Von Glanz und Grauen in einer antiken Welt
Berlin – Luxuriöse Paläste, große Tempel und Säulengänge säumten die Straßen. Am Hafen ragte der 130 Meter hohe Leuchtturm empor, eines der sieben Weltwunder. In der gewaltigen Bibliothek mit einer halben Million Papyrusrollen drängten sich die Gelehrten. Rund 500.000 Menschen lebten im antiken Alexandria, unter ihnen Händler, Krüppel und Dirnen. Diese pulsierende Welt entsteht in Berlin neu: Ab Samstag sind Glanz und Grauen der untergegangenen Königsstadt in der Ausstellung »Ägyptens versunkene Schätze« zu erleben.
Rund 500 Exponate – von Münzen über Schmuckstücke bis hin zu Statuen – illustrieren im Martin-Gropius-Bau ägyptische Geschichte von 700 vor bis 800 nach Christus. Bis vor kurzem lagen die Objekte noch auf dem Meeresgrund vor der nordafrikanischen Küste. Seit zehn Jahren jedoch ist der französische Unterwasser-Archäologe Franck Goddio damit beschäftigt, sie zu bergen. Mit Kränen und Treibballons ließ der 58-Jährige die Trümmer der antiken Welt aus dem Meer hieven.
Die Ausstellung sei eine Sensation, da die Objekte gleichzustellen seien mit den Ausgrabungen von Pompeji, sagt der Chef des Gropius-Baus, Gereon Sievernich. »Wir sind stolz, die Weltpremiere der Ausstellung hier in Berlin zu haben.«
Die Fundstücke lassen nicht nur die Geschichte Alexandrias – einer Stadt, die heute als kosmopolitisch bezeichnet würde – lebendig werden. Präsentiert werden auch Fundstücke aus den antiken Städten Kanopus und Heraklion, die einst von mehreren Naturkatastrophen heimgesucht wurden und untergingen. Sie erzählen, wie die Menschen damals lebten, geben Auskunft über Religion, Wirtschaft und Politik. Sie berichten anhand von Phallus-Darstellungen und erotischen Statuen, dass Sexualität ein wichtiges Thema war. Sie zeigen, wie sich die Herrscher selbst darstellten, nämlich am liebsten als Pharao.
Die Objekte faszinieren, wenn man die Geschichten hinter ihnen kennt: Da ist eine riesige, fünf Meter hohe Statue, die den ägyptischen Fruchtbarkeitsgott Hapi darstellt – ein fetter Mann mit großen Hängebrüsten und vorstehenden Brustwarzen. Sie ist die größte Statue einer ägyptischen Gottheit, die je gefunden wurde.
Auf einem Schrein aus schwarzem Granit ist der älteste bekannte astrologische Kalender abgebildet. Er wurde einst von Christen als Zeichen des Aberglaubens in Stücke gehauen. Eines der Fragmente wurde bereits 1777 bei Ausgrabungen wieder entdeckt und im Louvre in Paris ausgestellt. Erst die jetzt wieder entdeckten weiteren Stücke machten eine fast vollständige Rekonstruktion des Kalenders möglich. Vom Luxus, der herrschte, zeugen Töpferwaren, Münzen, Perlen und Goldringe. Zu sehen sind Meisterwerke der Bildhauerkunst wie ein Isis-Priester aus schwarzem Granit, der eine Vase in der Hand hält.
Zerstückelten Sohn an Mutter geschickt
Hinter den Exponaten stehen aber auch grausame Geschichten. Da droht beispielsweise die sechs Meter hohe, 15 Tonnen schwere Granit-Stele von Ptolemaios VIII.: Der König, der 180 vor Christus geboren wurde, ermordete seinen Sohn und sandte ihn in Stücken an seine Mutter zurück. Nicht besser war König Ptolemaios XII., der in Gestalt einer Sphinx zu sehen ist: Er ermordete seine älteste Tochter.
Die Ausstellungsräume sind abgedunkelt, große Bildtafeln zeigen Unterwasserwelten, so dass der Eindruck entsteht, man befinde sich selbst unter Wasser. Videos zeigen, wie Taucher die nun ausgestellten Objekte mit neuesten technischen Methoden orteten und wie sie sie bargen.
Die Ausstellung läuft bis zum 4. September. Die offizielle Eröffnung ist bereits am (morgigen) Donnerstag: Dann werden der ägyptische Staatspräsidenten Husni Mubarak und Bundespräsident Horst Köhler einen Rundgang machen.
Die Schau ist sonntags, montags und mittwochs von 10.00 bis 20.00 Uhr, donnerstags, freitags und samstags von 10.00 bis 21.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet zehn, ermäßigt sechs Euro. Der Katalog mit 464 Seiten und 500 farbigen Abbildungen kostet in der Ausstellung 29 Euro. Nach Berlin wird die Ausstellung nach Paris wandern.
http://www.aegyptens-versunkene-schaetze.org/
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