Streunende Katze gefunden
Neulich rief mich eine Tante an. Sie hatte eine streunende Katze gefunden und wollte fragen, ob ich sie bei mir aufnehmen könnte. Wohlwissend, dass ich Tiere schon immer sehr gerne hatte, nahm sie an, dass ich ein Tier in dieser prekären Situation nicht ablehnen würde: die Katze erwartete Junge und das kurz vor Anbruch des Winters.
Ich antwortete ihr: „Ich werde Dir erklären, weswegen ich diese Katze nicht nehmen
werde, sofern Du versprichst mich niemals wieder so etwas zu fragen“. Sie stimmte zu, also begann ich zu erzählen:
„Zu Anfang dieses Jahres wurde ich unversehens arbeitslos. Bald hatte ich kaum noch das Nötigste für das tägliche Leben.Ich lebte auf Pump und wußte nicht, was tun, falls sich
meine Situation nicht gravierend verbessern würde.Ich hatte noch nicht einmal einen Platz zum Wohnen und dazu noch vier Haustiere -zwei Hunde und zwei Katzen.
Nun waren dies nicht einfach irgendwelche Haustiere; es handelte sich umTiere, mit denen ich seit Jahren zusammen gelebt hatte. Den einen Hund hatte ich seit 12 Jahren, den anderen seit 9 Jahren; die Katzen waren 15 und ungefähr 7 Jahre alt.
Weil ich in den vergangenen Jahren die meiste Zeit über zu Hause war, wurde unsere Bindung sehr stark, sie waren für mich wie Kinder.
Glücklicherweise bot mir ein Verwandter ein Appartement an, so hatte ich
wenigstens ein Heim, wohin ich gehen konnte, aber die Tiere durfte ich nicht
mitnehmen. Niemand in meinem Bekanntenkreis war bereit oder in der Lage sie aufzunehmen, und ich konnte niemanden finden, der so ‚alte‘ Tiere adoptieren wollte.
Ich war mit einer der schwierigsten Situationen konfrontiert, die ich jemals erlebt habe
– meine ‚Freunde‘ im Stich lassen zu müssen um selbst eine Unterkunft zu finden.
An dem Tag meines Umzugs rannte mein ältester Hund, Socrates, aus dem
Hinterhof und floh hinten in den Umzugs-LKW hinein, eine Aktion, die für ihn sehr unüblich ist, egal in welcher Situation.
Er wusste, daß ich weggehen wollte und er wusste, daß ich nicht zurückkommen würde;
ich musste ihn richtig aus dem Lastwagen herauszerren um losfahren zu können.
Da traf ich augenblicklich eine Entscheidung : ,,Ich werde niemals wieder die Verantwortung, die ein Haustier mit sich bringt, übernehmen – aus welchem Grund auch immer. Die einzig vorstellbare Situation wäre für mich, ich würde jemanden heiraten, der Haustiere hat oder sich dafür entscheidet, welche zu haben.“
Nach dieser Geschichte war meine Tante einverstanden und sagte, sie würde eine solche Frage nie wieder an mich stellen, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie meine Gedanken wirklich richtig verstanden hat.
Ich habe den Eindruck, dass die Menschen Haustiere heutzutage vor allem als Spielzeug oder ‚Besitz‘ betrachten.
In meinen Augen ist es jedoch eine große Verantwortung ein Haustier zu haben, selbst wenn
man niemals in so einer Situation war wie ich, sollte man sich dessen bewußt sein. Tiere brauchen Liebe und Aufmerksamkeit, auch wenn man gerade mal müde oder sehr beschäftigt ist.
Das Auffüllen und Säubern ihrer Fressnäpfe oder Tierklos, Training oder
Spielen und hinter ihnen herputzen, für all das braucht man Zeit, man braucht Zeit um ihnen allerhand beizubringen – zum Beispiel nicht auf bestimmte Möbel zu klettern oder stubenrein zu werden. Selbst das reinlichste, besterzogene Haustier benötigt viel Zeit und Pflege.
Ganz abgesehen von dem Geld, das man für Futter, Leckereien, Spielzeug, Schlafplatz und Tierarzt-Besuche ausgibt.
Grundsätzlich würde ich sagen, obwohl Haustiere keine Kinder sind – und auch
nicht als solche betrachtet oder behandelt werden sollten – stellen sie doch eine
ähnliche Art von Verantwortung dar. Zwar können sie im Gegensatz zu Kindern für einige Zeit alleine gelassen werden, jedoch ebenso im Gegensatz zu Kindern werden sie niemals erwachsen.
Ebenso wie Kinder können sie Gemütsschwankungen haben, zerstörerisch sein und ihren Besitzer ohne Ende aufregen; sie können aber auch einem Eigenbrötler helfen die Einsamkeit zu ertragen.
Oftmals ist es eine spontane Entscheidung, wenn man sich ein Haustier anschafft, sie ist dann meist wenig durchdacht oder geplant. Ich würde sagen, dies ist der absolut ungeeignetste Weg eine Entscheidung von dieser Tragweite zu treffen. Genauso wie ein Kind dein Leben verändern wird, ist ein Haustier auch eine Art von ‚Beziehung,‘ und es wird dein Leben ebenso verändern.
Falls jemand vor der Entscheidung steht eine solche Verantwortung zu übernehmen, würde
ich ihm sehr ans Herz legen, über alle damit zusammenhängenden Fragen zuerst einmal intensiv nachzudenken.
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