Michael Schumacher tritt zurück mit einem „Riesendankeschön“

Einfach nur mitzufahren – das ist nicht mein Stil
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Die Pose des Siegers konnte Michael Schumacher am 10. September in Monza/Italien noch einmal genießen beim Grand Prix der Formel 1. (Foto: PATRICK HERTZOG/AFP/Getty Images)
Von 20. Oktober 2006
Die Pose des Siegers konnte Michael Schumacher am 10. September in Monza/Italien noch einmal genießen beim Grand Prix der Formel 1. (Die Pose des Siegers konnte Michael Schumacher am 10. September in Monza/Italien noch einmal genießen beim Grand Prix der Formel 1. (Foto: PATRICK HERTZOG/AFP/Getty Images)

„Irgendwann kommt ein Punkt, wo alles mal zu Ende geht. Ich werde auch nicht jünger, und ich muss einfach in Frage stellen, ob ich auch im nächsten Jahr die Energie, die Kraft und die Motivation aufbringen könnte, um den Aufwand zu betreiben, den man an der Spitze einfach betreiben muss.“ Mit diesem Satz hat Michael Schumacher nach seinem Sieg beim Großen Preis von Italien in Monza am 10. September das Ende seiner beispiellosen Rennfahrerkarriere angekündigt. Auf einer Pressekonferenz sagte er: „Natürlich bin ich noch fit, natürlich bin ich noch konkurrenzfähig, aber wäre ich das dann auch in den nächsten Jahren? Einfach nur mitzufahren, ist nie mein Anspruch gewesen. Das ist nicht mein Stil.“

Weiter erklärte er, dass er das Gefühl gehabt habe, dass es jetzt so weit sei und er bedankte sich besonders bei Ferrari dafür, ihm großzügig diese Entscheidung komplett überlassen zu haben. Ein „Riesendankeschön“ richtete er aber auch an alle seine Fans, an seine Familie, die Kollegen und auch die Journalisten. „Alles in allem haben wir ’ne schöne Zeit miteinander gehabt, und ich möchte mich bedanken“.

Lauda: „Ein endgültiger Abschied als King fällt schwer!“

Niki Lauda kommentierte den Rücktritt seines Formel-1-Kollegen Michael Schumacher dagegen sehr skeptisch. „Ich bin zweimal zurückgetreten, bin trotzdem einmal zurückgekommen und weiß deshalb zu gut, wie schwierig diese Entscheidung ist und was man durchmacht und vermisst“, sagte der 57-jährige Ex-Rennfahrer. Schumacher sei zwar ein anderer Typ als er „aber so ein endgültiger Abschied als King fällt schwer! Da kommt man schon öfter in Versuchung, zurückzukehren“, sagte Lauda

Auch Bernie Ecclestone, seines Zeichens „Formel 1 Zirkus-Direktor“, glaubt noch nicht so recht an einen endgültigen Rücktritt. Seiner Meinung nach könnte Schumi vom Können und der Fitness her noch mindestens zwei Jahre fahren und Ecclestone sagte, dass Renault Schumacher sofort nehmen würde.

Viel Geld steht auf dem Spiel

Dabei hatte Michael bei der Bekanntgabe seines Rücktritts völlig offen gelassen, was er in Zukunft machen wolle. Dies hatte wiederum zur Folge, dass die Gerüchteküche heftig brodelt. An Möglichkeiten für die Zukunft mangelt es Schumi jedenfalls nicht: Spekulationen ranken sich um eine Annäherung an Teams wie Red Bull und McLaren-Mercedes. Aber auch Ferrari-Chefingenieur Luca Baldisseri hatte den Wunsch geäußert, dass Schumacher zumindest als Testfahrer der Scuderia erhalten bleibt.

Zum letzten Mal am 22. Oktober in Brasilien wird Michael Schumacher sich mit seinem Ferrari in die Kurven der Rennpisten legen. (Zum letzten Mal am 22. Oktober in Brasilien wird Michael Schumacher sich mit seinem Ferrari in die Kurven der Rennpisten legen. (Foto: GIUSEPPE CACACE/AFP/Getty Images)

Dass Michael in der Zukunft mit seinen Überholmanövern die Fans nicht mehr begeistern will, macht nicht nur die Schumi-Fans traurig. Auch die deutschen TV-Sender fürchten um sinkende Einschaltquoten und dadurch möglicherweise um rückgängige Sponsorengelder.

Schließlich ebnete gerade Schumacher der Formel 1 und ihrem Chefvermarkter Bernie Ecclestone den Weg auf dem deutschen Markt. 1992 erwarb RTL die Senderechte und im ersten Jahr verfolgten im Durchschnitt 1,76 Millionen Zuschauer die Rennen live im Fernsehen. Im Jahr 2000, als Schumacher den ersten Titel für Ferrari holte, sahen dann fast 10 Millionen Rennfahrerfans die TV-Übertragungen.

Vom Kart-Club Kerpen-Horrem aus in die Weltspitze

Da Michaels Vater Rolf Pächter einer Kartbahn in Kerpen war, konnte sich Schumi schon sehr früh im Motorsport üben und fuhr bereits mit fünf Jahren seine ersten Kart-Rennen. Sein

Vater hatte damals für ihn das erste Fahrzeug gebaut und meldete ihn im Kart-Club Kerpen-Horrem an und das, obwohl er von den teuren Kart-Ambitionen seines Sohnes am Anfang wenig begeistert war. Da Schumachers Familie aber keine größeren finanziellen Möglichkeiten hatte, startete Michael in der Kartszene zunächst längere Zeit mit luxemburgischer Lizenz, für die man keine finanziellen Mittel als Sicherheit brauchte. Bald aber fand er seinen ersten Sponsor und gewann dank dieser Unterstützung 1984 und 1985 die deutsche Juniorenmeisterschaft.

