Große Sänger und ihre Gesangskultur in der Geschichte Chinas
Gab es im alten China herausragende Sänger? Manch einer mag das bezweifeln. Nach heutiger Ansicht stammt die Gesangsmethode des Belcanto aus dem Westen und legt besonderen Wert auf die künstlerische Wirkung des Ausdrucks und der Schwingung. Im alten China gab es keine Gesangstheorien. Das könnte zu der Vermutung führen, dass es nur im Westen hervorragende Sänger gab. Tatsächlich aber gab es im alten China viele sehr bemerkenswerte große Sänger.
Die Tang-Dynastie war der Höhepunkt der traditionellen chinesischen Kultur. In der Hauptstadt Chang’an gab es viele bekannte Sängerinnen und Sänger. Eine von ihnen war Xu Yongxin. In den „Annalen des Yuefu“ von Duan Anjie heißt es: Xu Yongxin war seit frühester Jugend sowohl eine hervorragende Sängerin als auch eine hervorragende Tänzerin. Beim Festival von Chong Yang sang sie auf dem Gipfel eines Berges und war meilenweit zu hören. Das machte sie berühmt. Xu avancierte zur kaiserlichen Hofsängerin. Noch heute gibt es in ihrem Heimatort beliebte Geschichten über sie. Die Spitze des Berges, auf dem sie seinerzeit gesungen hat, ist bekannt als „Gipfel der Schönheit“.
Eine Stimme, die hoch in den Himmel steigt
Eines Tages organisierte Kaiser Tang Xuanzong in seiner Residenz Qinzheng ein Festgelage für seine Untergebenen.
Zehntausend Personen nahmen daran teil. Es war so laut, dass man die Musik auf der Bühne nicht hören konnte. Dieser Lärm irritierte den Kaiser, der sich daraufhin in seinen Palast zurückziehen wollte. Da hatte der Eunuch Gao Lishi eine wunderbare Idee: nämlich Xu Yongxin zu bitten, zu singen, und damit alle zum Schweigen zu bringen. Und tatsächlich, als Xu anfing zu singen, schwiegen die lärmenden Gäste sofort. Die Stimme von Xu erhob sich hoch in den Himmel. Die Menge war mäuschenstill. Die Stimme der Sängerin berührte alle. „Die glücklichen Menschen wurden mutiger, und die traurigen waren weniger besorgt.“
Die Amateure singen mit ihrer üblichen Stimme. Verglichen mit der Methode des Belcanto ist die übliche Stimme schwach. Sie muss ausgebildet werden, um von allen in einer Menge von Menschen gehört zu werden.
Die Methoden der Berufssänger erlauben es selbst denen, die in einem Theater weit weg sitzen, die ausgebildete Stimme des Sängers zu hören. Als Xu Yongxin im Palast von Qinzheng sang, wurde sie dank ihrer außerordentlichen Stimm-Technik von mehr als zehntausend Menschen gehört.
Der Tonumfang von Xu war so enorm, dass er den der meisten Instrumente übertraf. Einmal veranstaltete der Tang-Kaiser einen Wettbewerb zwischen Li Mo und Xu Yongxin. Li Mo war berühmt für ihr Flöten-Spiel, ihr stand eine reiche Palette von Tönen zur Verfügung. In die hohen Töne einer Flöte können die Sänger gewöhnlich nicht folgen. Aber als LI,die Flötistin, die Sängerin Xu auf der Flöte begleitete, gelang es Xu, auch die höchsten Töne zu singen. Sie sang sehr viele Lieder, und Lis Flöte kam nicht über die Tonhöhe von Xu hinaus. Zuletzt explodierte die Flöte von Li Mo.
In „Anekdoten aus der Zeit von Tianbao und Kaiyua“ wird versichert, dass kein Musikinstrument die Schönheit von Xus Stimme übertraf. Selbst der Tang-Kaiser, ein wahrer Kenner und Liebhaber, konnte nicht aufhören, Xus Gesang zu loben: „Der Gesang dieser Dame ist Tausende von Goldstücken wert.“
Xu Yongxin war eine Meisterin des Gesangs, und in der Tang-Dynstie war sie nicht die Einzige. Da waren noch insbesondere Li Guinian, ein bekannter Sänger am Kaiserhof, und Nian Nu, ein berühmter Sänger in der Zeit von Tianbao.
Gesangstechnik und Qigong
Woran erinnerte der Gesang dieser bemerkenswerten Vokal-Künstler? Heutzutage wissen wir das nicht. Aber eines ist sicher: Sie verfügten über eine außerordentliche Gesangstechnik. In den „Annalen des Yuefu“ wird unter anderem betont, wie wichtig es beim Singen sei, das Qi einzusetzen. Es heißt darin: „Vor dem Singen sollte der Sänger sein Qi in Ordnung bringen.“ Das „Qi“ sollte aus dem inneren Unterbauch kommen. Nach Ansicht der modernen Sänger soll der Atem aus dem Dantian (Unterbauch) kommen.
Eine alte Lebensweisheit besagt: „Das Qi ist die Quelle (der Ursprung?) der Stimme und durch das Qi wird der beste Ton erzeugt. Das Wichtigste ist die Arbeit mit dem Qi.“ Der Bericht Guwu geschrieben von Wang Dehui und Xu Ranzheng in der Qing Dynastie präzisiert: „Um zu singen, muss man die vier Töne meistern [Anm. der die vier Tonlagen in der chinesischen Aussprache]. Der wesentlichste Punkt ist die Arbeit mit dem Qi.“
In alten Zeiten legte man beim Singen den Schwerpunkt auf das Qi. Das Qi bezog sich nicht nur auf den Atem, sondern auch auf viele andere Faktoren. Man bezog sich im Allgemeinen auf die Energie des Körpers und auf die Energie zwischen dem Himmel und der Erde.
Die „Kraft“ und das „Qi“, die man beim Singen einsetzte, ergänzten sich gegenseitig. In alten Zeiten kombinierte man die Gesangskunst mit der Kultivierung des „Herzens“, der Atemarbeit und dem Geist. Auch ist das Qi, das aus dem Dantian kommt, nicht nur einfach ein Atemzug. Das findet seine Bestätigung nicht nur darin, dass heutzutage viele Opernsänger Qigong üben. Man kann sagen, dass die alte chinesische Gesangskunst analog zu den Gesangs-Theorien des Ostens eng mit der chinesischen Tradition der Kultivierung verbunden war, obwohl sie ihre eigenen ethnischen und kulturellen Elemente hatte.
Von den bekannten Sängern der Tang-Dynastie seien Zhang Honghong, He Man, Kang Kunlun, Duan Shanben, He Huaizhi, Li Guaner, Cao Gang, Wei Chiqing und Wang Manu genannt.
In den anderen Dynastien gab es natürlich auch ausgezeichnete Sängerinnen und Sänger. Aber da die Tang-Dynastie der Höhepunkt der chinesischen Zivilisation war, gab es damals auch zahlreiche berühmte Sänger.
Zurzeit und ganz besonders im Verlauf der vergangenen 50 Jahre hat die chinesische Gesangskunst leider sehr gelitten und leidet noch immer. Aber glücklicherweise ermöglichen es internationale Wettbewerbe in chinesischem Gesang und die Compagnie Shen Yun Performing Arts mehr Menschen, diesen Bereich der chinesischen Kunst kennenzulernen, ihn zu schätzen und an der Kunst des alten China teilzuhaben. Am Horizont zeichnet sich eine Wiederbelebung des traditionellen chinesischen Gesangs ab.
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