Wir haben immer sehr viel gesungen, als Volk

Islands Arndis Halla – Ein Brückenschlag zwischen Klassik und Pop
Titelbild
Für die isländische Sopranistin Arndis Halla muss alles in Bewegung sein. „Wenn man anhält, ist das wie mit dem Wasser: Das muss immer fließen, es darf auch wenig sein, aber es muss immer fließen. Wenn es nicht fließt, wird es faul. So ist das mit allem, nicht nur mit der Musik. Es ist super, wenn Leute Neues versuchen – manchmal ist Unsinn dabei, okay, dann ist es eben so.“ (AP Photo/HO- MDR /ISLAND TV GERMANY)
Von 19. März 2007

Arndis Halla ist in den Opernhäusern der Welt genauso zu Hause wie auf den Showbühnen der Arenen. Hohe klassische Kunst interpretierte sie an der Komischen Oper Berlin, in Weimar, Prag und Seoul. Zwei Millionen Zuschauern in Europa wurde sie als „Stimme von Apassionata“, einer ambitionierten Pferdeshow, ein Begriff. Nun hat sie mit „Odur“ (Edel) ein Album vorgelegt, das all ihre musikalischen Vorlieben zusammen bringt: Die Volksmusik der isländischen Heimat, die Klassik und eine unbekümmerte Liebe zu Pop und Rock. „Deep Purple habe ich geliebt, ja! ‚Smoke on the Water‘ und alles. Als Jugendliche war ich auch in einer Band und habe Titel geschrieben“, erzählt sie. Das war noch in Island, jener Insel im hohen Norden, auf der so gern gesungen wird.

Die Bauern-Tenöre

„In meiner Musik kommt viel von Island. Wir haben immer sehr viel gesungen, als Volk. Aber wir hatten sehr wenige Instrumente. Wir hatten sehr wenig Holz, wir hatten nicht so viele Möglichkeiten wie Leute anderswo. Musik war bei uns immer von Mensch zu Mensch, durch Singen. Was mich auch sehr geprägt hat: Ich bin viel auf dem Bauernhof gewesen als Kind und Jugendliche. Da ist es wirklich noch immer so, dass, wenn die Bauern sich treffen, dann haben sie sich immer besoffen, und es wird immer gesungen. Es kommen dann Naturtalente, man glaubt das nicht, Tenöre, die Bauern sind, und wenn die besoffen sind, singen die wie Halbgötter.“

„Odur“ – Brückenschlag zwischen Klassik und Pop

Mit ihren Klassik-Pop-Hymnen – „Odur“ heißt Hymne – gelingt Halla ein Brückenschlag zwischen Klassik und Pop, und zwar vom klassischen Ufer aus. „Ich sehe das wie ein Feld, das noch nicht so viel bestellt worden ist. Das ist wirklich ziemlich unerforschtes Gebiet.“ „Odur“ ist ihre „erste richtige Solo-CD mit zum Teil selbst geschriebenen Stücken in dieser Klassik-Pop-Richtung“.

Arndis Halla, die ausgebildete Sopranistin, ist musikalisch unbekümmerter als die aus dem Pop kommende Enya. Sie schließe die Lücke zwischen „Björk, Enya und Lucia Popp“, jubelt ihre Plattenfirma. Auf jeden Fall gibt sie ihren sphärischen Hymnen über isländische Sagengestalten den unbelasteten Gestaltungswillen jener isländischen Naturtalente auf den Bauernfesten und den musikalisch geschulten Willen zur Fusion verschiedener Stile mit.

Zwischen Heimweh und Neuer Welt

„’Odur‘ ist meine eigene Bearbeitung meiner eigenen Geschichte“, sagt sie über das Titelstück. „Ich mache das in drei Teilen: ‚Odur‘ ist wie das Wiegenlied, das meine Oma, die Mutter, meine Vorfahren mir als Kind vorgesungen haben. Dies kommt immer wieder hoch. Es ist der Konflikt eines Menschen, der weggegangen ist von der Heimat und immer diesen Konflikt zwischen Heimweh und der Neuen Welt erlebt. Ich wechsle immer zwischen Dur und Moll, dabei kommen (in Dur) immer wieder die Gedanken über die schöne Heimat, die unglaublich schöne Stille, die Zeit bewegt sich nicht . . . Und dann kommt der Moll-Teil und erzählt: ‚Erinnere dich an die dunklen Nächte, nach denen nie der Tag kommt, das Meer, das so viele Vorfahren verschlungen hat. Es ist immer ein Konflikt zwischen Dur und Moll, zwischen positiven und negativen Sachen meiner Heimat. Aber was immer durchkommt, ist die Hymne von meinen Leuten, meiner Herkunft, und zum Schluss kommt quasi wieder die Stimme von meiner Oma oder Uroma und singt dieses Wiegenlied. Dann lege ich meine Stimme rüber – es ist fast wie ein Opernduett mit mir selber – und sie singt: ‚Ich weiß, du kommst nicht zurück, ich wünsche dir alles Liebe‘ und die Gedanken von mir selber: ‚Ich will aber nach Hause, ich muss sie sehen . . .'“

„Das ist der Anfang vom Ende der Welt“

Die in isländischer Sprache gesungenen Lieder können der Sehnsucht vieler Menschen nach einem Leben im Einklang mit der Natur eine Melodie geben. Das liegt vor allem daran, dass Halla nicht die wüsten Krieger in den Sagen des Nordens den Ton angeben lässt, sondern die Elfen und einen unerschütterlichen Optimismus: So schlüpft sie in „Edda“ in die Rolle der Wahrsagerin Valva und beschreibt den Tod des all-liebenden Gottes Bardur. „Das ist der Anfang vom Ende der Welt“, sagt sie über das Lied. „Die Welt geht unter, aber auf den Trümmern der alten Welt entsteht eine neue, schönere, bessere.“ Das klingt nach dem Soundtrack für das Zeitalter des Klimawandels.

Halla will aber weiter ihren Klassik-Pop-Weg gehen. Ihre Sopranisten-Engelsstimme „mit einer richtigen Rock-Röhre“ zusammenbringen etwa. „Und dann würde ich gerne spanische Oper machen, nicht verfremdet, sondern als Pop in neuen Elementen. Das könnte auch für ungeschulte Ohren richtig interessant sein.“ Man darf gespannt sein.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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