Südamerika: Die Kultur der Maya
Kiril Novoselsky, Professor für Wirtschaftswissenschaften und Berater mehrerer Museen, führte kürzlich eine Exkursion zur Halbinsel Yucatán und zur Insel Cozumel in Mexiko durch.
In der Nähe der berühmten Pyramide Chichén Itzá entdeckte er präkolumbische Felder, die für Fußballspiele angelegt worden waren. „Ich war sehr überrascht, dass die Maya so besessen vom Fußballspielen waren“, sagte Novoselsky, der auch Mitglieder der russischen Geografie-Gesellschaft ist. „Fußball war bei ihnen ein heiliges Spiel. Der Kapitän des gewinnenden Teams wurde den Göttern geopfert; das war eine große Ehre.“
Das goldene Zeitalter der klassischen Maya-Zivilisation endete im späten 9. Jahrhundert n. Chr. Danach wurden die Städte leer und still und Lianen und Baumwurzeln drangen in die Steinmauern der Tempel und Pyramiden und zerstörten sie.
Archäologen unterteilen mehrere Perioden der Maya-Zivilisation: Präklassik (2000 – 300 v. Chr.), Klassik (300 v. Chr. bis 900 n. Chr.) und Postklassik (900 – 1530 n. Chr.).
Während der letzten Periode verschwanden dicht bevölkerte und wirtschaftlich hoch entwickelte Städte im Dschungel. Die letzte uns bekannte historische Erwähnung einer Maya-Stadt erfolgte 869 n. Chr., als auf einer Stele die Maya-Stadt Tikal erwähnt wurde.
Als mögliche Ursachen für den Untergang der Maya-Zivilisation werden unter anderem Kriege oder das Eindringen feindlicher Stämme in Erwägung gezogen. Der wahre Grund bleibt jedoch für die Wissenschaftler immer noch ein Rätsel.
Die Pyramiden der Maya
Die Pyramiden der Maya sind anders als ihre ägyptischen Entsprechungen. „Diese Pyramiden sind aus riesigen Stufen erbaut, die möglicherweise als Fundament für einen Tempel dienten“, erwähnte Novoselsky.
Maya-Pyramiden sind auch nicht wie die ägyptischen Pyramiden abgeschiedene Bauwerke in der Wüste, sondern wurden in bevölkerten Gegenden im Urwäldern errichtet.
Der Führer von Novoselskys Expedition brachte die Gruppe zu einem Ort, an dem sich in der Vergangenheit einige hunderttausend Menschen versammelten. Inmitten mehrerer Dörfer gelegen, diente dieser Ort den Priestern als Platz zur Verkündung von Ansprachen. Auch wenn ein Priester leise sprach, konnte jeder seine Stimme vernehmen.
Der Führer forderte die Gruppe auf, leise in die Hände zu klatschen. „Der Klang zog durch einzigartige Öffnungen auf der Spitze der Pyramide und kehrte – wie in einem Opernhaus – als Echo zurück“, erklärte Novoselsky dieses Phänomen aus einer Epoche, die weder Mikrophone noch andere moderne Technologien kannte.
Die Maya-Kultur entwickelte sich in den Gebieten, die man heute als südliches und südöstliches Mexiko, Guatemala, Honduras und Belize bezeichnet. Andere Gebiete des heutigen Mexiko wurden von Azteken, Olmeken und Tolteken sowie anderen Stämmen bewohnt.
Die Maya-Pyramiden dienten mindestens zweimal im Jahr astronomischen Zwecken, nämlich am 21. oder 22. März sowie am 22. oder 23. September, den Tagen der Tagundnachtgleiche im Frühling und Herbst.
„An diesen Tagen wirft die aufgehende Sonne einen Schatten in Form einer Schlange auf die Pyramidenstufen. Dieser reicht bis zur untersten Stufe, auf der man ein Bildnis der Gottheit Kukulkan finden kann, eine gefiederte Schlange mit dem Kopf eines Menschen“, berichtete Novoselsky.
Wenn der Schatten die Grundstufe erreicht, dann ist der Tag der Tagundnachtgleiche (Äquinoktium) gekommen. „Die Pyramiden sind so präzise gebaut, dass an diesem bestimmten Tag der Sonnenstrahl genau am Kopf der Gottheit ankommt. Das bedeutet, dass Astronomie, Architektur und Technik damals hoch entwickelt waren“, betonte Novoselsky.
