Mitgefühl und Hingabe in einer harten Welt

Preisgekrönte Dokumentation – bildgewaltig, authentisch und berührend
Titelbild
Foto: Ulrike Beckmann/Kommunikation+Konzept 2009
Von 21. Februar 2010

„Macht euch nicht von anderen abhängig, ihr seid für euch selbst verantwortlich. Thai-Boxen bedeutet ein freies Herz und einen freien Körper zu haben, sich nicht der Leidenschaft zu unterwerfen , oder Drogen. Versteht ihr das?“ Die Antwort der Kinder kommt wie aus einem Mund. Sie haben verstanden.

Diese Kinder kommen alle aus einem Gebiet Nord-Thailands, dass für seinen Drogenanbau berüchtigt ist: Das Goldene Dreieck – Grenzgebiet zwischen Thailand, Laos und Burma. Hier wird Schlafmohn angebaut und zu Heroin verarbeitet, Drogenbanden treiben ihr Unwesen und viele der Menschen hier rauchen selbst Opium, sind schwer abhängig. Viele der Kinder sind sich selbst überlassen, ihre Zukunft ist ungewiss.

Die meisten der Kinder, die mit Kruh Bah leben, haben keine Eltern mehr oder konnten von ihren verarmten Familien nicht mehr ernährt werden. So wurden sie Schüler des Mönches. Kruh Bah ist einer der letzten Wandermönche. Hier im Grenzgebiet widmet er sich seit fünfzehn Jahren den verwaisten und verlassenen Kindern.

Körper und Geist

Der Mönch fährt in seinen Erklärungen fort, die Kinder zu unterweisen und die Jungen lauschen respektvoll: „Vergesst die Vergangenheit und hegt keine Hoffnung in die Zukunft, trauert der Vergangenheit nicht nach, denn wenn ihr sie betrauert, wird sie euch verschlingen und ihr werden niemals Frieden finden. Möge euch Glück zuteil werden.“

Hier im Kloster „Zum Goldenen Pferd“ lernen die Kinder Lesen und Schreiben. Hier wird aber nicht nur der Geist geschult, auch der Körper soll stark sein. Während des Trainings schlägt der Mönch mit einer Peitsche nach einem Jungen, doch nicht, um ihn zu treffen, sondern um seine Reaktionen zu schulen. Er schwingt die Peitsche ruhig im Kreis zu den Füßen des Jungen, über seinen Kopf, zu seinen Füßen, wieder nach oben… Der Kleine springt hoch, duckt sich, springt wieder hoch, duckt sich. Er lacht dabei, es ist wie ein Spiel. Alle Kinder klatschen Applaus, der Junge selbst ist auch sichtlich stolz, dass er es gut geschafft hat. Er lacht. Ein anderer macht es nicht so gut, er wird von der Peitsche „eingefangen“, sie wickelt sich um seinen Fuß. Dennoch klatschen die Kinder, lachen, auch der Mönch lacht. Doch sie lachen nicht übereinander, sondern miteinander.

Ein Mönch als Streetworker

Auf verschlungenen Pfaden reitet die Gruppe ins Dorf. Jeder der Jungen hat sein eigenes Pferd, lernt Verantwortung zu übernehmen. 120 Pferde werden im Kloster gepflegt, die meisten von ihnen wurden vor der Schlachtbank gerettet. Für die Kinder im Dorf ist es immer eine kleine Sensation, wenn der Mönch mit seinen Schülern kommt. Kruh Bah spricht zu ihnen, während die Schar noch auf ihren Pferden sitzt und die Jüngsten im Dorf, sie hocken am Wegrand, halten kleine, eingepackte Essensspenden in ihren Händen, die später von dem Mönch in den Satteltaschen der Pferde verstaut werden, ja die Jüngsten im Dorf, sie hören ihm aufmerksam zu:  „Lobpreiset Buddha!“ Die Ehrfurcht kommt hier aus den Herzen, zeigt sich nicht in Starre und Förmlichkeit. Die Kleinen wiederholen seine Worte satzweise. „Lernt immer fleißig!“ Sie wiederholen im Chor. „Und tut ihr Gutes…“ Die Kinder sprechen es nach. „… werden die Vorfahren immer über euch wachen, und die Geister euch beschützen.“ Wieder erhebt sich eine Gruppe kleiner Stimmen, rezitiert die Worte des Mönches, der fortfährt: „Tut ihr Schlechtes…“ Es ist keine Predigt im westlichen Sinne: geübte Worte, formell richtig, andächtig, sondern sehr nahe am Leben, mahnend und sehr direkt: „… brechen sie euch das Genick.“ Die Gefahr für die Kleinen liegt in der Zukunft, entspricht der täglichen Gefahr ihrer Eltern, der Verlockung, dem trostlosen, harten Leben durch die Drogen zu entfliehen.

