Von Badeschiff und Wannsee: Berlin geht Baden
Das Stadtmuseum Berlin präsentiert bis zum 14.Oktober 2007 im Ephraim-Palais eine Ausstellung zur Kulturgeschichte des Badens. Alles dreht sich um den Schwimmsport, verschiedene Badeorte und die Reiselust. Bademöglichkeiten waren damals in Berlin aus hygienischen Gründen sehr wichtig, zumal nur die wenigsten Häuser eigene Badezimmer besaßen.
Mit Installationen, Fotos, Gemälden und Bademoden, Postkarten und „Strandgut“ werden die verschiedenen Aspekte der Badekultur und der Körperpflege lebendig: Hygiene und Abhärtung, Sport und Spaß, Fernweh nach Sonne, Sand und Meer.
Geschichte des Schwimmens
Literarische Nachrichten und Reste von antiken Badeanlagen berichten, dass Schwimmen und Baden schon in der Antike angesehen war. Im alten Ägypten gehörte das Schwimmen zum guten Ton, im Mittelalter zu den ritterlichen Tugenden. Im Zeitalter der Reformation, im 16. Jahrhundert, wurde das Baden als unanständig und unsittlich empfunden. Das Baden in Badehäusern wurde für die Verbreitung von Krankheiten wie der Cholera und der Pest mitschuldig gemacht und geächtet. Erst im 18. Jahrhundert wird das Baden wiederbelebt. Für den Pädagogen Guts-Muths war Schwimmen ein Hauptbestandteil der Erziehung, in seinem Schwimmlehrbuch schrieb er 1798: „Bisher ist das Ertrinken Mode gewesen, weil das Schwimmen nicht Mode ist.“ Somit wurde das Schwimmen zur empfohlenen Leibesübung erklärt. Doch zunächst war es ein Teil der militärischen Ausbildung. Soldaten waren somit die ersten, die in Berlin das Schwimmen erlernten.
Baden im Flusswasser
Das Bedürfnis nach Erholung wuchs bei der Berliner Bevölkerung mit der Entwicklung Berlins zur Industriestadt. Die Badekultur in Berlin beginnt 1802 mit der Eröffnung der ersten öffentlichen Badeanstalt an der Spree, auf der Höhe der alten Nationalgalerie. Das heutige Badeschiff in Treptow steht in der Tradition des Welperschen Badeschiffs, das 1803 als erstes offizielles Badeschiff in der Spree eröffnete. Allerdings badete man früher im Flusswasser und nicht im Chlorwasser. 1905 unterhält die Stadtverwaltung 15 Flussbadeanstalten mit 18 Becken, davon zehn für Männer, sieben für Frauen und eines wechselweise für beide Geschlechter. Nach und nach wurde auch das freie Baden an Seen und Flüssen gestattet. Die Bebauung des Spreeufers und die industriellen Anlagen führten zu einer starken Verunreinigung des Spreewassers, woraufhin der Magistrat am 20. Mai 1925 unter der Forderung des Hauptgesundheitsamtes beschloss alle städtischen und privaten Berliner Flussbadeanstalten zu schließen.
Berliner und das Meer
Zu den ersten Seebadgründungen gehören Heiligendamm an der Ostsee im Jahre 1793 und Norderney in der Nordsee 1797. Die Sehnsucht nach unverfälschter, wahrer Natur, die in der Zeit der Romanik aufkam, zog viele Berliner an diese Strände. Auch die drei Kaiserbäder auf der Insel Usedom sind für die Berliner die idealen Reiseziele, da eine direkte Eisenbahnstrecke für eine schnelle Verbindung sorgt. Kaiser Wilhelm II. reiste gerne nach Heringsdorf und zog durch seine Anwesenheit sowohl adlige als auch großbürgerliche Kreise an die Ostsee. Die Seebad-Kultur wurde zur Mode der feinen Gesellschaft, auch war sie oft Schauplatz von Verlobungen.
Der berühmte Wannsee
Spätestes 1951 mit dem Schlagersong von Conny Froboess „Pack` die Badehose ein“ ist der Wannsee deutschlandweit bekannt geworden. Schon ab 1902 wurde dieser Ort zur vielbesuchten „wilden“ Badestelle. Aus moralischen Gründen forderte der Potsdamer Polizeipräsident die Einrichtung einer regulären Badestelle mit getrennten Bereichen für Männer und Frauen. Am 8. Mai 1907 wurde das Seebad Wannsee mit Umkleidezelten eröffnet. Heute nach 100 Jahren ist das Seebad immer noch ein beliebter Freizeitort für Jung und Alt, um sich im heißen Sommer eine Abkühlung zu gönnen, fern des Alltags. (cch)
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