Luisenjahr: Zimmer der „Preußischen Madonna“ in neuem Glanz

Renovierung von Schloss Charlottenburg zu von Ehren Luise von Preußen
Titelbild
Foto: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten
Von 29. Januar 2010

Königin Luise von Preußen (1776-1810) war der geborene Star: hübsch, liebenswürdig und unprätentiös, modebewusst und höchst elegant, dabei auch liebende Ehefrau und Mutter. Als mutige Fürsprecherin ihres Volkes bot sie Napoleon die Stirn und erlebte die Not des Krieges am eigenen Leib. Sie starb viel zu jung mit nur 34 Jahren und blieb deshalb als Idealbild einer Königin in strahlender und unverbrauchter Erinnerung. Neben Friedrich dem Großen hat es keine preußische Herscherpersönlichkeit geschafft, beim Volk so beliebt zu werden.

Dem „Mythos Luise“ widmet die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im 200. Todesjahr der legendären Königin gleich drei große Themen-Ausstellungen und zahlreiche Sonderveranstaltungen. Mit diesem Großprogramm soll der prägenden Gestalt Luises Respekt gezollt werden und gleichzeitig eine historisch fundierte Annäherung an die vielen verschiedenen Aspekte ihres Lebens geschehen, denn keine deutsche Königin wurde nach ihrem Tod mehr verklärt, bewundert oder zu erzieherischen und propagandistischen Zwecken instrumentalisiert wie Luise. Eine Aufarbeitung des Luisen-Mythos ist somit ein spannendes Thema, das mit vielen spektakulären Kunst- und Modeschätzen aufwarten werden kann.

Den Auftakt der Ausstellungsreihe bildet vom 6. März bis zum 30. Mai die Schau „Luise. Leben und Mythos der Königin“ auf Schloss Charlottenburg in Berlin. Hier bewohnte Luise regelmäßig  sechs  Zimmer im Neuen Flügel des Schlosses. Diese Räumlichkeiten haben ihren Namen „Winterkammern“ von König Friedrich Wilhelm II., der sie 1797 in Auftrag gab.

Er ließ die Zimmer mit Kaminen ausstatten, da er sie als beheizte Privaträume im Winter nutzen wollte. Sie wurden eingerichtet und mitgestaltet von Wilhelmine von Lichtenau und von einheimischen Handwerkern gefertigt.

Besondere Noblesse erhielten die Zimmer durch aufwendige textile Wand- und Deckenbespannungen, doch Friedrich Wilhelm II. starb, ohne dort je gewohnt zu haben, so wurden sie stattdessen von seiner Schwiegertochter Luise von Preußen benutzt, die hier hauptsächlich im Sommer residierte.

Den Zweiten Weltkrieg überlebten nur die beweglichen Gegenstände des Inventars wie Mobiliar und Kronleuchter, die originalen Zimmer jedoch wurden zerstört.

Nach einem Wiederaufbau im Pseudo-Rokokostil entschloss man sich in den 1980er Jahren, das eigentliche Design im frühklassizistischen Stil zu rekonstruieren.

Durch eine Spende von 170.000 Euro, bereitgestellt durch den Verein „Die Freunde der preußischen Schlösser und Gärten e.V“ wurde die Wiederherstellung der beiden letzten fehlenden Zimmer möglich.

Mit Beginn der Ausstellung Anfang März werden diese erstmals im originalgetreuen Zustand präsentiert. Die gesamten Kosten für die Wiederherstellung der aufwendig bemalten Wandbespannung schätzt Chefrestaurator Hans-Christian Klenner auf das Doppelte.

Restauratorin Leonore Löwe beim Bemalen der Seidenbespannung für Luises Schreibkabinett.Restauratorin Leonore Löwe beim Bemalen der Seidenbespannung für Luises Schreibkabinett.Foto: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

Im „Schreibkabinett“ befindet sich ein Traum aus 92 laufenden Metern blassgrüner Seide gerade noch in Arbeit: Zwei Restauratoren malten ein ganzes Jahr lang an den 70 Zentimeter breiten Stoffbahnen.

Sie waren im Original eine chinesische Anfertigung, ihr Design: großzügige Strauchpäonien, sprich Pfingstrosen und Vogelmotive. An einem Stuhl, der überlebt hatte, konnte man Material und Bruchstücke des Musters erkennen, in einem chinesischen Pavillon in Palermo fanden die Restauratoren dann das authentische Material aus derselben Zeit. Die Anordnung der Blumen um eine schlangenförmige Ranke kehrte stets wieder, aber die Vögel waren laut historischen Augenzeugen alle unterschiedlich. Deshalb beschloss man, sich für die fehlenden Vögel von Zeichnungen aus einem Buch der damaligen Zeit Inspiration zu holen. Der originale Eindruck der Vielfältigkeit wird so auf behutsame Weise wieder vermittelt.

Im Nachbarraum ersteht das „Ostindisches Zitzzimmer“ wieder. Zitz bezeichnet den gewachsten Baumwollstoff, der Wände und Decken des gesamten Raumes überzieht. Die orientalisch-floralen Blumendrucke erwecken den Eindruck, man befände sich in einem prachtvollen indischen Zelt.

Da die originalen Möbel erhalten sind, konnte man das Stoffmuster gut rekonstruieren. Allerdings hebt sich ihre starke Nachdunkelung deutlich von den erneuerten Wänden ab.

Was früher mit Modeln gedruckt wurde, geschieht heute mit Siebdrucktechnik, einige feine Konturen wurden von Hand gemalt ergänzt.

Wo sich derzeit noch eine Baustelle zeigt und Molton-Unterlagen an den Wänden und Gerüste das Bild dominieren, soll pünktlich am 6. März die alte Pracht wiederhergestellt sein.

Die Kuratoren versprachen: Bei der Eröffnung werden die Räume zusätzlich mit viel Original- Porzellan und Gegenständen aus Luises Zeit ausgestattet sein, um dem Besucher einen möglichst lebhaften Eindruck von Luises fürstlicher Wohnung zu bieten.

 

Ausstellungshinweis

„Luise. Leben und Mythos der Königin“

Berlin, Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel
6. März–31. Mai 2010

Öffnungszeiten: Mi–Mo von 10–18 Uhr, letzter Einlass 17:30 Uhr, Donnerstags bis 20 Uhr.
Eintritt: Ausstellung Neuer Flügel, Wohnräume und Mausoleum: 12 Euro / ermäßigt 10 Euro
Familienkarte: 24 Euro (2 Erwachsene, 3 Kinder).
Gruppenführungen: pauschal 160 Euro (max. 25 Personen)
inkl. Audioguide in dt. + engl. sowie Audioguide für Kinder für Ausstellung, Schloss, Garten und Mausoleum.
Jahresticket für alle drei Luisen-Ausstellungen (gültig für jeweils einen Besuch) 20 Euro / ermäßigt 15 Euro.

Ausstellungsführer
„Luise. Leben und Mythos der Königin.“
Ca. 130 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen, Herausgeber SPSG
9,95 Euro.

Foto: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten


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