Über die Formel König und die Formel Ford wechselte er dann in die Formel 3. 1990 erhielt Schumacher einen Vertrag vom Mercedes-Junior-Team.

1991, vor seinem Start in Spa, fuhr er den Kurs der Rennstrecke mit einem geliehenen Fahrrad ab um ihn besser kennen zu lernen und übernachtete dann in einer Jugendherberge in Spa. Beim Rennen selbst fiel er jedoch bereits nach 500 m mit einem Kupplungsschaden aus. Danach wechselte er zu Benetton und errang beim Großen Preis von Italien in Monza seine ersten beiden WM-Punkte.

1994 wurde Schumi zum ersten Mal Formel-1-Weltmeister. Dieser Titel blieb für die Presse damals jedoch ohne echten Glanz und dem Titel hafteten seinerzeit immer wiederkehrende Betrugsvorwürfe gegen Schumacher und sein Benetton-Team an. Vom „Schummel-Schumi“ war die Rede und haltlose Manipulationsvorwürfe und üble Nachrede anderer Rennställe vergiften dazumal das sportliche Klima in der Formel 1 nachhaltig.

1995 gewann er seine zweite Weltmeisterschaft. Höhepunkte in dieser Saison waren mit Sicherheit sein erster Sieg auf dem Hockenheimring, der Sieg in Spa und sein Sieg auf dem Nürburgring.

Sieben gewonnene Weltmeistertitel

1996 war das Jahr, in dem Schumacher vom englischen Benetton-Team nach Italien zu Ferrari wechselte. Im Jahre 2000 wurde Schumi dann erneut Weltmeister und läutete mit diesem Titel beim „Ferrari-Heimspiel“ in Monza mit seinem 41. Sieg seine Weltmeister-Karriere ein. Bis zum Jahre 2004 wurde er nun jedes Jahr Weltmeister und kann auf insgesamt sieben gewonnene Weltmeistertitel zurückblicken. Jeder seiner gewonnenen Titel löste in Deutschland Volksfeststimmung aus und tausende „Schumi-Fans“ feierten seine Triumphe ausgelassen vor den Bildschirmen mit. Auch in diesem Jahr hat Schumi immer noch die Chance, seinen 8. WM-Titel zu gewinnen – Rekordweltmeister ist er ohnehin schon – und sammelte in 16 Saisonteilnahmen 1.276 offizielle WM-Punkte. Diese Punktezahl und seine insgesamt 90 Siege stellen ebenfalls einen Rekord dar. Außerdem wurde er 1995 und 2004 zum Sportler des Jahres in Deutschland gewählt.

Der schnellste oder der unsportlichste Rennfahrer?

„Er ist einfach sympathisch, ehrlich, natürlich und nebenbei auch richtig schnell“, sagen seine Fans über ihn und für Golf-Superstar Tiger Woods ist Michael Schumacher der momentan größte Sportler der Welt. Aber es gibt auch Gegenstimmen und Alonso bezeichnete in einem Interview mit dem ‚Radio Marca’ Michael Schumacher als „unsportlichsten Rennfahrer aller Zeiten“.

Am 3. Januar 1969 wurde Schumi in Kerpen geboren und absolvierte eine Ausbildung zum Kraftfahrzeug-Mechaniker. Sein Bruder Ralf ist ebenfalls in der Formel 1 aktiv.

Heute wohnt der Rennfahrer mit seiner Frau Corinna und den beiden Kindern Gina Maria und Mick in Vufflens-le-Château (Schweiz). Um ihre Trauung im August 1995 ohne großen Presserummel feiern zu können, schlossen die Eheleute einen Exklusiv-Vertrag mit einer Boulevardzeitung ab und der Erlös daraus wurde einer wohltätigen Stiftung gespendet.

Am 15. April 2002 wurde er von der UNESCO für seinen langjährigen Einsatz bei den Hilfsprojekten „Bildung für Kinder in Not“ zum Sonderbotschafter ernannt. Auch in den folgenden Jahren spendete Schumacher wieder mehrfach Millionen für Kinder der dritten Welt.

Adieu und Dankeschön (Adieu und Dankeschön (Foto: Getty Images)

Der gute Mensch

Zudem beteiligt er sich seit vielen Jahren an Benefiz-Fußballspielen und trat beim Elbehochwasser 2002 und bei der verheerenden Flutkatastrophe in Indonesien und Thailand 2004 als Großspender in mehrfacher Millionenhöhe auf.

Eines seiner liebsten Hobbys ist Fußball und wenn es seine Zeit erlaubt, spielt er selbst in der 3. Liga in der Schweiz. Um von dem ganzen Trubel des Rennfahrerdaseins abschalten zu können, zieht er sich mit seiner Familie auch gern in sein ganz aus Holz gebautes Ferienhaus im norwegischen Trysil zurück. Bevor er sich allerdings vom Rennsport ganz zurückzieht, steht ihm noch das WM-Finale in Brasilien am 22. Oktober bevor und er hofft, mit einem nochmaligen Meistertitel seine Karriere dort beenden zu können. 

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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