Schönheit für die Ewigkeit

Ausstellungen in Karlsruhe und Stuttgart über Schönheit und Mumien im Alten Ägypten
Titelbild
Der Mumiensarg stellte den Ersatzkörper und die Heimstatt für den Geist des Toten dar. (Foto: Ethnographische Sammlung am Historischen Museum Bern)
Von 22. November 2007

Schönheit im Alten Ägypten hatte einen besonderen Stellenwert und auch einen tiefen Sinn. Heute können wir über die Mumien die Sehnsucht nach Vollkommenheit und Unsterblichkeit verstehen lernen. Während die Ausstellung in Stuttgart sich dem Thema Mumifizierung widmet, erfahren wir in Karlsruhe mehr über die Schönheit im Alten Ägypten.

Suzanne Mubarak, First Lady der Arabischen Republik Ägypten sagte in Stuttgart in ihrem Grußwort zur Ausstellung: „Einer der wichtigsten Aspekte der altägyptischen Kultur ist der Mensch mit seinem Streben nach Weisheit, Schönheit, und Frieden … In ihrer allumfassenden Suche nach ewiger Weisheit und Schönheit sowie nach ewigem Frieden wurde die Spiritualität zu einem zentralen Thema für die Alten Ägypter.“

Was hat die alten Ägypter bewogen, Schönheit als hohes Ideal zu sehen und vor allem über den Tod hinaus zu bewahren? Die Bestattung in der Wüste führte zu einer natürlichen Mumifizierung der Verstorbenen und war der Ausgangspunkt für ein Handwerk, dass mit den Jahren und Jahrhunderten immer mehr verfeinert wurde. Der Körper sollte bewahrt werden für die Ewigkeit.

Was verstand man damals unter „Schönheit“ (neferu), was war „schön“ (nefer)? Schönheit in Altägypten war eine Komposition aus sichtbarer, äußerer Schönheit und Körperperfektion in Funktion und Form sowie eine reiche innere Qualität, die mit dem Begriff Tugend umschrieben werden kann. Nur wer mit einem funktionsfähigen Körper und einer reinen Seele ins Totenreich ging, konnte dort ein zweites ewiges Leben führen.

Die Ägypter haben gern gelebt und wurden oft auch sehr alt. Sie waren weit davon entfernt, für den Tod zu leben. Sie glaubten, dass das Leben mit dem Tod nicht aufhört. Die Mumifizierung sollte es ermöglichen, dass der Verstorbene mit einem unversehrten Körper ins Reich der Toten gehen und wieder auferstehen konnte, um an einem jenseitigen Leben teilzuhaben.

Mit dem Prozess der Balsamierung gereinigt und durch die Mumifizierung physisch wiederhergestellt, wurde der Kampf gegen die Schuld aufgenommen, die der Tote in seinem Leben auf sich geladen hatte. Und so erschien der Verstorbene vor dem Totengericht, um sich vor dem göttlichen Richter Osiris zu rechtfertigen:

„Ich habe kein Unrecht gegen die Menschen getan. Ich habe keine Gruppe (von Leuten) bedrängt … Ich weiß nichts von Sünden. Ich habe kein böses Übel getan. Ich habe nicht gelästert. Ich war nicht schwach. Ich habe nicht den Abscheu der Götter erregt. Ich habe keinen Diener vor seinem Vorgesetzten schlecht gemacht. Ich habe nicht geschlagen.“ (Tb 125).

Osiris: Vor ihm mußten sich die Toten vor dem Jenseits verantworten. (Osiris: Vor ihm mußten sich die Toten vor dem Jenseits verantworten. (Foto: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg)

Während der Verstorbene sprach, wurde sein Herz gewogen und wenn es so leicht wie eine Feder war, konnte er ins Totenreich eintreten. Die Straußenfeder, die als Gegengewicht diente, galt als Symbol für Wahrheit, Gerechtigkeit und die rechte Weltordnung.

In der Stuttgarter Ausstellung erfahren die Besucher alles über das Handwerk der Mumifizierung sowie deren geschichtlichen und weltanschaulichen Hintergrund. Ein besonderes Ereignis ist eine Filmdokumentation einer aufwendigen Wiederherstellung eines Perlennetzes. Erstmalig ist es gelungen, ein altägyptisches Perlennetz einer Mumie mit neuen Methoden zu restaurieren. Eindrucksvolles Ergebnis: Die einstige Pracht des Perlennetzes als Mumienauflage kann vollständig wieder vermittelt werden.

Die Karlsruher widmen dem facettenreichen Schönheitsbegriff der Ägypter in der Ausstellung drei große Themenkreise: „Schönheit in Form und Maß“, „Schönheit in Alltag und Fest“ und „Schönheit für die Ewigkeit“.

„Eine schöne Wesensart ist der Himmel eines Menschen.“ „Gib, dass das ganze Land dich schätzt, denn ein guter Charakter bleibt in Erinnerung, auch wenn viele Jahre vergangen sind.“ Diese Worte gehen aus der Lehre für König Merikare, um 2000 v. Chr. hervor.

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Printausgabe Nr. 14



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion