und mit aller Kraft sprangen sie gemeinsam in den erstbesten hinein. In diesem Tonkrug war frische Sahne und anfangs machte es den Fröschen Spaß, darin hin und her zu paddeln und gleichzeitig von der Sahne zu naschen. Irgendwann wurden sie müde und wollten wieder heraus springen. Doch es ging nicht, weil in dieser flüssigen Masse kein fester Untergrund war, von dem sie hätten abspringen können. Langsam wurden sie unruhig und ihre von der Sahne vollen Bäuche zogen sie nach unten. Die Wände des Tonkruges waren glatt und für die Fröschlein auch noch zu hoch.
Nun bekamen sie Angst. Sie strampelten und paddelten, doch immer, wenn sie an der anderen Seite des Kruges ankamen, mussten sie feststellen, dass sie auch hier keinen Halt an den Wänden finden konnten. Langsam schwanden ihre Kräfte und die Situation erschien völlig aussichtslos. Hilflos und ratlos versuchten sie sich an der Oberfläche zu halten, um nicht unterzugehen. Erschöpft sagte der eine: „Ich kann nicht mehr. Ich habe keine Energie mehr. Hier kommen wir sowieso nie wieder heraus. Es gibt keine Lösung und wir müssen uns unserem Schicksal ergeben und dem Tod ins Auge sehen. Es macht keinen Sinn mehr, wenn ich mich hier abstrample, wenn wir sowieso sterben müssen.“ Mutlos und ohne den Willen, bis zum Letzten zu kämpfen, stellte er das Paddeln ein und kurz darauf versank er in der Sahne und ertrank.
Der andere Frosch wollte sich jedoch nicht kampflos ergeben. „So lange wie mich der liebe Gott nicht höchstpersönlich holt, werde ich um mein Leben kämpfen“, sagte er sich. „Bevor nicht meine letzte Stunde geschlagen hat, werde ich paddeln, damit ich nicht ertrinke. Ich gebe nicht auf!“ Und so strampelte er verbissen weiter. Er strampelte und paddelte, und paddelte und strampelte … und langsam, kaum spürbar, wurde die Sahne durch sein heftiges Strampeln allmählich zu Butter, und als diese fest genug war, konnte er wieder aus dem Krug hinaus in die Freiheit springen.
„Unentschlossenheit gegenüber den Lebenszielen, die sich uns zur Wahl stellen, und die Unbeständigkeit bei ihrer Verfolgung, sind die Hauptursachen unseres ganzen Unglücks.“ (Joseph Addison)
UND:
„Fang heute an, kühn zu handeln! In dem Moment, wo du dich einer Sache wirklich verschreibst, rückt der Himmel in deine Reichweite.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
Ahoi
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