Als Novoselsky darüber befragt wurde, zu welcher Periode der menschlichen Zivilisation diese Pyramiden gehören, antwortete er: „Wenn ich nie zuvor etwas darüber gelesen hätte, würde ich annehmen, dass diese Dinge nicht von der derzeitigen menschlichen Zivilisation stammen.“
Wurzeln in Atlantis
Darüber hinaus wurden auch unterirdische Pyramiden, Höhlen und Städte entdeckt. Novoselsky traf Menschen, die ihm sagten, dass Legenden zufolge die Maya aus Atlantis stammten, das irgendwo in der Nähe des Mittelmeeres oder im Bereich des Karibischen Ozeans verschwunden sein soll.
„Eine Version der Geschichte um Atlantis besagt, dass ein Teil der Menschen, die sich vor der Katastrophe retten konnten, auf den südamerikanischen Kontinent gelangten und dort lebten, bis die spanischen Eroberer kamen“, erzählte Novoselsky.
Es ist schwierig festzustellen, wie viel von den spanischen Eroberern zerstört wurde. Bis zum 14. und 15. Jahrhundert n. Chr. war noch der Zugang zu vielen Maya-Büchern möglich. In jedem Dorf gab es einen Tempel mit geschichtlichen Bibliotheken und Chroniken.
Die spanischen Eroberer zerstörten das meiste davon. Sie verbrannten Bücher aus Papier und zerbrachen Steine mit der Hieroglyphenschrift der Maya. „Heute sind keine schriftlichen Aufzeichnungen mehr vorhanden, nur noch einige Hieroglyphen, die sehr schwer zu entziffern sind“, bemerkte er.
Für Novoselsky ist dies ein allgemeines Phänomen bei allen Eroberern: „Die Spanier meinten, sie kämen zu einem primitiven Volk, und müssten es belehren und bilden. Die einzigen Dinge, die nicht zerstört wurden, waren die Bücher, die die spanischen Priester aus Neugierde für sich selbst aufbewahrten.“
„Einige Funde wurden an den spanischen König geschickt, damit er sich informieren konnte, was er zerstören ließ“, ergänzte Novoselsky.
Die spanischen Eindringlinge konnten die Kultur der Menschen nicht verändern, auch wenn sie die Bücher verbrannten und die Menschen zwangen, ihre Schriften zu vergessen. Von der Maya-Kultur sind uns Pyramiden, Tafeln und Stelen mit Inschriften sowie traditionelle Kleidung und Tänze erhalten.
Anfangs kannten die Nachfahren der Maya noch die Schrift. Doch aufgrund der spanischen Politik schrieben die Kinder nach mehreren Generationen lateinische Buchstaben, obwohl sie immer noch in ihrer Muttersprache redeten.
„So wuchs ein Kind heran, ging in einen der Tempel, sah die Inschriften dort, konnte sie aber nicht lesen, weil es die Maya-Schrift nicht kannte. Das ist wie in Russland, wo die meisten Menschen nicht in der Lage sind, die alte slawische Sprache zu lesen“, schloss Novoselsky.
Ein weiterer interessanter Komplex ist die Festung Tulum an der Ostküste der Halbinsel Yucatán.
In der Zeit des Verfalls der Maya-Zivilisation zogen mehrere Stämme zur Küste und bauten Fort Tulum, um die Einwohner vor Angriffen anderer Stämme zu schützen.
„Diese grauen Steine waren alle einmal farbig bemalt. Verschiedene Farben symbolisierten verschiedene Naturgewalten: Himmel, Erde, Mond, Sonne, Feuer usw.“, erklärte Novoselsky.
Maya-Prophezeiungen
Das Leben der Maya ist in einem heiligen Buch beschrieben, das „Popol Vuh“ heißt. Novoselsky erklärte weiter, dass es mit der Bibel vergleichbar ist. „Die Informationen sind jedoch nur in sinnbildlicher Form enthalten. Es gibt zwar einige Interpretationen, doch ich glaube, dass sie alle sehr weit von der Wahrheit entfernt sind“, betonte er.
Alle Kommentare wurden entweder zerstört oder sind uns nur in einer schwer zu lesenden Hieroglyphenschrift erhalten geblieben. „Die meisten Geheimnisse sind noch verborgen. Eine der populärsten Interpretationen ist die Prophezeiung über das Ende dieser Epoche im Jahr 2012″, informierte Novoselsky.
