Marmeladenbrot? Marmeladenbrot!

Daniel Jaeckel über sein Konzept der wandelbaren Kleidung
Titelbild
(Wendy Jiang/ETD)
Epoch Times26. August 2008

Das hinter der wandelbaren Kleidung stehende Konzept ist denkbar einfach: ein Stoffgürtel, ein Grundrock und zwei Einsätze ergeben einen fertigen Rock, der wiederum das Aussehen verändern kann, indem die Einsätze getauscht werden. Hochwertige Baumwolle, Polyesterfutter im Paisley-Muster bilden dabei den Grundrock, edle Baumwolle, feines Leder und hochwertige Rohseiden die Rockeinsätze, die als Unikate in Handarbeit gestaltet, veredelt und gefertigt werden.

Der heute 33-jährige gelernte Schneider und Grafikdesigner Daniel Jaeckel hat dieses Konzept mit „Marmeladenbrot“ vor zwei Jahren auf den Markt gebracht. Entstanden war das Modelabel jedoch schon während seiner Studienzeit an der Hochschule der Künste in Berlin, in der er eine Werbekampagne zur Markteinführung eines neuen Produktes kreieren musste. „Da habe ich mir überlegt, bevor ich mir jetzt ein Produkt suche, wo mir dann wieder jemand reinredet, was ich machen darf und was nicht, nehme ich mein eigenes Produkt und mache dafür Werbung. Im Zuge dessen habe ich die Idee der wandelbaren Kleidung entwickelt und dafür Werbung gemacht.“ Wir haben Daniel Jaeckel über seine Designerkleidung befragt.

ETD: Wie ist denn das Konzept zur wandelbaren Kleidung entstanden?

Daniel Jaeckel: Der Hintergedanke war, dass man in Berlin halt immer lange Wege hat und am Tag in verschiedene Situationen gerät und vielleicht nicht immer gleich angezogen sein möchte. Im Büro ist es meist erforderlich, wenn man schlicht angezogen ist, aber wenn man abends weggeht, möchte man sich doch noch mehr zeigen und ein bisschen aus sich herauskommen. Deshalb hat man hier die Möglichkeit, die beiden Rockeinsätze auszutauschen. Sogleich hat man das Gefühl, etwas ganz anderes angezogen zu haben.

ETD: Warum gibt es bisher eigentlich nur Frauenkleidung mit diesem Prinzip?

Jaeckel:
Ich hab´ den Rock als das Kleidungsstück rausgepickt, weil es da am ehesten funktioniert; Frauen sind viel experimenteller als Männer, die nehmen das viel leichter an. Da die Einsätze eine gewisse Fläche bieten, an der man sich austoben kann, habe ich erstmal mit den Röcken angefangen. Ob es dazu auch eine Hose oder Herrenhose allgemein geben wird, das steht noch in den Sternen.

ETD:
Wussten Sie damals schon, dass es Frauen gibt, die sich dafür interessieren und es eine Zielgruppe und Abnehmer gibt?

Jaeckel: Das war im Rahmen meines Diploms. Da habe ich mich damit beschäftigt und Leute gefragt, eine kleine Zielgruppenanalyse gemacht, wer denn eventuell dafür in Frage käme. Ich habe 2001 mein Diplom gemacht, zu der Zeit war das Prinzip des Wandelbaren gerade aktueller Trend, beispielsweise der Smart, wo man die Verkleidung auswechseln und somit sein Auto umgestalten konnte. Es gab Uhren, die man in unterschiedliche Gehäuse stecken konnte. Es gab Kleidungsstücke, von denen man die Ärmel abnehmen konnte, oder Hosen, die man verlängern und verkürzen konnte.

Zwei Röcke in einem: Wer vom Büro gleich direkt ins Nachtleben starten möchte, dem bietet Designer Daniel Jaeckel mit den wandelbaren Röcken seines „Marmeladenbrot“-Labels genau das Richtige. Zum Anbeißen, die Idee... (Wendy Jiang/ETD)
Zwei Röcke in einem: Wer vom Büro gleich direkt ins Nachtleben starten möchte, dem bietet Designer Daniel Jaeckel mit den wandelbaren Röcken seines „Marmeladenbrot“-Labels genau das Richtige. Zum Anbeißen, die Idee… (Wendy Jiang/ETD)

ETD: Die Stoffe, die Sie benutzen, sind die was ganz Besonderes?

Jaeckel: Also die Baumwolle, die ich benutze, ist relativ fest und strapazierfähig, da es sich um einen sogenannten „Körper“ handelt. Dieser Stoff wird eigentlich für Berufskleidungen verwendet und eignet sich daher besonders für mein An- und Abköpfprinzip. Trotzdem ist er sehr angenehm zu tragen und wirkt durch seinen leichten Glanz sogar edel. Bei den Einsätzen ist die Wahl der Stoffe und Materialien fast grenzenlos. Es wären sogar Papier oder echte Blumen denkbar. Entsprechend dem Anlass, bei dem der Rock getragen werden soll.

ETD: Wir haben gerade das Label gesehen – Marmeladenbrot…?

