Im Schatten der bedeutendsten Maler

Sebastiano del Piombo – ein wenig bekannter und doch bedeutender Maler der Renaissance
Titelbild
(Fort Worth, Kimbell Art Museum)
Von 25. Juli 2008

Zwischen Namen wie Michelangelo und Raffael taucht er auf: einer der bedeutendsten Renaissance-Künstler Italiens. Sebastiano Luciani, genannt del Piombo, (Venedig 1485 – Rom 1547) ein Künstler, an dem sich die „Geister“ scheiden.

In den Augen der einen war er ein lustbetonter Lebemensch, der sich auf gutes Essen und guten Wein verstand. Ein verweichlichter, arbeitsscheuer Mensch, der sich von Michelangelo die Vorzeichnungen für seine Gemälde liefern ließ. Zwar geschätzt im persönlichen Umgang, aber an der Staffelei und am Zeichenblock als ein Versager angesehen. Einer, der sofort den Pinsel niederlegt, als er als „piombatore“ verbeamtet und päpstlicher Siegelbewahrer wurde. Der größte Faulenzer der Renaissance.

Auf der anderen Seite ein von seinen Zeitgenossen geförderter und gefeierter Künstler, der Bellini, Tizian, Raffael und Cranach, ja sogar noch den Barockkünstler Caravaggio durch seine Bildideen maßgeblich mit seinem vielschichtigen, teils widersprüchlichen Stil beeinflusste. Und gerade das macht sicherlich den Reiz aus, sich dem Künstler, dessen Werke heute dem breiten Publikum weitestgehend unbekannt sind, zu widmen. Teils mit warmer Sanftheit in kräftigen Farben, teils mit kühler harter Linie und detailgetreu vereint er nicht selten beides in einem Bild. So verband er verschiedene Kunststile. Seine Werke zeigen dabei deutlich das Bemühen, zwischen der venezianischen Ölmalerei und der Freskokunst Mittelitaliens zu vermitteln. Dadurch entwickelte er eine viel gerühmte Technik, in Öl auf Stein zu malen, die er perfektionierte. Technisch gesehen verstand er es, alles umzusetzen, was seine Zeit zu bieten hatte. Meisterlich griff er dabei die antike Architektur und die Figurentektonik steinerner Skulptur auf und fügte sie als eine Gesamtkomposition in seine Werke ein. Darin spiegelt sich unverkennbar seine Begeisterung für die Skulptur wider, der er sich in zahlreichen Werken widmete.

So ist es umso erfreulicher, dass die Berliner Gemäldegalerie zusammen mit der römischen Museumsbehörde sich jetzt ausführlich diesem Künstler widmet. Die verschiedenen Gemälde und Zeichnungen Sebastiano del Piombos zeigen die unterschiedlichen Facetten seines Werks; zudem wird die Rezeption seiner Kunst in Spanien und in Rom dokumentiert. Als besondere Sensation werden neben den lebensgroßen, halb- und dreiviertelfigurigen Porträts, die als wahre Spezialität des Künstlers gelten dürfen, einige Riesenformate präsentiert, darunter das Urteil Salomons aus Kingston Lacy sowie die monumentalen Altarbilder aus Viterbo und Burgos. Bisher gab es keine einzige Gesamtschau zur umfassenden Einschätzung der Lebensleistung Sebastiano del Piombos. Bereits Anfang 2008 in Rom, jetzt in Berlin, rückt die Ausstellung das Bild Sebastiano del Piombos als einen der bedeutendsten Künstler der Renaissance in den Mittelpunkt – zu Recht.

Die Ausstellung „Raffaels Grazie – Michelangelos Furor. Sebastiano del Piombo“

ist noch bis zum 28. September 2008 in Berlin in der Gemäldegalerie
Kulturforum am Potsdamer Platz zu sehen. Telefon: +49 (0)30 – 266 36 66

(Fort Worth, Kimbell Art Museum)
(Fort Worth, Kimbell Art Museum)


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