Auf die Frage, ob Novoselsky selbst an diese Prophezeiung glaube, antwortete er: „Diese Frage untersuchte ich als Wissenschaftler.“
Er erwähnte den bekannten esoterischen Forscher Drunvalo Melchizedek, der diese Frage mit guatemalischen Priestern diskutierte und herausfand, dass die vorhergesagte Verwandlung einen Verlauf hat, der langsam geschieht – nicht in zwei Tagen, sondern innerhalb von 200 Jahren.
„Ihrer Meinung nach ist das Jahr 2012 ein Meilenstein; eine alte Epoche ist zu Ende und es beginnt etwas Neues, vielleicht eine neue Kultur. Sie betonten, dass dies langsam und schrittweise ohne Katastrophen und Erdbeben geschehen wird“, präzisierte Novoselsky. „Die Menschen, die inmitten der Maya-Zivilisation leben, haben keine Panik wegen dieser Prophezeiung.“
Er fügte hinzu: „Ich bin der Meinung, dass alle diese Prophezeiungen für uns eine Chance sind, nachzudenken über unser Verhalten und den Sinn des Lebens – darüber, wie wir uns selbst und das Leben anderer verbessern und in Harmonie leben können.“
Insel des Friedens
Zwei aneinander angrenzende Riffe bilden die Insel Cozumel in der Karibik; laut Geologen ist sie das zweitgrößte Riff der Welt.
„Diese Insel ist heilig“, sagte Novoselsky. „Es gibt einen Tempel für die Göttin Ixchel, die für Geburtshilfe und Medizin zuständig ist. Auch heutzutage kommen noch viele Menschen hierher, wenn sie unfruchtbar sind.“
Die Bewohner der Insel Cozumel wurden nie von Kriegen, Kämpfen oder irgendwelchen großen Verbrechen heimgesucht.
Novoselsky, der auch Mitglied und Berichterstatter des Nicolas Roerich Museums in New York ist, war überrascht, als er herausfand, dass die Menschen auf der Insel Cozumel ein Symbol kennen, welches von dem russischen Künstler und Philosophen Nicolas Roerich geschaffen wurde.
Auf dieser Insel tragen alle Führer Plaketten mit Roerichs „Friedensfahne“; sie zeigt einen Kreis, in dem sich drei kleinere Kreise befinden, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft symbolisieren und durch die Ewigkeit verbunden werden. Dieses Symbol kann auch als Religion, Wissen und Kunst innerhalb des Kreises der Kultur interpretiert werden.
Novoselsky erwähnte, dass die Museumsführer nicht wussten, wer dieses Zeichen erfand. Die berühmte mexikanische Schauspielerin Alicia Rodriguez, die sich an der Bewegung Roerich Pact beteiligt, führte es 2009 während ihres Besuches bei den Einheimischen ein.
„Ich erzählte ihnen, dass es von dem russischen Künstler Nicolas Roerich kreiert wurde und sie versprachen, dass sie es in ihre Informationen beim Exkursionsprogramm aufnehmen werden“, berichtete Novoselsky.
Russische Entzifferung
Yuriy Knorozov (1922-1999) ist einer der wenigen Wissenschaftler, die maßgeblich zu einer Entzifferung der alten Maya-Schrift beitrugen. Ohne Mexiko besucht zu haben, konnte er einzig und allein unter Verwendung von Bildern, Büchern und Artikeln anderer Autoren eine Methode schaffen, die den Forschern half, viele Maya-Inschriften zu entziffern.
Gegen Ende seines Lebens – nach der Perestroika, als die Sowjetbürger ins Ausland reisen durften – konnte er schließlich Mexiko besuchen. „Er wurde äußerst ehrenvoll empfangen, weil die Menschen über seine Arbeit Bescheid wussten. Viele amerikanische und mexikanische Wissenschaftler, die die Mayas erforschten, bezogen sich auf die Arbeit Knorozovs“, wusste Novoselsky.
Ein Forschungszentrum vor Ort, mit Studenten von Knorozov, ist in Kontakt mit der ortsansässigen Bevölkerung und setzt die Arbeit der Entzifferung der Hieroglyphenschrift der Maya fort, um die Geheimnisse der Maya-Kultur weiter zu lüften. „Vielleicht werden wir die Antworten über die Zukunft der Erde finden“, schloss er hoffnungsvoll.
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