Jaeckel: Ja, so heißt das Modelabel. Ich bin quasi Marmeladenbrot. Ich habe etwas gesucht, was man sich gut merken kann, was losgelöst über dieser Mode steht, was nicht die Mode an sich beschreibt, sondern was man einfach mit etwas Positivem verbindet und sehr gut behält. Da ich noch nicht wusste, in welche Richtung meine Mode gehen wird, habe ich einen produktlosgelösten Namen gesucht. Man kann so auch bei Messen schöne Aktionen machen, zum Beispiel Marmeladenbrote verteilen …

ETD: „Marmeladenbrot“ hört sich freundlich, aber zugleich doch auch etwas simpel an. Wie passt das mit den extravaganten Röcken zusammen?

Jaeckel: Ich habe angefangen mit dem Marmeladenbrot als Signet für meine Mode, dann aber gemerkt, dass das zu nah dran, zu lieblich ist. Habe das dann weiterentwickelt zu einem Schriftsignet, wobei ich die Buchstaben von „Marmeladenbrot“ angeordnet habe. Das setze ich jetzt auch als Element auf meiner Mode ein, auf T-Shirts und als Rockeinsatz. Das neue Logo ist abstrakter und edler und ich möchte mit meiner Mode diese Richtung einschlagen.

Angefangen habe ich mit einem Rock und seinen verschiedenen gestalteten Einsätzen, die abnehmbar sind und auch separat gereinigt werden können, da es sich teilweise auch um Stoffe, wie Seide und Leder handlet. Außerdem mache ich zu den Röcken auch die passenden Taschen…

ETD: Haben Sie die Stoffmuster für die Röcke entworfen?

Jaeckel: Im Moment bin ich noch darauf angewiesen, Stoffe einzukaufen. Ich kann sie noch nicht selbst herstellen, weil die Stoffe gewisse Auflagen haben. Ich kaufe sie selbst ein und bearbeite sie weiter, so dass sie einen individuellen Stil bekommen und somit zum Unikat werden.

Manchmal suche ich mir auch ein spezielles Thema, zu dem ich dann Entwürfe mache. So habe ich mit Katrin Arp, der Schmuckdesignerin und Ladenbesitzerin von PLACE, letztes Jahr eine gemeinsame Aktion gemacht. Da ging es um „Blätterrauschen“. Sie hat die Schmuckkollektion und ich die Modekollektion entworfen und beide haben wir das interpretiert; ich habe dann speziell zum Thema „Blätterrauschen“ Material gesucht. Ich experimentiere gerne mit unterschiedlichen Techniken und Materialien herum, wie z.B. Siebdruck, Schablonentechnik, Autolack, Textilfarbe oder selbstbedruckten Bügelfolien. Frei mit Materialien zu arbeiten macht mir sehr viel Spaß.

Zum wandelbaren Rock das passende Accessoire – Tasche im gleichen Stoffmuster. (www.marmeladenbrot.de)
Zum wandelbaren Rock das passende Accessoire – Tasche im gleichen Stoffmuster. (www.marmeladenbrot.de)

ETD: Würden Sie sich selbst als „trendig“ bezeichnen?

Jaeckel: Mmh, man muss schon so´nen bisschen langen Atem haben und sich auch die Zeit nehmen, Sachen reifen zu lassen, das ist mein Ansatz. Also nicht irgendwie schnell, schnell etwas zu machen und kurzfristig auf einen Trend aufzuspringen, sondern etwas, was aus dem Herzen kommt, das man mag und selbst zu schätzen weiß. Nur so entsteht Qualität und Qualität wird sich durchsetzen.
Wenn ich eine Idee habe, konzentriere ich mich darauf und mache nicht fünf Sachen gleichzeitig. Ich versuche, mich auf das zu konzentrieren, was ich bewerkstelligen kann, um auch entsprechende Qualität liefern zu können.

ETD: Also sich nicht zu sehr von außen beeinflussen lassen, bei sich bleiben?

Jaeckel: Genau. Also wie kann ich das, was gerade außen passiert, für mich nutzen, oder wie kann mich das inspirieren. Dann zu schauen, was daraus entsteht, das finde ich sehr wichtig. Man muss schon am Ball bleiben und gucken, was andere machen, auf Modemessen recherchieren, was passiert gerade, was ist gerade Trend.

ETD: Sind Ihre Röcke patentiert?

Jaeckel: Ja. Ich finde es wichtig, dass man seine eigenen Ideen gut schützt.

ETD:
Wie arbeiten Sie?

Jaeckel: Ich arbeite hauptsächlich alleine und finde es daher spannend, mich mit anderen in Verbindung zu setzen, sich auszutauschen, neue Ideen zu finden. Anders, als wenn man in seiner eigenen Suppe schwimmt.

Was mir auch sehr viel Spaß macht und mir wichtig ist, sind Kooperationen mit anderen Designern. Ob es Fotografen sind, die Fotos zur Verfügung stellen, oder Grafiker, Illustratoren, die Motive für mich gestalten. Man braucht selber einen gewissen Abstand, um dann wieder weitergehen zu können. Es hat Vorteile, wenn man sich verbindet.

ETD:
Wir danken für das Gespräch.

Jaeckel: Gern geschehen.

Das Gespräch führten
Manuela May und Anja Beckmann

(Wendy Jiang/ETD)
(Wendy Jiang/ETD)
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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