Dieses mittelalterliche Dorf hat seine Häuser inmitten von riesigen Felsblöcken gebaut

In einer winzigen Siedlung unter einem Felsen zu leben, mag einsam klingen – und das ist es auch. Das kleine Dorf Monsanto liegt im dünn besiedelten Osten Portugals nahe der spanischen Grenze. Es ist von der Außenwelt ziemlich abgeschnitten und liegt buchstäblich irgendwo im Nirgendwo.
Titelbild
Blick auf das berühmte Dorf Monsanto, Portugal.Foto: iStock
Von 28. Oktober 2023

Auf einem Berggipfel, zweieinhalb Stunden nordöstlich von Lissabon, sind die Häuser dieses Dorfes mit den Felsen verschmolzen. Einige Häuser sind zwischen Steinen eingeklemmt, andere von massivem Granit umgeben und wieder andere unter Felsbrocken gebaut. Die winzige Stadt Monsanto hat sich in den vielen Jahren seines Bestehens kaum verändert.

Monsanto ist eine portugiesische Freistadt in Idanha-a-Nova, die für ihre Granithäuser berühmt ist und zwischen 1174 und dem Beginn des 19. Jahrhunderts der Hauptort des Concelho war. Foto: iStock

Die Burg von Monsanto

Diese felsigen Höhen waren vor Jahrhunderten begehrte strategische Positionen für kämpfende Armeen. Es heißt, dass die Tempelritter im 12. Jahrhundert die Burg von Monsanto (oder Heiliger Berg) errichteten.

Von ihr ist heute nur eine Ruine auf dem Gipfel erhalten, eine kurze Wanderung von der Siedlung entfernt. In noch früherer Zeit wurde das Gebiet von Römern besetzt, von den Westgoten erobert und von den Arabern eingenommen.

Heute ist der abgelegene Außenposten vor allem eine Touristenattraktion. Besucher aus aller Welt nehmen den langen Weg auf sich, um die besondere Stätte zu erkunden.

Inzwischen sind viele der früheren Einwohner von Monsanto weggezogen. Sie bevorzugen die niedrigeren, weniger felsigen Randgebiete, wo es mehr moderne Annehmlichkeiten gibt. In der Stadt hoch oben auf dem Hügel leben nur noch etwa 800 Menschen.

Die schöne historische Burgruine in Monsanto am Nachmittag. Foto: iStock

Charme der Stadt

Der Charme von Monsanto strahlt nach wie vor und zieht Menschen aus aller Welt an. Im Jahr 1938 erhielt die Stadt in einem Wettbewerb den offiziellen Titel „Portugiesischste Stadt Portugals“. Das Estado-Novo-Regime während der Militärdiktatur zwischen den 1930er-Jahren und 1974 förderte das ländliche Leben wegen der Landwirtschaft. Deshalb wurde die malerische, typisch portugiesische Stadt und elf weitere zu historischen Dörfern ernannt.

Die Gesetze verbieten heute größere Bauarbeiten oder Sanierungsmaßnahmen in der Stadt. Auch die bergige Landschaft selbst macht neue städtische Bauvorhaben schwierig.

Besucher müssen ihre Autos unten an den Felshängen parken und mühsam die steilen Kopfsteinpflasterstraßen zur Stadt hinaufgehen, oft unter der brennenden portugiesischen Sonne. Andererseits sind es genau diese Felsbrocken, die das architektonische Wunder von Monsanto hervorbringen – die wunderbare Verschmelzung von Mensch und Natur.

Die wunderschöne Altstadt. Foto: iStock

Wenn man zu Fuß durch die Stadt geht, die Straßen rauf und runter erklimmt, sind Häuser zu entdecken, die bis zu 500 Jahre alt und halb in den Fels gehauen sind. Manche Gebäude wirken, als seien sie zwischen zwei Steinen eingeklemmt. Andere werden scheinbar von riesigen, 200 Tonnen schweren Felsbrocken erdrückt.

