Gutenbergs Erben und die „Buch Druck Kunst“

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Von 14. Januar 2011

Sie organisiert gern und er ist vom Fach. Im schönen Winterhude an der Alster sind beide zu Hause, Wibke und Heinz-Stefan Bartkowiak, die Organisatoren der  7. Norddeutschen Handpressenmesse „Buch Druck Kunst“. In Hamburgs Museum der Arbeit sind sie am 15. und 16. Januar diesen Jahres wieder zu bewundern, die Wunderwerke der Buchkunst. Mit sehr viel Liebe und Sorgfalt organisiert das Ehepaar Messen und Ausstellungen, an denen viele interessante und heute kaum noch vorstellbare Details des Buchdruckens präsentiert werden.

Künstler und Künstlerinnen aus allen Teilen der Welt, wie beispielsweise Johannes Follmer, der die Papiere schöpft, auf denen viele der präsentierten Bücher gedruckt sind, präsentieren im Museum der Arbeit zwei Tage lang ihre individuellen und oft einzigartigen Kunstwerke auf der Handpressenmesse. Vom Zeichnen chinesischer Kalligrafien bis zum Gießen von Bleilettern wird eine hohe Vielfalt von Kunst und Handwerk geboten.

Wo heute der Computer die Berechnungen für Größe und Schriftart des zu druckenden Buches übernimmt, war es zu Gutenbergs Zeit der Mensch mit seiner Erfahrung, der entscheiden musste, in welchem Verhältnis Größen und Formen eines Gesamtwerks erscheinen sollten. Die „Schwarze Kunst“, wie die Druckkunst auch genannt wird, war im Mittelalter für nicht allzu viele Menschen zugänglich. Nur wenige beherrschten sie und so war für die normalen Menschen jener Zeit etwas Mystisches damit verbunden. Denn im Mittelalter lesen und schreiben zu können, grenzte schon an Magie.

Das Ehepaar Bartkowiak organisiert Ausstellungen und Messen zum Thema Handwerk des traditionellen Druckverfahrens.Das Ehepaar Bartkowiak organisiert Ausstellungen und Messen zum Thema Handwerk des traditionellen Druckverfahrens.Foto: privat

Epoch Times: Wie sind Sie zur Buchdruckkunst gekommen?

Heinz-Stefan Bartkowiak: Begonnen hat das Ganze eigentlich schon mit meinem Vater, Heinz Batkowiak Senior. Er war leidenschaftlicher Büchersammler. Nach seinem Tod, Anfang der achtziger Jahre, blieb meine Mutter Hedwig Bartkowiak ganz allein in dem kleinen Reihenhaus voller Bücher in Berlin. Doch sie erinnerte sich, dass mein Vater einst sagte: „Wenn ick tot bin, könnt ihr allet verkoofen!“ So folgte ich dem Willen des Vaters und erstellte abends zu später Stunde mit einer kleinen Druckmaschine Kataloge von den meist antiquarischen Werken. Über Anzeigen wurde geworben, danach folgte der Bücherverkauf. Nebenher wurden viele interessante Kontakte mit Leuten  aus der Buchdruckszene geknüpft. Darunter waren Pressendrucker, die auf historische Art und Weise noch selbst Bücher herstellten. Wir lernten ihre Werke kennen und auch ihre Situation. Viele der Buchkünstler sind wirtschaftlich nicht gut situiert, aber sie opfern viel Zeit und Engagement für Ihre Leidenschaft. Das liegt auch daran, dass diese Handwerkskunst in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt ist. Meine Mutter hatte ein Herz für diese Leute und sagte: „Du kannst doch auch mal was für diese Leute tun, die so schöne Bücher machen, damit sie die besser verkaufen können.“ Dann brachten wir  einen Katalog heraus, in dem die Werke abgebildet und aufgelistet waren. Die Leute wurden neugierig auf die Werke und wir organisierten dann in Dachau die erste Ausstellung.

Epoch Times: Was ist die Buchdruckkunst, Kunst oder Handwerk?