Dann spricht Kruh Bah mit den Ältesten: „ … Wie wollt ihr glücklich sein, wenn eure Herzen nicht glücklich sind? Wie soll euer Dorf erstarken, wenn eure Körper schwach sind, abhängig von den Drogen?“ Hier in den Dörfern ist Opium-Rauchen sehr verbreitet. Kru Bah erklärt später dazu im Interview: „Die Drogenabhängigkeit führt oft zu Taten, die nur schwer zu vergeben sind… Das Gesetz ihres Landes vergibt ihnen nicht, ebenso wenig das Gesetz des Karma. Nur ein verrückter Narr von einem Mönch, wie ich, ist bereit ihnen zu vergeben.“

Vom Boxer zum Mönch

Früher war Khru Bah professioneller Boxer. Jedes Jahr feiert die Dorfgemeinschaft den Tag, an dem Khru Bah Mönch geworden ist mit einem großen Fest. Ein Thai-Box-Kampf ist der Höhepunkt – ein Spektakel mit kulturellem Charakter. Kruh Bah hält die Eröffnungsrede: „Wäre ich früher kein Thai-Boxer gewesen, stünde ich heute nicht hier vor euch.“ Er erzählt von seiner Begegnung mit 40 Männern einer Drogenbande im Grenzgebiet. Alle aus dem Dorf sind anwesend, die Kinder, die Alten, alle. Sie sitzen um den Boxring, unterhalten sich, schauen zu, asiatische Instrumente feuern die Kämpfer an.

„An meine Niederlagen kann ich mich ganz genau erinnern. Ich habe nur viermal verloren. Die meisten Kämpfe habe ich durch K.O. gewonnen. Insgesamt müssen es viele hundert Gegner gewesen sein. Irgendwann wurde ich des Kämpfens müde...“„An meine Niederlagen kann ich mich ganz genau erinnern. Ich habe nur viermal verloren. Die meisten Kämpfe habe ich durch K.O. gewonnen. Insgesamt müssen es viele hundert Gegner gewesen sein. Irgendwann wurde ich des Kämpfens müde…“Foto: Ulrike Beckmann/Kommunikation+Konzept 2009

Dann starb ein enger Freund bei einem Autounfall. Kruh Bah fragte sich, wann er wohl sterben würde: „… und ob ich den Seelenfrieden bis dahin erreichen würde.“ Er schildert das Ende seiner Profi-Karriere: „Das letzte Mal habe ich am 20. Dezember 1990 geboxt. Einen Monat später hatte ich einen sehr lebhaften Traum und beschloss Mönch zu werden. … Als ich zum Mönch wurde, veränderten sich mein Herz und mein Geist. Ich fühlte eine Ruhe, die ich nicht erklären konnte.“

„Ich saß 15 Tage und Nächte lang auf einem Fels, solch einen Frieden fühlte ich. … Es war, wie in einem Traum. Es war, als wäre der Wald voller weiser Männer, die mich den buddhistischen Weg lehrten … Ich ging weiter in die Berge und fand einige Dörfer vor. Ich sah, in welch einer Armut die Menschen dieser Bergvölker lebten und wie schwer sie drogenabhängig waren. Ich fragte mich, weshalb sie es so schwer hätten und woher all ihre Sorgen kamen …“

Ein Porträt der Nächstenliebe

Über ein Jahr lebte der niederländische Autor und Regisseur Mark Verkerk mit der kleinen Gemeinschaft in den von Gewalt und Elend umgebenen Bergen Nord-Thailands, teilte ihr Leben, ihre Sorgen und ihre Freuden.

Keine Salon-Esoterik, sondern Training des Geistes...Keine Salon-Esoterik, sondern Training des Geistes…Foto: Ulrike Beckmann/Kommunikation+Konzept 2009

Es entstand ein preisgekrönter Dokumentarfilm, der mit den atemberaubenden Farben einer wilden, ursprünglichen Landschaft ein Porträt von Mitgefühl, ehrliche Hingabe und menschliche Zuwendung zeichnet. Dieses Porträt zeigt ein anderes Bild, als das oft belächelte Klischee weltfremder Abgeschiedenheit. Es zeigt vielmehr eine Form der Kultivierung des Geistes, aber auch des Körpers, eine mitten im Leben stehende, sich den Problemen des Daseins stellende, spirituelle Entwicklung, fernab oberflächlicher Esoterik, wie sie im Westen allzu modern ist.

Trailer: Buddha’s Lost Children

Weiter Informationen unter:

www.buddhaslostchildren.de

Foto: Ulrike Beckmann/Kommunikation+Konzept 2009

 

 



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