Architektur und Natur sind harmonisch miteinander verbunden. Foto: iStock

Im Fall des Einfamilienhauses „Casa de Uma Só Telha“ ist die Redewendung „unter einem Felsen zu leben“ wörtlich zu nehmen. Eine lange Granitplatte dient dem Haus als Dach.

Das Restaurant „Petiscos e Granito“, das auf einem Felsvorsprung mit weiter Aussicht errichtet wurde, hat eine rote Tür. Diese sticht unter einem riesigen runden Felsen und mit einem Felsbrocken an seiner Seite hervor.

Rechts unten am Bild sieht man das Restaurant mit seiner roten Tür, von Steinbrocken umgeben. Foto: iStock

Ein lokales Sprichwort sagt: In Monsanto weiß man nie, ob das Haus aus dem Felsen geschaffen wurde oder der Felsen das Haus erschaffen hat.

Tradition und Feste

Die malerische Stadt ist zwar spärlich besiedelt, doch die Einwohner sorgen mit Festen und Folklore für Abwechslung. Touristen können ältere Einheimische in steinernen Hauseingängen sehen und von ihnen handgefertigte Musikinstrumente wie ein traditionelles viereckiges Tamburin namens Adufe oder bunte handgeflochtene Körbe kaufen.

Sie verkaufen auch kleine, gesichtslose Puppen namens Marafonas, die aus gekreuzten, mit Stoff umwickelten Holzstäben bestehen. Diese heidnisch inspirierten Puppen haben keine Gesichtszüge, sie sollen Schutzkräfte besitzen und die Fruchtbarkeit fördern. Traditionell wurden sie in der Hochzeitsnacht unter die Betten von Frischvermählten gelegt, um sie mit einem Baby zu segnen.

Die selbstgemachten Handpuppen sollen Schutz und Fruchtbarkeit bringen. Foto: iStock

Die Legende von der gemästeten Kuh

Eine andere Tradition geht auf eine lokale Legende zurück: Vor langer Zeit belagerten Eindringlinge die Burg von Monsanto ein Jahr lang. Die Bewohner des Dorfes hatten nur noch eine Kuh und einen Sack Getreide. Sie waren fast gezwungen, sich zu ergeben.

Doch anstatt ihre Vorräte zu rationieren oder aufzugeben, versuchten die Anführer der Stadt eine andere Strategie: Sie fütterten die Kuh mit dem gesamten Getreide und warfen anschließend das gemästete Rind die Mauer herunter. Dort platzte es vor der Armee in einem grausigen Schauspiel. Die Feinde waren entsetzt – und voller Ehrfurcht, dass die Dorfbewohner anscheinend noch genügend Vorräte besaßen. Die Invasionsarmee brach daraufhin frustriert die Belagerung ab und zog sich zurück.

Heute feiern die Einwohner Monsantos diesen Sieg mit einem jährlichen Fest. Am ersten Sonntag im Mai erklimmt eine Dorfbewohnerin die Burg mit einem Topf voller Blumen – anstelle einer Kuh. Sie zerschlägt diesen dann an den Mauern feierlich, sodass es Blumen regnet.

In der winzigen Stadt Monsanto, die so weit abseits der Pfade liegt, ändert sich kaum etwas. Die Angst, dass die Stadt eines Tages aussterben könnte, ist durchaus vorhanden. Doch einige, die immer noch am Steilhang leben, haben ihre Häuser so umgestaltet, dass sie Touristen anziehen.

Aus den einst mittelalterlichen Behausungen sind Pensionen, Restaurants und Cafés geworden. Vielleicht kann die Stadt mit ihren neuen Unterkünften und Attraktionen, gepaart mit dem alten Charme und geheimnisvollen Flair, so überleben.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: This Medieval Village Has Its Houses Built Inside Giant Boulders—And It Looks Unreal (deutsche Bearbeitung nh).



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