Herr Bartkowiak: Es gibt die drei Druckverfahren: Tiefdruck, Hochdruck, Flachdruck, Hochdruck ist die älteste Technik, dabei wurden ganze Textseiten in Holz geschnitten. Das war noch vor Gutenberg. Später begannen die Künstler, wie Goya oder Toulouse-Lautrec, sich der Sachen anzunehmen und fertigten Illustrationen für Zeitungen an. Das wurde aber auch zu der Zeit nicht als Kunst gesehen, sondern als Handwerk für Werbedruck. Oder man kann davon ausgehen, dass es höchstens als „Gebrauchskunst“ betrachtet wurde. Erst als ein Galerist im 20. Jahrhundert die Meinung vertrat: „Wenn eine Lithografie signiert und die Auflage limitiert ist, ist es Kunst“, hat sich diese Auffassung langsam in der Öffentlichkeit durchgesetzt.

Wibke Bartkowiak: Früher war es auch so, dass es immer zwei Personen gab, die eine Sache anfertigten. Das ist der Grund, warum es zum Beispiel unter den alten Kupferstichen immer zwei Namen gibt. Der eine ist vom sogenannten Künstler und der andere vom sogenannten Handwerker. Die Person, die das Bild für die Vorlage zeichnete, wurde damals als Künstler betrachtet und die andere Person, die dieses Bild in den Kupfer stach, als Handwerker. Wir würden heute nicht mehr so denken, denn es ist auch ein Kunststück, einen Kupferstich anzufertigen und nicht nur die Zeichnung dafür zu machen.

Epoch Times: Wie kommt die Buchdruckkunst bei den Menschen an?

Herr Bartkowiak: Es weiß kaum jemand etwas über Druckverfahren. In der Schule macht man eventuell mal einen Linolschnitt, weiß aber deshalb nicht unbedingt, dass dies eine alte Technik aus der früheren Handwerkskunst des Buchdruckens ist. Und auch was es heute an Buchdruckverfahren gibt, basiert noch auf diesen alten Techniken. Wir hatten 2009 einen Stand auf der Frankfurter Buchmesse und boten dort unter anderem die Technik des Linolschnittes sehr anschaulich dar. Ein Besucher fragte die Künstlerin, die diesen anfertigte, ob sie ihn erfunden hätte. Das ist auch ein Zeichen dafür, dass die meisten Menschen in unserem digitalen Zeitalter wenig Bezug zu diesem traditionellen ursprünglichen Handwerk haben. Es gibt natürlich auch andere Situationen, dass Leute aus dem Druckgewerbe mit ihren Enkelkindern kommen und dann sagen: „Schau mal, an einer Maschine habe ich auch einmal gearbeitet.“

Epoch Times: Was möchten Sie in Zukunft weiter tun?

Frau Barkowiak: Wir sind eigentlich am Ende der „Buchkunstfahnenstange“ angelangt, oder!?

Herr Bartkowiak: Sind wir eigentlich nicht, wir sind nur ausgebremst! Wir haben den Sprung ins digitale Zeitalter noch nicht geschafft. Ich würde mir wünschen, dass unsere Webseite, auf der unsere Künstler ihre Werke veröffentlichen können, fertig gestellt wird. Denn jeder Kunsthandwerker, wie der Goldschmied oder der Töpfer, hat das Problem, dass er seine Meisterstücke nicht im Laden verkaufen kann, sondern nur auf Messen oder Webseiten. Es gibt jedoch keine internationale Plattform, in der man nach bestimmten Kriterien suchen kann, wie es beispielsweise bei Büchern der Fall ist. Also würde ich mir wünschen, dass wir zukünftig mit unserer Datenbank weitermachen können.

Frau Bartkowiak: Ich wünsche mir, noch weitere Buchmessen organisieren zu können, so wie diese Norddeutsche Handpressenmesse. Der Kontakt zu den Buchkünstlern und den Besuchern ist einfach wunderbar. Es ist sehr erfüllend und macht für beide Seiten sehr viel Freude.

Epoch Times: Vielen Dank für das Gespräch.

 

Ausstellungen:

„Zwiebelfische“, Jimmy Ernst x der chinesische Zirkel, Glückstadt – New York, vom 11.01.2011 bis  6.03.2011 im Museum der Arbeit, Hamburg

„Buch Druck Kunst“, 7. Norddeutsche Handpressenmesse, am 15.01.2011 und 16.01.2011 im Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, 22304 Hamburg

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